Mittwoch, 6. Juni 2018

Freidemokratischer Badespaß

In der FDP-Fraktion des Deutschen Bundestages herrschte großes Amüsement. Ein unbekannter Dieb hatte der früheren Grünen-Chefin Claudia Roth in der vergangenen Woche beim Baden die am Ufer zurückgelassene Kleidung gestohlen. Wie die „Märkische Allgemeine“ (MAZ) berichtet, war die Bundestagvizepräsidentin am frühen Dienstagabend in der Nähe ihrer Wohnung in einen See gestiegen, um sich bei 32 Grad Lufttemperatur abzukühlen. Während die 63-Jährige schwamm, schlich sich der spätere Täter an und griff sich den weiten Kaftan mit bunten Blumen, in dem Roth zum inoffiziellen Strand gekommen war.

Roth bemerkte nicht einmal, wie der unbekannter Mann am Ufer die Kleidung der ehemaligen Grünen-Chefin zusammenraffte und weglief. Dabei rief er laut späterer Zeugenaussagen: „Ökos brauchen keinen Badespaß“. Dann verschwand er. „Ein oder zwei Unbekannte haben meine Sachen gegriffen, als ich im Wasser war“, sagte die immer noch geschockte und traumatisierte Roth eine Woche nach dem Vorfall. Sie habe Glück gehabt, dass sie in einem Badeanzug unterwegs war. "Wie wäre ich sonst wohl nach Hause gekommen?"

Bilder, die kurz nach der Tat entstanden, zeigen die Politikerin am Strand, offenbar nach dem Täter suchend.Auf einem Foto einer Zeugin ist Roth nur mit Badeanzug bekleidet in Polizeibegleitung zu sehen. Eine Polizeisprecherin sagte der MAZ: „Aufgrund einer durch den bislang unbekannten Täter getätigten Äußerung kann ein politischer Hintergrund der Tat nicht ausgeschlossen werden. Aus diesem Grunde hat der polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen übernommen, die derzeit weiter andauern“. Gegen den unbekannten Dieb sei Strafanzeige wegen Diebstahls gestellt worden.

Neben zahlreichen Journalisten, die wie Tilo Jung ganz objektiv einen "Höhepunkt des bisherigen Sommers" ausmachten, obwohl der erst am 21. Juni beginnt, begrüßte auch die FDP den Übergriff auf die politische Gegnerin allerdings ausdrücklich als lustigen "Badespaß". Wer wie die Grünen Kritik an der FDP übe, um sich selbst zu profilieren, dürfe entmenschlicht und auch als Opfer einer Straftat öffentlich verhöhnt werden. Auch Zeugen des Geschehens äußerten sich zufrieden: "Wir waren in der Nähe und haben die Polizeipräsenz gesehen - es war ein großartiger Tag", zitiert die MAZ eine Zeugin, die den Kaftandieben die Daumen drückt. "Das ist hoffentlich ein Denkzettel für diese Verbotspartei", sagt sie, "vielleicht ändern die Grünen ja nun endlich mal ihre Ansichten."

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Nein, ist das wieder zynisch und menschenverachtend. Und dazu noch "schiebt den Wal zurück ins Meer" zu rufen.

Wer bis zum aufrüttelnden Text von PPQ nicht gemerkt hat, daß Klamottenklauen völlig unterschiedlich bewertet wird, je nachdem wem die Klamotten geklaut werden, der lernt es auch nach dem Lesen dieser Fleißarbeit nicht mehr. Ebenso werden ja auch Angriffe auf Eigentum, Leib und Leben bewertet, je nachdem, ob ein linker Kurde Kopfschmerzen bekommt, eine Jutta Ditfurth davon schreibt, sie hätte ein Erlebnis in einer Bahn gehabt oder ob ein AFDler ins Krankenhaus geprügelt wird, völlig anders eingeschätzt.

Im Kampf gegen das Böse darf das Gute nicht zimperlich sein, weil sonst der Gauland siegt. Jetzt war er halbnackt und die freiheitlich demokratische Grundordnung ist für dieses Mal gerettet. Aber wehe, wenn er wieder vollständig bekleidet ist.

Von den Linken möchte ich aber niemanden halbnackt sehen. Frau Drohsel sah vor Jahren noch nett aus.

Gernot hat gesagt…

Das mit dem Diebstahl dürfte auch nur bei Roths schönen Sachen zutreffend sein. Bei Gaulands Uniform fehlt den Tätern die "rechtswidrige Zueignungsabsicht", wetten?
Bleibt nur Verschmutzung öffentlichen Straßenlandes oder des Waldes oder so, wenn sie seine Sachen irgendwo weggeworfen haben; das ließe sich mit € 20,- Verwarnungsgeld erledigen. Eventuell wäre aber auch ein Preis für Zivilcourage angemessen.

Man kennt diese Rechtsauslegung vom Abhängen und "Entsorgen" von Nazi-Wahlplakaten.