Sonntag, 8. März 2020

HFC: It ain't Isi

Marcel Hilßner trifft - erste Tor für den Winterneuzugang und erster Punktgewinn des HFC, seit er in Halle spielt.

Es könnte an Anthony Syhre gelegen haben, dass nicht mehr lief beim HFC. Oder an Janek Sternberg. oder eben an Marcel Hilßner. Seit die drei Neuzugänge aus der Winterpause, geholt, um die Aufstiegspläne des HFC umzusetzen, in Halle spielen, gelang den Rotweißen jedenfalls gar nichts mehr. Kein Punkt, zuletzt nicht einmal mehr ein Tor. Eine bis kurz vor Weihnachten gefürchtete Mannschaft fiel vor aller Augen förmlich auseinander. Und zurück von Platz 1 mitten in die Abstiegsplätze.

Gerade für die drei Neuen muss es ein Alptraum sein. Satt zu neuen Ufern aufzubrechen, taumelten sie mit gen Regionalliga. Torsten Ziegner, der inzwischen entlassene Trainer, konnte den Absturz nicht aufhalten. Auch sein Nachfolger Ismail Atalan scheiterte im ersten Anlauf beim Auswärtsspiel in Großaspach an der Aufgabe, irgendeine Art Struktur in einer hühnerhaufenhafte Mannschaft zu bekommen, deren Verunsicherung für einen Blinden zu sehen ist.

Gegen Ingolstadt, einen der finanziell ganz anders gepolsterten Vereine aus der mittlerweile durchweg altbundesdeutsch geprägten Spitzenetage der 3. Liga, muss nun irgendetwas kommen, soll der Abstieg noch verhindert werden. Atalan, überall nur Isi genannt, tut in der Vorbereitung Erstaunliches. Abgesehen von Jannes Vollert,  Antonios Papadopoulos und Florian Hansch steht zu Spielbeginn kein Neuzugang aus dem Sommer auf dem Platz, abgesehen von Anthony Syhre ist auch kein Winterzugang auserkoren, das Ruder herumzureißen.

"Isi" Atalan holt einen Punkt bei seiner Heimpremiere.
Die Spieler aus Torsten Ziegner erster Saison in Halle sollen es richten: Eisele, Kastenhofer, Landgraf, Mai, Bahn, Sohm und Fetsch tragen die Erinnerung an Tage mit sich, in denen sie in Halle glaubten, hier wachse etwas Großes. Und ein bisschen ist es auch wieder so: "Sieg oder Spruchband" drohen die Fans und der HFC spielt zu Beginn, als seien nicht die Gäste die, die um den Aufstieg spielen. Isi Atalan hat aber auch alles durcheinandergewirbelt, was Ziegner noch von der alten Ordnung übriggelassen hatte: Abwehrchef ist Vollert, vielleicht aber auch Syhre, man weiß es nicht genau, denn der HFC spielt wieder mit einer Viererkette. Aber ohne Sebastian Mai, der den Sechser im Mittelfeld gibt, abgesichert von Papadopoulos, der als eine Art Libero vor der Abwehr für zusätzliche Stabilität sorgen soll.

Die Marschroute nach 20 Gegentreffern in den zurückliegenden sieben Partien ist klar: Bloß nicht wieder gleich hinten liegen, bloß nicht wieder die Nummer mit dem offenen Messer, bloß nicht wieder gleich einem Rückstand hinterherlaufen. Atalans Plan war bei der Premiere in Großaspach fast aufgegangen, statt wie unter Ziegner vier, fünf oder sechs Gegentreffer zu schlucken,verlor der HFC durch ein einziges. Heute soll die Null hinten stehen und vorn sollen Bahn, Sohm und Fetsch irgendeine Chance nutzen.

Da ist sie. Ingolstadt, vor Anpfiff seit 400 Minuten ohne Tor und im Begriff, wie der HFC aus allen Aufstiegsträumen gerissen zu werden, tut nicht viel nach vorn, weil jeder Gegner des HFC mittlerweile weiß, dass das in Halle nicht nötig ist. Es reicht, hier im richtigen Moment einen schnellen Konter zu fahren, um drei Punkte mitzunehmen.

