Montag, 19. Juli 2021

Elektrische Gerechtigkeit: Zuschuss-Pipeline aus dem Steuerfässchen

Die Forderung nach einem Ende für klimafeindliche Verbrenner gab es schon lange. Jetzt setzt der Staat Milliarden ein, um denen, die es sich leisten können, zu einem Tesla zu verhelfen.

Viele würden schon wollen, wenn die entsprechenden Fahrzeuge könnten, was ihre Vorgänger konnten. 600 Kilometer am Stück fahren, in fünf Minuten vollgetankt bereit zur Weiterfahrt. Einmal Tankstelle 80 Euro und wenn mal nichts mehr fährt, kommt der ADAC, nicht die Feuerwehr mit Spezialanzügen. Aber das Klima. Aber die Umwelt. Aber die fürchterliche Fossilenergie. Nein, die Zukunft muss elektrisch sein, auch wenn das, was schon elektrisch fährt, mit dem, was bisher gefahren ist, nicht konkurrenzfähig scheint. Aber ein Anfang muss her, denn ohne Elektroautos lässt sich keine Ladeinfrastruktur mit Millionen Ladepunkten aufbauen. Und ohne Ladeinfrastruktur kauft kein Mensch ein Elektroauto, selbst wenn eine Modell eines Tages wirklich marktreif sein sollte.

Die Frage nach Henne und Ei

Was lange wie die Frage nach Henne und Ei klang, hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr mit einem entschlossenen Sowohl-als-auch beantwortet. Wenn schon der höchste Strompreis der Welt selbst die vom Kauf eines VW ID abschreckt, die Internetseite www.nationale-plattform-elektromobilitaet.de stillgelegt wurde und Greta Thunberg bei der Verleihung von Umweltpreisen flankiert von ps-starken Benzin-Dinosaurieren gegen die fossile Mobilität wettern muss, sollte wenigstens eine Kaufprämie verhindern, dass das 2008 ausgerufene und von 2020 auf 2022 verschobene Ziel von einer Million E-Autos auf deutschen Straßen wieder nicht erreicht wird.

Mit Speck fängt man Mäuse, mit Mäusen Elektromobile. Kaum war der Elektroauto-Zuschuss aus dem Steuerzahlersack verdoppelt, schossen die Verkaufszahlen nach oben. Im Laufe von zwölf Monaten wurden über eine halbe Million Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb verkauft, zu denen der besseren Bilanz wegen auch Fakefahrzeuge mit Hybridmotoren gezählt werden, die benzinfrei oft nur bis zur nächsten Straßenecke kommen. Den statistischen Boom - genaugenommen beträgt der Anteil der Stromer an den Neuzulassungen immer noch kaum mehr als zwölf Prozent - lässt sich die Bundesregierung aber auch etwas kosten: Von Juni 2020 bis Juni 2021 bezuschusste die öffentliche Hand den privaten Kauf von Elektrofahrzeugen mit knapp zwei Milliarden Euro. 

Spritfrei in den Mai

4.000 Euro im Durchschnitt, die die Anschaffung eines Elektroautos mit einem Durchschnittspreis von zwischen 30.000 und 40.000 Euro, das nur halb so weit fährt wie ein Benziner, stundenlange Ladezeiten braucht und im Havariefall zuweilen ein flammendes Inferno verursache, gleich ein weniger weniger irrational erscheinen lässt. Die Zuschuss-Pipeline aus dem Steuerfässchen erfreut auch die Hersteller: Tesla etwa dürfte in den vergangenen zwölf Monaten rund 150 Millionen aus der Leitung gezapft haben. Nach Wolfsburg zu VW gingen etwa 300 Millionen.

Ein großer Akt der Solidarität, denn hier spenden die, die sich kein Auto für 40.000 Euro leisten können, selbst wenn es nur 35.000 Euro kostet, an die, die das Geld haben, die - auf Vorschlag der Bundesworthülsenfabrik (BWHF) "Innovationsprämie" getaufte - staatliche Kaufprämie einzustreichen. Alle sind zufrieden, so zufrieden sogar, dass der Zuschuss der Armen zum Autokauf der Reicheren jetzt bis Ende 2025 verlängert wurde. Läuft alles weiter wie bisher, stehen am Ende der Förderperiode fünf bis sieben Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen, von Benzin-, Diesel- und Radfahrern, aber auch von Fußgängern mit 30 Milliarden Euro Spendengeld finanziert.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Kleine Spaßrechnung: Eine Tankstelle habe 10 Tanksäulen. Zeit für Tanken, Bezahlen und Wiederlosfahren sei 6 Minuten im Schnitt.
Wir erhöhen nun die Tankzeit auf eine Stunde Ladezeit. Die Standzeit verzehnfacht sich grob gerechnet. Für den gleichen Durchsatz an Fahrzeugen braucht man die zehnfache Menge an Ladesäulen, macht 100.

