Mittwoch, 4. November 2020

Donald Trump: Das letzte Gefecht

Auf den letzten Metern gaben alle noch einmal alles. Donald Trump jagte wie ein Duracell-Hase im Wintermantel durch die swing states, sein Gegner Joe Biden tippelte mit Kinderschritten lange Freitreppen hinunter. Deutschlands Medien gelang es, Belege dafür zu finden, dass Trump nicht nur bei der Bekämpfung der Seuche versagt hat, sondern selbst Hauptauslöser der Pandemie war. Alles kam auf den Tisch, das letzte Argument dafür und das allerletzte dagegen. Die Börsen spielten verrückt. Hoch, Runter. Die Spannung war unerträglich. Wie breit wird der Atlantik nächste Woche sein? Wie zerrissen das nächste Jahr?  

Verhaltensmaßregeln aus dem Kanzleramt

Seit Monaten schon lebte Deutschland von der Hoffnung, das Schlimmste könnte vorüberziehen. Lieber einen Parteifunktionär im Weißen Haus als einen selbsternannten Revolutionär, dessen Egomanie mit politikwissenschaftlichen Fachbegriffen nicht zu greifen ist. Das Tischtuch zwischen Trump und dem deutschen Kanzleramt war zerschnitten, seit Angela Merkel dem Wahlsieger im November vor vier Jahren fürsorgliche Hinweise zu seiner künftigen Regierungsführung übermitteln ließ,  verpackt in ein Glückwunschschreiben, das wie eine Kriegserklärung klang. Seitdem ist das Eis immer kälter geworden, heruntergekühlt von einer Medienarmee, die dem "Spiegel"-Kampfruf "Stoppt Trump jetzt" begeistert zu den Waffen folgte.

Eine Lawine aus Schund und Schmutz, grellen Karikaturen, Entmenschlichung und übler Nachrede ergoss sich über den ungeliebtesten US-Präsidenten seit George W. Bush. Häme und Hass, die seitenverkehrt spiegelten, was dessen Vorgänger Barack Obama an messianischer Verehrung genossen hatte. Ein Gedankenexperiment zeigt die Doppelstandards: Was wohl wäre geschehen, hätte Edward Snowden die Überwachung des Telefons der Kanzlerin erst in der Amtszeit Trumps und nicht in der Obamas öffentlich gemacht? 

Werte als Munition

Die gemeinsamen "Werte wie "Demokratie, Freiheit, den Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen - unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung", deren Einhaltung Angela Merkel in ihrem vergifteten Glückwunschtelegramm von Trump gefordert hatte, sie galten seitdem insbesondere, wenn sie sich als Munition verwenden ließen. Freilich hat Obama mehr abgeschoben. Freilich hat Obama mehr Kriege begonnen und geführt sowieso. Freilich war der deutschen liebster US-Präsident auch der, der die meisten Morde per Drohne anwies. Freilich war das Verhältnis der USA zur Russland schon in die Brüche gegangen, als Obama Nato-Rakten an die russische Grenze schob. Und natürlich hatte die Hinrichtung Osama Bin Ladens auf Befehl von Barack Obama mit  "unseren gemeinsamen Werten" so viel zu tun wie die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte  mit den aktuellen Corona-Regeln.

Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten", kommentierte Angela Merkel damals das, was sie umständlich und korrekt zugleich die "Tötung von Osama bin Laden" nannte. Nicht was, sondern Wer ist entscheidend. Nicht Werte, sondern Nutzeffekte. Nicht Prinzipien, sondern Kumpelei.

Hoffnungsträger Biden

Von Joe Biden verspricht sich Deutschland nicht viel, aber mehr als vom Amtsinhaber, der Deutschland abgesehen von einem Pflichtbesuch beim G20-Gipfel in Hamburg gleich nach seiner Amtseinführung konsequent links liegen ließ. 22 Staaten besuchte Trump in den vergangenen vier Jahren, Frankreich viermal, Japan dreimal, Italien, Belgien, Großbritannien, Polen und Vietnam zweimal. Deutschland liegt gleichauf mit Argentinien, Irland, Vatikanstadt und Palästina. Biden, ein Kandidat, dem es bei seinen Auftritten seit Monaten auf beeindruckende Weise gelingt, einen Schluck Wasser zu imitieren, ist gut für Deutschland, weil er schlecht sein wird für das Amerika, das Trump great again hatte machen wollen.

Angela Merkel, die "letzte Verteidigerin" (FAZ) wovon auch immer,  war immer wieder in den USA, traf Trump aber nur selten. Die festgebackenen Probleme, die Deutschland mit der so lange als Schutzmacht begriffenen Übermacht in Übersee hat, wurden zuletzt nicht einmal mehr thematisiert. Deutschland und die USA hatten sich auseinander gelebt und mitbekommen, dass es auch ohne einander geht. Trump im Weißen Haus wusste, dass das so ist. Die Bundesregierung dagegen richtete einfach all ihre Hoffnungen darauf, dass Donald Trump nach heute aus dem Amt verschwindet. 

Mit Joe Biden würde dann alles wieder netter, partnerschaftlicher und leichter werden. Einen Plan B gibt es sichtlich nicht. Auch wenn vielleicht doch einer gebraucht werden wird.


5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Trump siegt an allen Fronten

Anonym hat gesagt…

Trump siegt an allen Fronten ...

Du kleiner Chelm. Jetzt kann es also nur noch aufwärts gehen.

Anonym hat gesagt…

Ich aber beschloß, Politiker zu werden ... kleiner Scherz. Ich sinne, mich, gleich (((Anna Seghers))), auf die chinesische Zunge zu verlegen, denn man wird es brauchen. Tao-Te-King wird Daodärdshing ausgesprochen - das dao nach unten, das där nach oben gesungen. Das dshing mit sehr babbschm dsh sozusagen geradeaus in leicht gehobenem Tonfall.
Wiederum und auch Scherz. Kauft Euch Kämme - es kommen lausige Zeiten.

suedwestfunk hat gesagt…

Es kommen interessante Zeiten, und man darf wohl sagen, dass die deutschen Wähler sie sich mehrheitlich aufs Innigste herbeigewünscht und -gestimmt haben. Interessanterweise taten (und tun) sie's in der festen Überzeugung, damit der Weltenrettung zuzuarbeiten - im Gegensatz zu Briten und Amerikanern, die sich sehr stark fürs Wohlergehen ihrer Nation interessieren. Das tun übrigens auch die Chinesen. Da die Führungskräfte Deutschlands und Europas beste Aussichten haben, sich demnächst von einer Großmacht wie Russland, China oder dem osmanischen Reich in ihre Dienste nehmen zu lassen, sollten sich die nicht mit Diäten, Beamtenpensionen, Rundfunkbeiträgen o.ä. Abgesicherten unter den schon länger hier Lebenden auf Entbehrungen einstellen. Genau das sagt ihnen ja ihre jederzeit um kein aufrichtiges Wort aus der Bundesworthülsenfabrik verlegene Kanzlerin. Corona ist nur das Vorspiel. Es geht um die ganz, ganz große Transformation.

ppq hat gesagt…

nicht so optimistisch bitte. noch ist doch nichts entschieden. mit biden sitzt dann endlich einer im weißen haus, der auch auf heiko maas hören wird.

in china feiern sie bestimmt schon. aber die sind ja so höflich, die sagen das nicht laut