Donnerstag, 11. März 2021

Lorem ipsum: Keine falschen Versprechungen mehr

Lorem ipsum dolor: Mit den Zugpferden Borjans, Esken und Scholz läuft sich die SPD für die Bundestagswahl warm.

Nur weil du es nicht verstehst, muss nicht gleich etwas bedeuten! Die SPD hat mit einem "sehr frischem, modernen & mutigen Look" (Twitter) und einer Rückbesinnung auf die Sprache der arbeitenden Klassen und schichten einen ersten Vorgucker auf das Land geliefert, in dem die Deutschen und die noch nicht länger hier Lebenden nach der Bundestagswahl im Herbst langsam heimisch werden können wollen müssen sollen. Vierzehn Motive, darunter fünf mit den Zugpferden Walter Borjans und Claudia Esken, präsentierte die von der Partei beauftragte Agentur in Berlin, zudem gibt es zwei Hände, eine Brille und zweimal Olaf Scholz gehend zu sehen.

Ein schales Rot und ein eierschaliges Weiß prägt die Kampagne, dazu der Kernspruch "Lorem ipsum dolor", in den sich jede Zielgruppe ihre eigene identitäre Botschaft denken kann: An Konsequenz und sehr frischem, modernen & mutigen Look ist die Kampagne jetzt schon unübertroffen, denn erstmals seit langer Zeit spricht die deutsche Sozialdemokratie wieder unübersehbar die Sprache der kleinen Arbeitenden und Angestellseienden, die ihr Kreuz zuletzt immer weniger häufig bei der früheren "Arbeiterpartei" (Willy Brandt) gemacht hatte.

Ein wichtiges Zeichen, gerade weil die älteste deutsche Partei  seit Tagen von einem internen Streit um "Interkultur, kulturelles McWorld oder Kulturplasma" zerrissen wird, wie es der Parteialtvordere Wolfgang Thierse genannt hatte. Der aus Ostdeutschland stammende frühere Bundestagsvizepräsident hatte in einem Beitrag in der konservativen FAZ ohne Not und Absprache Front gegen den neuen sozialdemokratischen Kurs gemacht, der versucht, immer kleinere und immer feiner ausdifferenzierte Benachteiligtengruppen zur Kernzielgruppe der Partei zu machen. 

Walter Borjans und Susanne Esken widersprachen energisch, gemeinsam mit dem als eigentlichem Parteichef geltenden Kevin Kühnert: Das "rückwärtsgewandtes Bild" der Partei, das der 77-jährige Thierse Gruppen von PoC, BPoC und BIPoC vermittle, die Kanzlerkandidat Olaf Scholz mit seinem Outing als "intersektioneller Feminist" gerade erst eingefangen hatte schrecke "SOJARME", ab, eine   neugebildete Benachteiligtengesamtformation, in die der Twitteraktivist @MalcolmOhanwe mit dem "E" erstmals auch die unterdrückte nationale Minderheit der Sorben berücksichtigt hat.

Mit dem unmissverständlichen Slogan "Lorem ipsum dolor", der im Augenblick noch als Platzhalter  für die anderen frohen Botschaften aus dem Wahlprogramm herhalten muss, signalisiert nun auch in diese Richtung, dass die SPD für alles und in alle Richtung offen ist. Konkret festgezurrt zu sein scheint bisher nur die zentrale Werbebotschaft "Respekt Zukunft Europa", die chirurgisch genau dort ansetzt, wo den Mittelstand die Sorgen drücken, die Erwerbsarbeitentinnen nicht mehr weiter wissen und die Armen fürchten, nach der nächsten Anhebung der CO2-Steuer daheim Socken tragen zu müssen. 

