Samstag, 4. September 2021

Grüner Ihrtum: Parole kleingeschrieben

Einsicht, aber ganz leise: Noch plakatiert die grüne Partei auch die Parole mit dem Rechtschreibfehler, aber erste Beispiele finden sich auch mit einer korrigierten Variante.


Einsicht, auch wenn sie spät kommt, hilft häufig bei der Friedenssicherung. Reue muss nicht einmal dabei sein, es reicht völlig, begangene Fehler stillschweigend zu korrigieren. Schwamm drüber, es weiß doch jeder, wie das ist. Asche aufs Haupt, die von dort oben auch schnell verweht. Vergeben. Vergessen. Verziehen.

Dass die Grünen in der Euphorie des Mitte Juni bereits haushoch gewonnenen Wahlkampfes beschlossen hatten, das große Binnen-I, eine Erfindung der spätkindlichen Gleichstellungsbewegung des gerechten Mitmeinens, auf allen ihren Wahlplakaten demonstrativ an einer Stelle unterzubringen, an der es eigentlich - wie alle Binnen-I - nichts zu suchen hatten, galt als nachvollziehbare Machtdemonstration. Sprache defineiert Wirklichkeit und wer die Macht hat, unblamiert zu schreiben, wie ihm die Feder fliegt, der hat die absolute Macht, Realität verstehen lassen zu können, wie immer er will.

Seid bereit, ihr Pioniere

Grüne Physik, erneuerbare Industrien und Lastenfahrräder wären so in der Lage, die ganze Welt zu retten. Das Binnen-I auf den grünen Wahlplakaten verwendet im Satz "Bereit, weil Ihr es seid", obwohl der nach allen derzeit noch geltenden Vorschriften mit einem kleinen I hätte gebildet werden müssen, sollte eine Machtdemonstration sein: Würden die Leitmedien den Fehler unwidersprochen schlucken? Kann man durchkommen mit einer Parole, die beim "Seid bereit" der totalitären Pionierorganisation der DDR anknüpft und diese mit einem Rechtschreibfehler verbunden als zentrale Parole einer kommenden Klimazukunft ausgibt?

Sie taten es. Von "Tagesschau" bis "Tagesspiegel" wurde der lehrplanwidrige Unsinn der grünen Wahlkampagne akzeptiert als sei er nur eine weitere Behauptung, man könne mit "grünem Wasserstoff" aus sauberem Reststrom eine ganze Volkswirtschaft betreiben und mit ein paar tausend Windrädern mehr 40 Millionen Automobile in Bewegung halten. "Bereit, weil Ihr es seid" wurde in die Wohnzimmer verklappt, zweifellos sahen auch Kindern die an "das König der Biere" erinnernde Parole, ohne dass der Falschdarstellung sofort von Faktencheckern widersprochen wurde, um Schaden am Volkskörper zu verhindern.

Bundesweit plakatiertes Bildungsversagen

Erst als das Fake-Prüfungsportal PPQ.li das bundesweit plakatierte Bildungsversagen aufdeckte und direkt in der grünen kampa nachfragte, wie es eigentlich um die Bildung bestellt ist in der Partei der Hochschulabschlüsse, kam etwas in Bewegung. Zwar wurden Anfragen in der Grünen-Zentrale nach der Causa "Ihr" nicht beantwortet - zu peinlich schien das Komplettversagen aller grammatikalischen Reflexe wohl selbst   denen, die die Ansprache der breiten und bereiten Masse von Millionen Grün*innen hier irrtümlich mit dem förmliche Anredepronomen in der Höflichkeitsform versucht hatten. Statt die 2. Person Plural zu benutzen, wie es der Rat für deutsche Rechtschreibung als maßgebende Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung zwingend vorschreibt.

Hinter den Kulissen aber wälzten Grünen-Mitarbeitende und Mitarbeiterinnen offenbar das amtliche Regelwerk für die deutsche Rechtschreibung. Gerade als Bewegungs - und Bildungspartei, geführt von einem Germanisten und einer früh mit dem Projekt "Zeitung in der Schule" sozialisierten Völkerrechtsexpertin, kann sich Bündnis90/Die Grünen einen fauxpas wie den mit dem großen I einfach nicht leisten. Ein öffentliches Zurückrudern angesichts der Vielzahl der bekanntgewordenen Fälle von Bildungsversagen jedoch auch nicht -  wer Fehler zugibt, der verliert in Wahlkämpfen immer.

Das Hoheits-Ihr verschwindet still

Die Grünen sind deshalb den goldenen Mittelweg gegangen. Leise und und unauffällig wurde der im Wortsinn kapitale Fehler korrigiert. Zwar werden die alten, bereits gedruckten Plakate noch aufgebraucht - alles andere würden gerade die umweltbewussten Nachhaltigskeitswählenden in den Wohngebieten des lastenradfahrenden Bionadeadels ihrer Partei auch nicht verzeihen. Doch wo die Vorräte ausgehen, wird die Variante mit dem hochsprachlichen Hoheits-Ihr der Ansprache des Wählenden als "Ihre Hoheit" stillschweigend aussortiert und durch eine regelgerechte Version mit "Bereit, weil ihr es seid" ersetzt. Ein Eingeständnis, das den kapitalen Fehler nicht gänzlich ausräumt, ihn aber im Vorwärtsschreiten bewältigt.



