Sonntag, 31. Dezember 2017

Silvesteransprache: Schicksalsstunden einer Kanzlerin


Die traditionelle Silvesterrede* zur Lage der Nation - für Bundeskanzlerin Angela Merkel immer eine Gelegenheit, Trost zu spenden, Abgehängte selbst bis hinunter ins tiefdunkle Sachsen mitzunehmen und angesichts unvermeidlicher Fehler, die geschehen müssen, wo Menschen handeln, Besserung zu versprechen. In diesem Jahr stand die traditionelle Ansprache jedoch unter besonderen Vorzeichen: Erstmals gibt es Sekundarschülerinnen und -schüler, in deren Leben niemals irgendjemand anderes die Silvesteransprache gehalten hat als die mächtigste Frau der Welt.

Mit Spannung wurde deshalb erwartet, wie sich die Führerin des freien Europa diesmal zu den aktuellen Krisenthemen äußern würde. Tatsächlich verlor Merkel nicht viel Zeit, sprach schon in ihrer Einleitung von einer "schicksalsträchtigen" Ära, in der sich der gesamte Kontinent durch die Machtübernahme Donald Trumps befände, während Deutschland unter ihrer Führung mit ruhiger Hand sicher durch die massiven außenpolitischen Verwerfungen laviere. 

PPQ dokumentiert die wegweisende Rede Angela Merkels als Teil des inklusiven Schulprojekts "Blog ohne Rassismus, Blog mit Courage".

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger, liebe Schonlangehierlebende, liebe Neuzuuns-und Zukurzgekommene,

Sie werden mir gestatten, dass ich Ihnen für das Jahr 2018 alles Gute, alles Erfreuliche wünsche. Sowohl für die Arbeit, denn ohne sie kommen wir natürlich nicht aus, als auch für die Freizeit. Ebenso für die Bewältigung der geistigen wie auch der körperlichen Anstrengungen., die nicht aufhören, so lange ein Puls in uns allen schlägt.

Wir schauen zurück auf ein Jahr voller Herausforderungen, die wir gemeistert haben. So gemeistert, dass uns die ganze Welt beneidet. Deutschland ist heute sicherer, wohlhabender und es wird besser regiert als die meiste Zeit seiner Existenz bis hierher.

Beste Regierung aller Zeiten


Doch das ist noch nicht das Ende, der Kampf geht weiter. Wir werden auch 2018 einen Plan zu erfüllen haben, der uns hilft, eine neue Sprosse auf der Leiter des Umbaus unseren Landes zu einer weltoffenen Gesellschaft, eingebettet in die festen Grenzen einer europäischen Wertegemeinschaft ohne Obergrenzen zu erklimmen. Die Gemeinsamkeit mit den Partnerstaaten wird unseren Lebensstandard weiter erhöhen und unsere Republik politisch, ökonomisch, kulturell und auch militärisch weiter stärken und festigen.

Wichtig ist der Beitrag aller. Derer, die schon immer hier leben, wie auch derer, die erst vor kurzem zu uns geflüchtet sind, um unsere Probleme in der Altenpflege und beim Mechanikernachwuchs zu beheben. So leisten wir alle einen sehr wichtigen Beitrag zur Festigung der europäischen Sicherheit und damit für die schwarze Null, die wir als Bundesregierung unabhängig von Nato-Vereinbarungen auf die Agenda gesetzt haben.

Vor einigen Jahren gab es manchen Zweifler, der fragte, ob es denn wirklich wahr sei, dass der Aufbau eines einigen Europas uns zu immer größeren Erfolgen führt. Die Beweise mussten erst erbracht werden, auch die Gründerväter der EU, ich nenne hier in großer Dankbarkeit Helmut Kohl und Francois Mitterand, wussten es nicht genau.

Gegen das Geheul der Feinde


Heute können wir sagen, ja, wir haben sie erbracht! Erbracht gegen das Geheul unserer Feinde, die uns jede nur mögliche Schwierigkeit in den Weg gelegt hatten, und auch gegen den Zweifel einiger unserer Bürger in Sachsen, die sich vom Geheul unserer Feinde verwirren und kleinmütig machen ließen. Einige Dutzend solcher Leute gibt es sogar heute noch in unserer Republik, obwohl wir die Finanzkrise bewältigt, die Banken gerettet und die Renten erhöht haben.


Das sind die für jeden Einzelnen spürbaren Erfolge des Jahres 2017, die ganz besonders den Durchbruch der Idee des Friedenskontinentes in jedes Herz, in jeden Kopf gepflanzt und diese Idee gefestigt haben.

