Dienstag, 28. Januar 2020

Strompreis-Sprachregel: Der Rekord, den niemand will

Grafik Strom Deutschland 2007 bis 2019
Mehr als 50 Prozent Plus in nur zwölf Jahren: Der deutsche Strompreis hält einen einsamen Weltrekord.

Wenn sich ein bittere Wahrheit nicht mehr leugnen lässt, dann muss sie relativiert werden, damit nicht draußen im Lande irgendwann doch Leute auf die Barrikaden gehen. Getreu dieser Devise und getreulich dem guten Rat der Experten der Bundesworthülsenfabrik (BWHF) in Berlin hatte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in dieser Woche ein offenes Geständnis abgelegt. Deutschland habe heute – gemeinsam mit Dänemark – "die höchsten Strompreise Europas", sagte der CDU-Politiker und vermied damit geschickt das eigentliche Geständnis: Deutsche Stromkunden zahlen für Elekrtroenergie nicht etwa gemeinsam mit Dänemark die höchsten Preise. Sondern sie tun das ganz allein und mit deutlichem Abstand zum zweitplazierten Dänemark.

Dass Altmaiers Sprachgebrauch keinem Augenblickseinfall folgte, sondern Kalkül war, zeigte der wenig später folgende Auftritt Angela Merkels beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos. Dort hielt die Kanzlerin eine Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede eigener Art, sie msprach viel von Transformation und MIOtnehmen, von einem Abschied von allen gewohnten Lebensweisen und vom Umbau Deutschlands und - nachfolgend - der ganzen Welt zu einem CO2-neutralen Lummerland. Mittendrin aber dann der Satz, dass "Deutschlands Bürger über die EEG-Umlage mit den höchsten Strompreis in Europa“ trügen. Mit, so Merkel, die Dänemark zwar nicht erwähnte, aber nahelegte, dass es eine ganze Reihe von Ländern gebe, in denen Bürger so hohe Strompreise zahlen müssen wie in Deutschland.

Das ist nicht der Fall, wie selbst eine Bundesregierung, die über Fachabteilungen in verschiedenen Ministerien verfügt, herauszufinden in der Lage sein müsste. Dass sie es nicht tut oder aber getan hat, die Ergebnisse jedoch verschweigt, belegt, dass Formulierungen wie "Deutschland hat schon auch recht hohe Strompreise" oder "Deutschland zahlt mit die höchsten Strompreise"kein Zufall sind. Die Sprachregelung, inzwischen eingesickert in den Volksglauben, ist nicht falsch, erspart aber die Wahrheit. Provinzpolitiker beten sie nach, Medien nutzen sie gern, selbst Kritiker der Entwicklung relativieren damit eine Entwicklung, an der es eigentlich nichts zu relativieren gibt.

Doch gezielt vermeiden Regierungsvertreter und Medien schon seit dem deutschen Sprung auf den Strompreisthron jede Würdigung des Titelgewinns im Energiebereich, auf den doch 83 Millionen Menschen so stolz sein könnten. Schließlich ermöglichte  der von Angela Merkel erwähnte Zahlungsstrom der Deutschen von "30 Milliarden Euro Stromkosten pro Jahr" (Merkel) die "Förderung von Technologien, die nun in andere Staaten verkauft werden".

Wobei es sich in Wirklichkeit natürlich um 177 Milliarden Euro im Jahr handelt.

6 Kommentare:

Saupreiß hat gesagt…


Jedes demokratische Volk bekommt die Preise, die es im Wahllokal bestellt.

Warum der Michel so geil auf diese Teuerungsrekorde ist, mögen Psychologen erforschen.

Anonym hat gesagt…

Merkels Kombination aus Dummdeutsch und dem manisch präzisen Umschiffen jeder Klarheit funktioniert nur durch die Symbiose der Regierung mit den Medien.

Anonym hat gesagt…

Der Michel hat durchaus kein Monopol auf kollektive Blödigkeit, für solche gibt es frühere und gegenwärtige Beispiele aus aller Welt. In diesem oder jenem Punkt ziehen z.B. die Engelländer, die Franzosen, die Schweden, oder unsere hehren Befreier entweder gleich, oder sind recht oft noch viel weiter.
Nichts für ungut, diese quasi Selbstgeißelung ist recht bedenklich, auch kommt sie nicht von allein bzw. aus uns selbst.
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Jodel hat gesagt…

Selbstverständlich pflegt jedes Volk irgendeinen Spleen. Wo Menschen sind da menschelt es.
Auch mag es wahr sein, das in dem ein oder anderen Punkt ein Volk im Bereich der kollektiven Verblödung weiter sein mag.
Es gibt aber wohl weltweit derzeit keine Nation außer uns die auf so vielen, wenn nicht allen, Punkten der Selbstschädigung führend oder mit vorn dabei ist.

