Donnerstag, 29. April 2021

Unterwanderte Grüne: Angriff von rechts

Zusammengezählt: Alle verlieren, Grün gewinnt - und dort finden sich nun auch immer mehr AfD-Wähler ein.

Der Höhenflug der Grünen begann nicht erst mit der Kür Annalena Baerbocks, doch seitdem hat er noch einmal an Geschwindigkeit zugelegt. Dabei profitiert die Partei der Stunde von einem Zustrom aus allen anderen Lagern, wie ein Kantar-Emnid-Umfrage zeigt: Von der Union über die SPD bis zu AfD und Linker verlieren sämtliche politischen Lager. Abgesehen von der FDP, die stagniert. Zulegen kann nur die neue Partei der Mitte, die alle sechs Prozent Verlust der anderen Parteien aufsaugt und zu einem neuen Rekord von 28 Prozent der Stimmen stürmt.

Ein Prozent braun

Ein Ergebnis, das nun allerdings auch Fragen aufwirft. Immerhin ein Prozent der neuen Stärke verdankt Bündnis90/Die Grünen, wie die Partei offiziell immer noch heißt, abtrünnigen ehemaligen Wählerinnen und Wählern der in Teilen rechtsextremen AfD. Dabei handelt es sich um Bürgerinnen und Bürger, mit denen Grüne weder gemeinsam auf die Straße gehen noch irgendwelche Werte teilen.

Ein Rückenwind, der komisch riecht. Gerade vor dem Hintergrund der Ereignisse von Thüringen, wo die FDP vor einem Jahr mit Hilfe der Rechtsaußenpartei einen Staatsstreich geplant und durchgeführt hatte, der nur durch das beherzte Eingreifen der Bundeskanzlerin rückabgewickelt werden konnte, stellt sich die Frage, ob die Grüne Partei auf ihrem Marsch zur Macht alle Prinzipien hinter sich lässt. Würde Annalena Baerbock sich auch mit den Stimmen abtrünniger AfD-Wähler*_:Innen zur Kanzlerin wählen lassen? Wäre ein Robert Habeck bereit, die Zustimmung von Rechtsextremistinnen und Rechtsextremisten hinzunehmen, um das große Ziel von der ersten deutschen Kanzlerin mit grünem Parteibuch zu erreichen?

Schweigen von Baerbock

Aus der Ökopartei selbst kommt dazu keine Auskunft. Bei ihrem Talkshow-Marathon ist es Annalena Baerbock bisher klug gelungen, die nicht gestellten Fragen nach der wachsenden Unterstützung von Rechtsaußen zu ignorieren. Obwohl inzwischen bereits rund 3,5 Prozent der erklärten Grünen-Wähler:_*Innen aus dem sogenannten Lager der hasserfüllten Verleumder kommen, tut sich der Vorstand der Erfolgspartei schwer, eine deutliche Position zur Unterstützung aus braunen Kreisen zu finden und klare Kante zu zeigen.

Für Annalena Baerbock, die  ihre MitbewerberInnen auch in der Kanzlerfrage weiterhin deutlich auf Abstand hält, ist es eine Gewissensfrage. Eine deutliche Absage an frühere AfD-Wählende könnte die Grünen im Rennen mit der Union den eben erst eroberten Platz als stärkste politische Kraft kosten. Eben erst ins bürgerliche Lager zurückgekehrte Sachsen, Hessen und Brandenburger und Sachsen-Anhalt würden sich womöglich abgelehnt und zurückgestoßen fühlen und auf diese Zurücksetzung mit einem Kreuzchen bei den Rechtsnationalen. Andererseits aber droht eine Unterwanderung der Grünen durch völkische Siedler, AfD-nahe Homöopathen und Grundgesetzfetischisten, für die die Wahl der Grünen nur ein neues Mittel zum alten Zweck wäre, die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu destabilisieren.

Eine erste Bewährungsprobe

Eine erste Bewährungsprobe für die letzte Volkspartei, die sich vielleicht wird entscheiden müssen. Nach dem Kemmerich-Modell mit Applaus und Stimmen der Falschen eine Entscheidung über die nächste Kanzlerschaft zu eigenen Gunsten herbeiführen? Oder sauber bleiben und auf Distanz zu Menschen, die eben noch einem Bernd Höcke zujubelten, Alexander Gauland gern die Badesachen hinterhergetragen hätten und für mehr regionales Klima, gegen Europa und einen geregelten Zuzug dringend benötigter Arbeitskräfte auf die Straße gingen? Mitbedacht muss bei dieser Gewissensentscheidung, bei der es nur ein Richtig gibt, auch werden, dass die neue Liebe der Braunen zu Grün klandestiner Teil eines perfiden Planes sein könnte: Je mehr AfD-Gefolge sich unter der grünen Fahne  des Fortschritts sammelt, desto fraglicher ist, ob das ehrgeizige grüne Zukunftsprogramm wirklich sauber realisiert werden kann.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Art 63 GG kennt keine Kanzlerin, das frauenfeindliche sexistische Grundgesetz verwendet die maskuline Form Kanzler. Annalena wird gezwungen sein, das Grundgesetz aus seiner dunklen Geschichte heraus ins 21. Jahrhundert zu holen. Wie würde das dann aussehen – Kanzlerde? Und was passiert mit Kanzleramt oder Kanzleramtsminister?