Wir haben heute nicht den geringsten Zweifel daran, dass wir 2018 noch mehr Erfolge durch die Arbeit jedes Einzelnen und unserer europäischen Gemeinschaft erringen werden. Warum haben wir keinen Zweifel? Weil wir mit Recht annehmen können, dass wir durch unsere individuellen und gemeinsamen Erfahrungen auf allen Gebieten unseres Lebens in den vergangenen zwölf Monaten – Stichwort Jamaika - noch klüger, noch schöpferischer, noch kompromissbereiter als im vergangenen Jahr sein werden.


Fortschritt zieht die Fortschrittlichen an


Immer mehr Bürger unserer Bundesrepublik sehen das ein und bringen sich ein, sie werden Schrittmacher, und die Verbindung der Schrittmacher mit jenen, die es noch werden, gestaltet sich immer enger. Viele Eintritte verzeichneten unsere Freunde von der SPD, auch in meiner Partei, der CDU, regt sich etwas. Das muss uns keine Angst machen. Das Fortschrittlichste zieht die Fortschrittlichen an! Genau das hat sich meine Regierung vorgenommen. Dazu müssen auch überkommene Rituale in Politik und Verbänden überwunden werden.

Pegida, AfD, Hetze und Hass bleiben zurück. Wir werden von der Wissenschaft und ihrer Anwendung auf allen Gebieten unseres Lebens immer stärker beeinflusst und dadurch klüger. Stichwort Algorithmen, Stichwort soziale Netzwerke und ideologische Blasen. Wir begreifen immer besser, dass wir auf dem großen geschichtlichen Marsch zur Vollendung einer historischen Idee als Pioniere einer Nation ganz neuer Prägung handeln: Ohne Nationalismus, ohne gemeinsame Sprache, ohne gemeinsame Medien, ohne gemeinsamen Demos, aber mit einheitlicher Währung, einer Kommission, in die jede frühere Nation friedlich ihren Kommissar entsendet, und einer Wahl, die für 2019 schon fest eingeplant ist.


Wir können stolz sein


Ohne unbescheiden zu sein, ohne prahlen zu wollen und ohne die großen Aufgaben zu unterschätzen, die wir noch zu lösen haben: Jeder einzelne von uns und unsere ganze Gesellschaft können stolz darauf sein, dass wir zum ersten Mal seit dem 2. Weltkrieg wieder siegreich nicht nur an der Heimatfront, sondern auch auf anderen Kontinenten sind. Deutsche Truppen stehen in Asien, in Afrika, in Süden Europas, auch der neue Bundestag hat das gleich in seiner ersten Sitzung demokratisch so für gut befunden und neue Kriegskredite bewilligt, mit den Stimmen der SPD diesmal, was für eine gewachsene Gemeinsamkeit seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts spricht.


Sie werden wohl einverstanden damit sein, dass ich sage, dass wir alle hier in der amtierenden Bundesregierung auch weiterhin alles tun wollen, um die Hetzer, Hasser und Zweifler davon zu überzeugen, dass es ihre moralische Pflicht und ihre nationale Klugheit sein müsste, 2018 von ihren verlorenen Posten aufzustehen und sich fest mit uns zu verbünden, um unten in Sachsen, aber hier und da auch in den alten Bundesländern, endlich diejenigen für immer zu schlagen, die den Fortschritt hindern und den Frieden in Gefahr bringen.


Solidarität mit allen


Wenn wir nun Silvester feiern und uns bei Likör und Wein Gedanken über das Jahr 2018 machen, dann vergessen wir nicht unsere Pflicht zur Solidarität mit all jenen, die als Opfer unserer Lebensweise die Zeche zahlen für den Ressourcenverbrauch, den wir, aber vor allem auch der  schmutzige amerikanische Imperialismus verschuldet. Zugleich gedenken wir denen von uns, die von Diktatoren und faschistischen Regierungen gemartert, in die Gefängnisse geworfen wurden und deren Leben so bedroht ist. Dennis Yücel ist uns allen ein Begriff und ich verspreche Ihnen, wir werden nicht innehalten, bis er wieder hier bei uns in einer seiner beiden Heimaten angekommen ist.

In diesem Sinne lassen Sie uns das Glas erheben, zu Hause, in der Familie, mit Kindern, in der Schule, am Arbeitsplatz, mit Kranken, mit Behinderten, mit bei uns lebenden Ausländern, in Vereinen, in Selbsthilfegruppen, in Bürgerinitiativen, in Kirchen und vielem mehr. Auf den Sieg des Fortschritts und des Friedens in der ganzen Welt!

(*Nach Motiven einer Silversteransprache von Erich Weinert)



2 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Liebe Drittgeschlechtliche ...

Anonym hat gesagt…

Umvolkung fast erreicht.
Merkel glücklich!