Wir sind die Meister beim Strompreis und dem zwangsfinanziertem Rundfunk. Beim Benzinpreis sind wir nicht weit dahinter. Wir sind führend, oder fast, bei Steuern und Sozialabgaben.
Und statt einer Senkung packen wir die CO²-Steuer noch obendrauf. Gleichzeit haben wir ein so kompliziertes Steuerrecht, das es selbst die Fachleute nicht mehr komplett erfassen können. Wir haben mit die Höchsten Kosten für Gesundheit, obwohl die Leistungen nur Mittelmaß sind. Wir lassen unser Militär, unsere Straßen und Brücken vergammeln. Wir führen eine Zensur im Internet ein die jedem autokratischen Regime zur Ehre gereicht. Wir senken die Anforderungen in den Schulen und fluten mit den Abiturienten ohne Wissen die Geisteswissenschaften an den Unis. Jeden Tag gibt es eine neue Professorenstelle für Gender und kritische Weißseinsforschung. Wir opfern unsere sichere Energieversorgung auf dem Altar der Energiewende. Wir schreddern unsere letzten verbleibenden Industriezweige, bei denen wir weltweit führend sind, mit irrwitzigen Auflagen. Wir haben weltweit die einzigen Dieselfahrverbote. Wir halten gute Beziehungen zu Greta wichtiger als die zu Donald Trump. Wir lassen jeden ohne Prüfung von Gründen und Können in unser Land einreisen, weil wir unsere Grenzen angeblich nicht mehr schützen können. Die übergroße Mehrheit dieser Einwanderer wird deutlich mehr Leistungen von unserem Staat beziehen als einzahlen. Das Parlament muss man hierzu nicht einmal mehr befragen, da es alternativlos ist. Mit Target II lebt halb Südeuropa auf unsere Kosten ohne das wir von dem verliehenen Geld jemals etwas wiedersehen werden. Gleichzeitig hat Luxemburg das gleiche Stimmrecht wie wir in der EZB. Im Europaparlament vertritt ein deutscher Abgeordneter 850.000 Einwohner, der aus Malta nur 66.000. Wir können nicht einmal mehr einen Provinzflughafen bauen.
Das sind nur die Punkte, die mir auf die Schnelle einfallen. Mit ein bisschen Nachdenken könnte ich diese Liste ohne Probleme seitenweise fortsetzen. Wir leben derzeit nur von der Substanz, die unsere Vorgänger geschaffen haben.
Und jetzt zeigen Sie mir bitte ein Volk das in allen diesen Punkten genau so umfassend wie wir Richtung kollektiven Selbstmord unterwegs ist. Es mögen alle ein wenig an dem Ast herumsägen auf dem sie sitzen. Aber nur wir sind dabei, gleich mit der Motorsäge den kompletten Baum zu fällen. Und statt zu erschaudern, kann es unsere Elite kaum erwarten bis es endlich soweit ist.

Anonym hat gesagt…

@ Jodel: Durchaus. Im Schreddern der eigenen Industrie z.B. gebührt uns derzeit die Siegespalme, wobei noch die Frage ist - oder eher nicht - WER das eigentlich einrührt.
Und die Frage, wer "Wir" eigentlich ist. Im Femi-Irrsinn sind aber andere weiter, und andere wiederum im Fluten mit feindlich gesonnenen Bambusenvölkern.
Diese krankhafte Selbstkasteiung, angesichts der Lage nicht ganz unangebracht oder besser nicht ganz unverständlich, wurde und wird von interessierter Seite erzeugt und befeuert.

Jodel hat gesagt…

@Anonym
Zum Ersten:
Gute Frage. Wer ist wir? Es sind für mich unsere Eliten und Meinungsführer. Durch die Dauerberieselung von öffentlich-rechtlichem Rundfunk, plus eines Großteils der Privaten Anbieter steht auch eine solide Mehrheit der Deutschen zu diesem wir. Ich zähle mich und das restliche Häuflein störrischer Wutbürger explizit nicht zu diesem wir. Aber was nutzt mir das. Mitgefangen Mitgehangen

Zum Zweiten:
Wenn wir uns nur eine überschaubare Anzahl von totalen Fehlentscheidung leisten würden, sähe ich auch kein Problem. Wie sie sagen, das Leisten sich andere Länder auch.
Wir mögen vielleicht auch nicht in jedem Punkt führend sein. Wir sind aber eben leider bei wirklich allen Punkten vorn mit dabei. Und wo wir noch nicht führend sind, geben wir uns alle Mühe der neue Spitzenreiter zu werden.
Andere mögen beim Feminismus weiter sein, wieder andere bei der Einwanderung kulturell nicht passender Personen. Aber soweit ich das sehen kann, machen nur wir bei absolut jedem Irrsinn mit. Bei den anderen Völkern sorgt der Selbsterhaltungstrieb und Patriotismus dafür, das die negativen Entwicklungen in einem Bereich, meist mit positiven Entwicklungen in anderen Bereichen kompensiert werden. Oder der Leidensdruck wird so groß, dass eine Kurskorrektur durch einen Regierungswechsel erzwungen wird.
Dies ist aber bei uns nicht in Sicht. Eine Korrektur wird einfach von zu wenigen gewünscht. Wir sind nun einmal die "bis zum bitteren Ende" Nation. Das macht uns keiner nach. Und genau so wird es wohl auch diesmal enden. Korrigiert wird bei uns erst, wenn wirklich alles im Arsch ist.
Ich empfinde unseren derzeitigen Zustand daher nicht als krankhafte Selbstkasteiung sondern als ganz realen Niedergang einer Hochkultur durch allgemeine Dekadenz. Der point of no return ist meiner Meinung nach für unser Völkchen leider schon überschritten. Genießen wir also die letzten Tage im Sonnenschein bevor das Gewitter losbricht.