Das wird sicher nicht passieren. Lorem ipsum dolor, im vollen Zitat "Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipiscing elitr", ist ein Ruf zu den Waffen im Kampf um Gerechtigkeit. Ins Deutsche übersetzt, spricht hier eine gequälte Seele, womöglich mit der Stimme von Andrea Nahles: "Lasset den Schmerz kommen, aber verschone die Elite". Im Original eines Gedichtes von Ajten Ksdir Miroslaw, einem bekannten mazedonischen Rebellenführer und Vorkämpfer für ein in Frieden und Wohlstand geeintes Europa, geht der Satz sogar noch weiter:  "Sed diam nonumy eirmod tempor, invidunt ut labore et dolore magnam, aliquyam erat, sed diam voluptua", heißt es da - übersetzt etwa "vergesse nie die Zeiten der SED-Herrschaft, probiere nie, größer zu sein, als du bist" und "die SED war freiwillig".

Im Willy-Brandt-Haus ist das natürlich bestens bekannt. Genau deshalb haben Walter Borjans und Heike Esken sich entschieden, dem oft abgehoben erscheinenden Gottkanzler-Wahlkampf von 2017 eine erdige, urbane, zugleich aber sehr frische, moderne Kampagne im mutigen Look folgen zu lassen. Keine falschen Versprechungen mehr, keine Enttäuschungen über gebrochene Versprechen und nicht eingehaltene Zusagen. Stattdessen wendet sich die Partei wieder ihren Wurzeln in der Philologie zu, die sie ihrem Gründer Ferdinand Lassalle verdankt, einem Burschenschafter aus Breslau. Zufällig die Stadt, in der Jahre später auch Wolfgang Thierse zur Welt kam.


11 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Aussehen tun die Cover wie eine Jahresausgabe Paperback des Buchclubs SPD (SelteneParteiDichtungen) für 79 Cent je Stück im Abverkauf. Vielleicht das ja auch die Intention, die SPD so aussehen zu lassen?

Anonym hat gesagt…

Feist Lasal, über den der Trierer Dienstmädchenschänder, nebenbei, recht herbe Worte gefunden hatte, war in der Tat eine schillernde Persönlichkeit. Feige schien er aber nicht gewesen zu sein: Wie es heißt, hat ihn im Pistolenduell ein Treffer ins Vergnügungszentrum hinweggerafft, nachdem er eine anderweitig Verlobte, die gar nichts von ihm wissen wollte, allzu sehr bedrängt hatte.

Anonym hat gesagt…

"hat 4 Semester an der Lorem Ipsum Fakultät zu Köln studiert , anschließend pol. Karriere in Brüssel "

Fachbereichsleiter der Glaubenskongreterzion , Dr.Zipp Douschbag - Sofft :

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Anonym hat gesagt…

Eine Partei mit menschlichen Platzhaltern als Führer¡nnen kann auch Platzhaltertext als Parteiprogramm haben. Das ist ein mutiger Schritt in die richtige Richtung.

Anonym hat gesagt…

Schwarzer Tag für Soros&Son: Arschtritt für OSF in Hongkong.
http://www.dernewsticker.de/news.php?id=408256

Anonym hat gesagt…

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid

Dr.Zipp hat sich heute für ein Stück Gesinnungslyrik entschieden nachdem es doch bereits von Dr. Scheck dringend empfohlen wurden war .
»Hoppla, Alena Schröder ist eine echte Entdeckung: rund um ein verloren gegangenes Bild von Vermeer – darauf bezieht sich der Titel – erzählt Schröder eine süffige, hundert Jahre umfassende Familiengeschichte. Am stärksten ihre Schilderung von Frauen, die bereuen, Mütter geworden zu sein. «
Denis Scheck, ARD Druckfrisch 28.02.2021

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eben vorgestellt, bei der Deutschlandfunkt . Tränen in den Augen - achtsame Worten der ModeratorInnen , eine hochbegabte Hannah-Sprache , nur Hannh-Kinder sprechen so - unerreichbar - "was macht das jetzt mit Dir" kommt gleich um die Ecke .Buchvorstellung - jeder ist da mal dran . "Wollen Sie uns nicht die "Junge Frau" vorstellen ? Klar doch , gerne , Bernd wird sich an seinen PC-Tisch setzen und eine fromme Rede schreiben - bist eben Bezahlschreiber , wärst du doch Tischler geworden - oder wenigstens Ladeschütze aufm Leo .

