Montag, 4. Mai 2020

Immunitätsausweis: Teile und herrsche

Der Gesellschaft droht eine Spaltung entlang der Antikörper.

Wie werden sie sich gegenseitig nennen, die einen und die anderen? Die, die ES (Stephen King) schon hatten, glücklich überlebt. Und die, die noch darauf warten und hoffen, dem Schlimmsten entgehen zu können? Immis die einen, nach dem Begriff immun? Und Potis die anderen, nach "potenzielle Opfer"? Annis, weil noch ansteckbar? Und Unnis, weil unerreichbar für Corona?

Noch hat die Bundesworthülsenfabrik keine Vorschläge gemacht, wie die sich anbahnende Spaltung der Gesellschaft in die, die sich für Covid-19 nicht mehr interessieren müssen, und die, die immmer noch gebannt auf die steigenden und sinkenden Kurven der Statistiken des Robert-Koch-Institutes starren, sich verbal trennen lassen. Aufkleber? Aufnäher? Masken mit einem großen I für immun und einem großen C für Coronaerwartungsbürger? Gesundheitsminister Jens aber, dem im Zuge der Krise von übelmeinenden Unruhebürgern Zögerlichkeit und zu spätes Handeln vorgeworfen worden war, kümmert sich aber diesmal frühzeitig um eine Regulierung der absehbaren Virenlast, die die Gesellschaft tiefer zu spalten verspricht als die unterschiedlichen Vorstellungen über Kontaktsperren, Ausgangsverbote und der Zeitplan möglicher Lockerungsübungen es vermochte.

In wenigen Wochen schon wird niemand mehr begründen können, weshalb ein Kneiper, der seine Corona-Infektion hinter sich gebracht hat, nicht Gäste bewirten können sollen darf, die ihre Infektion ebenfalls überstanden haben. Hoteliers, die nicht mehr infiziert werden können, weil sie es schon waren, werden fragen, weshalb sie nicht Gäste beherbergen dürfen, die ebenfalls immun sind, immune Musiker werden Konzerte vor einem immunen Publikum spielen wollen, und immune Prostituierte werden verlangen, ihrem Gewerbe wieder nachgehen zu können, wenn ihre Kunden ebenfalls immun sind.

Die Gesellschaft, eben noch eine Notgemeinschaft, die zusammengehalten wird von der Furcht vor dem "Hammer" (Tomas Pueyo) der eponentiellen Seuchenausbreitung, wird sich entsolidarisieren und sowohl soziokulturell als auch ökonomisch entlang eines Grabens spalten, der von Antikörpern gebildet wird. Wer sie hat, kann ins normale Leben der Vor-Corona-Zeit zurück. Die, die nicht über sie verfügen, bleiben gefangen in der "neuen Normalität" (Olaf Scholz) des Ausnahemzustandes, der ihnen Grundrechte nimmt und umfassende Beschränkungen im Alltagsleben auferlegt.

Jens Spahn denkt nun über einen Immunitätsausweis nach, der die Wasserscheide zwischen Immunen und weiterbestehender Risikogruppe institutionalisiert. Wer Corona überstanden hat, bekommt danach ein amtliches Papier, das ihm als Nachweis seiner Immunität dient. Wer es noch nicht auf eine Ansteckparty geschafft hat, bleibt außen vor - für ihn gelten die Einschränkungen der "Corona-Zeiten" (Tagesschau) weiterhin.

Nach derzeitiger Verteilung träfe das die Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger. 130.000 ehemals Infizierte gelten derzeit als genesen, nach Zahlen aus den USA könnte diese Gruppe aber wohl auch mehr als zehnmal so groß sein. 98 Prozent der Bevölkerung jedoch zählen nicht dazu, sie wären die, die, weil sie sich darum bemüht haben, nicht angesteckt zu werden, bis auf weiteres alle Schutzmaßnahmen weiterhin leben müssten.

Den amtlichen Immunitätspass, eine Art Propusk zurück in die normale Welt, bekämen ausschließlich Menschen mit positivem Antikörpernachweis, zumindest sobald "gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse zur Immunität nach einer Corona-Infektion" (DLF)sicherstellen, dass ehemals Infizierte das Virus nicht mehr weitergeben, aber von eventuell weitergegebenen Viren auch nicht mehr krankgemacht werden können.

Die Bescheinigung wird damit für die einen zum Freibrief, für die anderen zur Kette, die sie an die Corona-Zeit fesselt, bis sie ebenfalls eine Infektion überstanden haben oder ein Impfstoff vorhanden ist. Den, so unken Leitmedien in der Hauptstadt, könnte Vater Staat dann per staatlicher Impfpflicht verteilen, um den Corona-Graben zwischen  Immunen und weiterhin Virus-Anfälligen zu schließen. Wie immer, wenn es wichtig ist, muss alles ganz schnell gehen: Über das entsprechende Gesetz soll der Bundestag bereits in dieser Woche erstmals beraten. Schon eine Woche später soll es dann beschlossen werden, damit es bereits Mitte Juni in Kraft treten kann.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Ethikrat hat eben seine Stellungnahme veröffentlicht. Laut der Empfehlung wäre es unethisch, wenn sich inkompetente Karrieristen und Pöstchenschieber weiter mit Sachen beschäftigen, von denen sie keinen Schimmer haben.

dpa

Anonym hat gesagt…

Bei der freiwilligen Zwangsweiterbildung, vor einer Sonne etwa, kam mir ein - nebenbei - CO2-gläubiger(sic) Dermatologe aus dem Bimbeswehrkrankenhaus unter, wat dat nich all jift, Kinnings, der erzählte beim anschließenden Zechen von einer "Ethikkommission" - etwa dreißig Mensch*nnen, es ging um ein neues Remedium, davon waren kein halbes Dutzend Ärzte und Pillendreher. Der Rest gelernte Rechtsverdreher, Himmelskomiker und sonstige Überflüßlinge.

Halbgott in Weiß

Anonym hat gesagt…

Apropos Himmelskomiker, ich vermisse etwas Pater Lingen, den Herren mit der interessanten Physiognomie. Vor einer Weile hat er sich mal auf EIKE produziert, hier war er auch schon, wenn ich mich recht entsinne, es war länger her. Nicht einmal unser Ratze fand Gnade in seinen Augen.

Halbgott in Weiß