Ich sage gleich mal die grüne Lösung voraus: Reduktion der Zahl der Fahrzeuge auf ein Zehntel.

Electrohead hat gesagt…

Ist doch schön, dass wir
1. wissen, wo unsere Entwicklungshilfen bleiben (siehe Bild oben) ... und
2. wissen, dass der klimaschützende Ökostrom unendlich aus der Steckdose kommt, wie es für die Altvorderen Manna vom Himmel regnete.

Wir eilen fast geräuschlos motorisiert freudig auf paradiesische Naturschutzzeiten ohne Klimaschäden zu, denn moderne E-Mobilität wird es zukünftig nur noch für Besserverdiener mit eigener Ladeeinheit am eigenen Haus geben. Oder meint jemand, das neue "tanken" würde nachts an Laternenmasten klappen? Wie denn? Etwa alle 3 Stunden aufstehen und gucken, ob just was frei wurde? Und wenn das dann alle Mieter in der Straße tun? Das Konzept ist also total illusorisch. Aber Klein Michel glaubt die einlullenden Märchen seiner Muttis und Papis nur all zu gerne.

Schon heute stehen frisch gebackene E-Car-Besitzer nach etwa 250 Km sauberer (über die Kinderarbeit in den dreckigen Minen für die Batteriegrundstoffe spricht hier ja niemand) Weltrettungsreise irgendwo in der Pampa und begreifen die diversen Lademöglichkeiten diverser Anbieter nicht, oder haben die passende Chipkarte nicht zur Hand.

Man hätte zuerst die Fahrerhirne auf nachhaltigen E-Betrieb hochrüsten sollen, bevor man den zerebral überlasteten Zukunftstreck in die Scheinheils-Industriewüste schickt.

Just gab es durch Naturextreme einen Beweis kollektiven Versagens durch unkluges Handeln, durch Siedeln auf gewässernahen Polderflächen, die bereits zuvor bei jedem Hochwasser mehr oder weniger hoch überflutet wurden. Statt nun aber auf die trocken Hügel direkt daneben auszuweichen, bauen sie ganz unten in den engen Tälern munter weiter. Ist das etwa intelligent?

Die vielen Toten und immer noch Vermissten sind also hausgemacht und keine Opfer des Klimawandels, wie nun massiv propagiert wird. Für diese Leichenberge gibt es unmittelbar Verantwortliche in lokalen Behörden und Verwaltungen, denn Bauland wird dort ausgewiesen und Hochwasserschutz ist Gemeindesache. Vermutlich aber waren ihnen ihre Schützenfeste wichtiger.

Und herum kichernde Politprominenz auf Kondolenzbesuch in der "Todeszone" scheint mir eine zusätzliche Katastrohe zu sein. Oder brauchen diese durch ihre Siedlungsentscheidungen nun bettelarmen Michels etwa unbedingt albernen Zuspruch von Königin Mutti und ihren Hofnarren? Und weil sie nicht wissen, was aktuell sinnvoll zu tun sei, flüchten sich alle in wilden Aufräumaktionismus. Es soll dort schließlich alles wieder so hübsch wie zuvor werden ... bis zur nächsten Starkregenflut mit Land unter. Echte Schildbürger auf Selbstvernichtungskurs.

Und diese Naivlinge sehen ihr zukünftiges Mobilitätsheil in steuerlich subventionierten Spielzeugautos, die unter sommerlichen Schönwetterbedingungen nach 2 Stunden Fahrt 3 Stunden an eine Ladesäule müssen, sofern eine passende zu finden und intakt vorhanden ist? Was für infantile Traumtänzer.

Und das alles, während Afrikaner unsere alten Diesel millionenfach ohne TÜV zu Schrott fahren oder die nagelneuen zusammen mit ihrem toten Häuptling beerdigen.

Ist doch schön, wenn man weiß, wofür man all die Jahre fleißig gearbeitet und sehr hohe Steuern gezahlt hat ... oder?

Ach ja, das dauervolle Steuerfässchen ist eine Art Tischlein-deck-dich, das auf wunderbare Weise immer wieder gefüllt wird, denn malochen muss dafür ja keiner. Das mit dem Himmelsmanna scheint also wahr zu sein. Man muss nur fest genug daran glauben wie an die Gerechtigkeit vor einem deutschen Gericht.