was die Sprache mit uns wohl macht . Mit mir macht sie nix - ist nur Sprache -mehr nicht . Immer dieses Hineingeheimnisse

Alena Schröder, geboren 1979, arbeitet als freie Journalistin und Autorin in Berlin. Sie hat Geschichte, Politikwissenschaft und Lateinamerikanistik in Berlin und San Diego studiert und die Henri-Nannen-Schule besucht. Nach einigen Jahren als Redakteurin in der ›Brigitte‹-Redaktion arbeitet sie heute frei u.a. für die ›Brigitte‹, das ›SZ-Magazin‹ und ›DIE ZEIT‹. Sie ist Autorin mehrerer Sachbücher sowie fiktionaler Bücher.

Nenry Nannen ?? !! war der Hauptsturmführer beim Stern ?

Anonym hat gesagt…

Pipi-Artikel "Vier Jugendliche ..."
Bad Tölz: Anfangs sei auch in der Wohnung noch alles „normal“ gewesen. Man habe Bier getrunken und Fotos angeschaut - Fotos, keine Briefmarken etwa, hat die gute Daniela R. mit einem Erytreer (wäre es noch wenigstens ein strammer Watussi gewesen, begreife einer die Weiber ...) - und dann, oh Schreck, oh Graus - was will man da noch sagen.
Sirach 3.27

Anonym hat gesagt…

(Rotorblätter von Windparks) - T.Acheles bei Pipi, >lieber Sondermüll als "strahlender" Atommüll<, man kann nur noch mit Sirach 3.23 - oder mit Klaus Kinsky: "Du blöde Sau!"
Ist da Chemie drin? - Da ist sogar Atom drin!
Wir sind im Gesäß.

Anonym hat gesagt…

>> Alter_Frankfurter 11. März 2021 at 21:44
@ThomasEausF 21.33
„Ganz langsam fange ich an, Herrn Thierse zu mögen.“
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Ich auch! Aber interessant ist doch mal wieder zu sehen, dass Politiker erst dann anfangen, gegen den Stachel zu löcken, wenn sie nicht mehr in Amt und Würden sind und nichts mehr zu verlieren haben. <<
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Mit wenig macht man Wögg froh! - Saga von Rolf Kraki

Vor ein paar Jahren bin ich dem Bundes-Yeti in der U2 einmal sarkastisch gekommen, primär von meiner Seite aus, es war knackend voll, und er gab sich recht verschüchtert.

Die Anmerkung hat gesagt…

Des Rittersfrau Mannes tapferer Schreibknecht hat alle gegeben, was sein Patronenfüllhalter an Patronen bereithielt.

Hier kommt, nein, nicht Kurt.
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Maiordomus

12. März 2021 08:13
Das Zitat des echten Cicero zum Schluss krönt die lesenswerte Analyse.

https://sezession.de/64062/sammelstelle-fuer-gedrucktes-10
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Ich fand nichts lesenswert, schon gar keine Analyse. Womöglich las ich den falschen Text. Der Schluß als solcher geht in Ordnung.

Anonym hat gesagt…

die Kommentare sind gut lesbar

brueckenbauer

12. März 2021 07:53
Identitätspolitik lebt davon, dass sie den "Benachteiligungsverdacht" (J. Fernau) schürt und seine prospektiven Opfer an sich bindet. Das war aber doch schon immer die politische Grundlinie der SPD; nur scheint sich die Zahö der Konkurrenten erhöht zu haben, die nach derselben Maxime arbeiten.

"Benachteiligungsverdacht" finde ich großartig .

"Liegt denn ein Benachteiligungsverdacht vor , sehr geehrte Frau Kollegin Dr.Tubing-Schwatz ? oder ist der Achtmett einfach nur ein völlig degenerierter Hilfsschüler ?"