Entsprechend gut sehen die Gastgeber aus. Fast wie früher drückt der HFC, Fetsch hat die erste hundertprozentige Chance, Mai dann die zweite und Sohm noch eine. Einen Elfmeter, als Sohm im Fünfmeterraum zu Boden getreten wird, bekommt Atalans Mannschaft nicht. Wäre noch September, stünde es in zur Halbzeit trotzdem schon 2:0 für den HFC.

Im März aber geht es mit einem 0:0 in die Kabine und die knapp über 6.000 Heimfans, die bereit sind, den bitteren Trunk zu schlürfen, der im Abstiegskampf serviert wird, sind es sogar zufrieden. Kein Rückstand, erstmals seit zehn Spielen. Ein Anfang, so bescheiden sind sie geworden an der Saale.

But it ain't easy, wie der auf der Bank  schmorende Amerikaner Terrence Boyd sagen würde. Erst kommt ein Lattenschuss von Fetsch, dann ein Ballverlust von Mai, dem so gut wie nichts wirklich gelingt. Und obwohl der HFC den folgenden Konter mit vier Spielern in der Abwehr erwartet, die sich um nur drei Ingolstädter kümmern müssen, gelangt der Ball zu Elva, der kurz und schmerzlos für die gewohnten Verhältnisse sorgt.

Wieder ein Rückstand, wie immer. In den letzten zehn  Spielen war das so, der Anfang vom Ende jeder Hoffnung war immer ein 0:1 und das Ende des Endes ein weiterer Schritt abwärts, wo der vormalige Fast-Aufsteiger die Formtabelle der 3. Liga souverän unterdessen nahezu uneinholbar von hinten anführt.

Glücksausbruch in der Nachspielzeit.
Sie beißen jetzt und sie kämpfen, Isi Atalan bringt Boyd für Fetsch und das gefällt der Kurve gar nicht, dann kommt Hilßner für den überforderten Hansch  und Mast für Kastenhofer, der seine Sache gut gemacht hat, aber nun für mehr Offensivpower geopfert wird. Mai rückt eine Ebene nach vorn, bleibt aber blass und steif, Mast bringt Betrieb auf links, Sohm auf rechts. Doch jedes Mal ist da ein Bein dazwischen, ein Ball zu lang, ein Zuspiel zu heftig. Kaum kommt der HFC, der das Spiel bestimmt, noch zu Chancen. Würde Ingolstadt seine Konter gelassener ausspielen, wäre der Deckel drauf.

Aber noch ist es nicht soweit. Und diesmal kommt es auch nicht dazu. Nach einer Ecke nämlich, schon weit in der Nachspielzeit, segelt eine Kopfabwehr der Gäste zu Marcel Hilßner, der aus 18 Metern flach draufhaut. Keine Chance, eigentlich, sondern ein Schuss mit Erfolgsaussichten etwa so hoch wie die Aufstiegshoffnungen des HFC, der in diesem Moment zwölf Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz hat.

Aber wie das so ist, manchmal: Hilßners Verzweiflungsversuch passiert Freund und Feind und schlägt unten rechts im Tor ein. 92. Minute, es ist Marcel Hilßners erstes Tor für den HFC, und es sorgt dafür, das er zum ersten Mal nicht als Verlierer vom Platz gehen muss. Ein Happy End, das besser zum Anfang von etwas Neuem werden sollte. But that will not be easy Isi.

Der HFC hat de letzten zehn Spiele verloren, aber seine Fans nicht den Humor.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Doch weil Meier, dieses Roß, einen Elfer glatt verschoß, gibt es nachher sehr viel Stoff, zur Debatte und zum Soff.
Fotbåll är för pöbeln. Es gibt bessere und mehr praxisbezogene Leibesübungen.