Dienstag, 9. November 2021

Cancel Culture: Fünfkampf ohne Pferde

Eine moderne Fünfkämpferin streichelt ihr treues Ross - vielleicht schon zum letzten Mal.

Sie fochten, schossen, schwammen, ritten und schlugen sich querfeldein durchs Gelände. Mehr als hundert Jahre lang galten die modernen Fünfkämpfer als die letzten Ritter:Innen der Sportwelt, konservative Bewahrer des Gewesenen, Konservierer des Vergangenen, Reiter und Reiterinnen gegen den Zeitgeist, der Zweikampf auch in fünf Disziplinen und unter Beteiligung stolzer Rosse für ein Hobby gutbetuchter Ewiggestriger hält. Ins den Olympiazirkus passten die Reitenden in ihren engen Fräcken wie der alte Reiner Calmund in einen Schalensitz.

Ins Abseits galoppiert

Mit den Sommerspielen in Tokio galoppierten die Fünfkämpfer dann ins Abseits. Ein Pferd wurde geschlagen, die Kameras zeigten eine Trainerin, die unter anderen Umständen vielleicht als nicht schuldfähig bezeichnet worden wäre. Die Frau musste gehen, auch weil sie eine Athletin aufgefordert hatte, mit der Gerte "richtig draufzuhauen", wie das im Training gemacht wird, setzte den Verband unter Druck. Die deutsche Medaillenbilanz war durchwachsen, die Enttäuschung daheim ebenso groß wie der Bedarf nach alternativen Fakten, die sich diskutieren ließen. Wo kamen überhaupt die Pferde her? Warum waren sie überhaupt da? Muss das sein?

Nein. Die Führung des weltweiten Fünfkampf-Weltverbandes, ein im Steuerparadies Monaco residierender Verein namens Union Internationale de Pentathlon Moderne (UIPM), hat nur knappe drei Monate gebraucht, um Einsicht zu zeigen und Besserung zu geloben. Fünfkampf findet künftig ohne Pferde statt. Das Reiten entfällt, Ersatz wird noch gesucht - möglich wäre eine Tastrunde mit Blindenhund, Mäusezirkus um die Wette oder ein Schneckenrennen mit personengebundenen Schnecken vom eigenen Weinberg.

Der deutsche Weg

Der deutsche Weltfünfkampfpräsident Klaus Schormann, der ehemals selbst als Übungsleiter der TSG Uslar erfolgreich Fechten, Schießen, Schwimmen, Querfeldeinrennen und Reiten ließ, hat die Zeit des Reitens im Modernen Fünfkampf bis zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris befristet. Dann sind 112 Jahre herum, seit der Moderne Fünfkämpfer als "perfekter Athlet" die Weltbühne des Sports betrat und zeigte, wie man sich "durch Präzision im Schießen, Schnelligkeit im Fechten, Kraft im Schwimmen, Sensibilität beim Reiten und Ausdauer beim Laufen auszeichnet" (teamdeutschland.de).

An der deutschen Öffentlichkeit ging der Epochenbruch unbemerkt vorbei. Doch pegidaartige Proteste von Ewiggestrigen erschüttern seitdem die Szene. Der Modernen Fünfkampf zeigt seine alte, weiße Fratze, ein Pferdegesicht, das die Notwendigkeit einer Neuerfindung des Sports für die perfekten Athleten und ihre Pferde nicht einsehen will. Schockiert sei man und enttäuscht, nicht einmal gefragt worden sei man zudem. Die UIPM aber will hart bleiben und modern: Der Reitausstieg, dem vor zehn Jahren schon der Ausstieg aus der Luftpistole und der Umstieg auf klimafreundliche Laserwaffen vorausging, ist nur ein Anfang. 

Auch ein Ersatz für das gewalttätige Fechten wird benötigt. Alternativ wäre allerdings auch ein Fünfkampf möglich, der sich auf die beiden Disziplinen Schwimmen und  Laufen beschränkt.


6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Danisch hatte das Funktionärsbiotop Mod 5Kampf noch während der Spiele unters Mikroskop gepackt und den schnieken Obereumel Schormann zu aller Belustigung präsentiert.

https://www.berliner-zeitung.de/sport-leidenschaft/moderne-fuenfkaempfer-fordern-ruecktritt-der-fuehrung-des-weltverbandes-li.193442

Dieser Sport ging mir ja schon in naiven Jahren am Zuschauerarm vorbei, und das ist das erste und wohl einzige Mal, dass dieses Gehampel einen Unterhaltungswert abwirft.

ppq hat gesagt…

exakt

Anonym hat gesagt…

Kleinbürgerbernd dachte immer reiche Leute würden halt Pferde verprügeln so wie arme Leute ihre Kinder züchtigen falls erforderlich .

Prügel als Olympiasport gibts sonst nur im Blackmoon , dem berüchtigten sm Zentrum in der grauen Stadt .

Anonym hat gesagt…

Eldad Beck (l.), Journalist der meistgelesenen Zeitung Israels, "Israel HaYom", führte ein bemerkenswertes Interview mit dem Parlamentarischen Geschäftsführer der AfD-Fraktion, Dr. Götz Frömming. -- Pipi --

In der Tat bemerkenswert, oder eigentlich eher nicht: BEIDE labern Gülle.

Carl Gustaf hat gesagt…

Mit einem Wallach konnte das auch nichts werden. Wie sagte schon Jockey Monika: Eier, das Pferd braucht Eier.

Anonym hat gesagt…

Apropos Militärischer Fünfkampf: Wer sonst noch hat bei olle Dikigoros gelesen, wie die Schweden bei den olympischen Spielen 1912 den späteren US-General Patton, damals noch als Obrlajtnant, übel in den Ursch ge ...kniffen haben?
Als Dsheneräll kam er, von der Propaganda verblendet, als Deutschenfresser über die Südfront her, hat aber vor Ort aus eigener Anschauung seine Meinung um sozusagen 180° gekehrt.
Hatte dann einen seltsamen Autounfall.