7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sie hätten dabei bleiben und so tun sollen , als stünde eine höhere Bedeutung dahinter, wie bei den Schreibfehlern in Nostradamus' Texten. Verschenkt!

ppq hat gesagt…

ein stillschweigendes einknicken vor der kritik aus der blogosphäre hat aber auch was

Die Anmerkung hat gesagt…

Das Bildschirmfoto sieht im unteren Teil eher wie frisch aus einem Fotoladen aus, ist es aber nicht.

Für Potsdam und Magdeburg und Braunschweig haben sie das wirklich mit rechter Rechtschreibung drucken lassen.

https://gruene-potsdam.de/uploads/_processed_/9/9/csm_Kachel_Townhall_1e20566032.png

https://gruene-magdeburg.de/index.php?eID=tx_cms_showpic&file=1047348&md5=6bc870c0c9e7518be124aae846381b3e0c0c2e53&parameters%5B0%5D=YTo0OntzOjU6IndpZHRoIjtzOjQ6IjgwMG0iO3M6NjoiaGVpZ2h0IjtzOjM6IjYw&parameters%5B1%5D=MCI7czo3OiJib2R5VGFnIjtzOjQyOiI8Ym9keSBiZ0NvbG9yPSIjZmZmZmZmIiBz&parameters%5B2%5D=dHlsZT0ibWFyZ2luOjA7Ij4iO3M6NDoid3JhcCI7czozNzoiPGEgaHJlZj0iamF2&parameters%5B3%5D=YXNjcmlwdDpjbG9zZSgpOyI%2BIHwgPC9hPiI7fQ%3D%3D

https://i.ytimg.com/vi/M2szFgwse1s/maxresdefault.jpg

ppq hat gesagt…

offenbar wird flächendeckend umgeschrieben. vom Ihr zum ihr danke für die suche!

Paroli hat gesagt…

Ich denke, der Wähler als Souverän unserer Demokratur verdient ein großes I in der Anrede, denn er ist heute in jedem Wahllokal der Herr Baron, der die Herrscherfäden zieht.

Damit kämen übrigens auch große Ideen der französischen Revolution erneut zum tragen, denn wie erhaben klingt es doch, dieses "Bürger, wollt Ihr die adlige Willkürherrschaft auf die Guillotine schicken?" Ja, das war respektvoll, da kam Freude auf, das gab ein Volksfest der Superlative, wenn alle 10 Minuten ein lautes Klack die neuen politischen Machtverhältnisse bekräftigte. Weg mit den Schmarotzern! Liberté, Fraternité, Egalité.

Nicht alles alte war schlecht. Gewisse Traditionen sind durchaus erhaltenswert.

Nicht aber üble Typen, auf die man gut und gerne verzichten kann, statt sie lebenslang kostspielig durchzufüttern, während anständige Menschen in Armut darben müssen. Verhätscheln von Kriminellen zulasten wehrloser Hartz-4-Kinder und Minirentner? Ist das etwa der tolle Rechtsstaat, von dem alle träumen? Oder nur toll im Sinne von Tollwut?

Wer da noch wählen geht, unterstützt ein Unrechtsmonster, denn echte Alternativen wurden längst korrumpiert oder abgewürgt.

Ein kleines i für den kleinen Mann und die kleine Frau sind - Duden hin oder her - also nur Ausdruck der Geringschätzung.

Ich plädiere folglich für ein respektvolles "Souverän, Ihr habt die Wahl!"


Und ob die beiden ppq-Kommentare eine korrekte deutsche Schreibweise darstellen, mag das hiesige Oberleerergremium doch bitte auch gleich mit benoten. Ich vermisse darin nämlich mehrmals Großschreibung und Satzzeichen.

Anonym hat gesagt…

grüne Politspackos in der großen grauen Stadt : entscheidende Fragen bleiben unbeantwortet :

- Industriepolitik ( "Lastenfahrräder baun"
- Bildungspolitik : " inklusiver Verdummungsunterricht für achtsame Mongos
- Verkehr : "Fahrradwege + E-Autos

Rückfragen unerwünscht - Obergrünling mischt sich ins Gespräch ein weil seine Nullbürger keine Ahnung von Industriepolitik haben .

Typ rastet aus wg "Grüne fliegen viel und machen selfies in Kalifornien"

kindische Dialoge .

Zielgruppe : anakademisierte Minderleister , LehrerInnen und Arschgeigen

ppq hat gesagt…

das kleingeschreibe ist alles, was von der raf geblieben ist. es handelt sich um eine respektvolle verneigung vor der ersten bundesdeutschen generation verwöhnter bürgerkinder, der die geduld abging, geschichte abzuwarten. daran zu erinnern, ist unsere historische mission