Montag, 13. Dezember 2021

Lebende Beweise: Die Kinder des Völkermords

Die Wüste Namib ist Unesco-Welterbe und sie bedeckt bis heute weite Gebiete Namibias.
Es war ein deutliches Signal, das der deutsche Kanzler  von Warschau aus in die Welt sandte. Es werde keine Reparationen geben, sagt Olaf Scholz, denn Deutschland habe zur Entschädigung für "Unrecht im Zweiten Weltkrieg" (n-tv) bereits in der Vergangenheit "Verträge geschlossen, die gültig sind und die Fragen für die Vergangenheit und die Entschädigungsleistungen geregelt haben". Eine Vollbremsung, die bei den europäischen Partnern des eben erst zum Unrechtsstaat ernannten Polen ankam wie eine Emser Depesche.  

Der Einmarschierer von gestern, eben schon beim früheren Kriegsgegner in Paris aufgetreten wie seit 1940 nicht mehr, spricht sich selbst frei, nicht von einer moralischen Verpflichtung "angesichts der vielen Zerstörungen, die Deutsche in Polen angerichtet haben" (Scholz). Aber von der Last der Verantwortung, Ausgleichszahlungen zu leisten. 

Eine Gedenkstätte als Entschädigung

Mit einer neuen Gedenkstätte für die polnischen Opfer des Zweiten Weltkriegs, die er in Berlin errichten lassen will, möchte Scholz die Polen trösten, erst recht, weil die sich seinem Europa-Kurs auf  "demokratischen Zentralismus, bürokratischen Zentralismus" und "Gleichschaltung und Gleichmacherei" hartnäckig verweigert. Doch nicht nur in Warschau, sondern auch "in vielen anderen Orten der Welt", an denen "Deutsche Zerstörungen angerichtet haben" (Scholz), wächst die Sorge, dass es das nun gewesen sein könnte. Die Symbolik scheint deutlich: Wo der Sozialdemokrat Willy Brandt kniete, blieb Scholz demonstrativ stehen. Und wo Konrad Adenauer nachdenklich und begleitet von einem Einheimischen flanierte, inszenierte sich Annalena Baerbock triumphierend "in rotem Kleid und schwarzen Stiefeln" (RND).

Jamaika schüttelt  Lasten ab und das macht auch Sima Luipert große Angst. Die Nama-Frau aus Namibia ist eigenen Aussagen zufolge Enkelin der deutschen Brutalität in Form von Vergewaltigung, denn ihre Großmutter wurde vor mehr als 100 Jahren von einem deutschen Kolonialsiedler gezeugt. Luipert verdankt ihr Leben einem Einwanderer aus Deutschland, sie sieht sich deshalb als "lebender Beweis für den Völkermord" (Luipert) und verlangt mit Nachdruck, als solcher endlich auch gesehen zu werden. 

Doch frühere Bundesregierungen haben sich damit schwer getan: Zwar handelte Bundesaußenminister Heiko Maas zuletzt erfolgreich ein Versöhnungsabkommen mit der einstigen Kolonie aus. Doch die direkten Nachfahren der Opfern des deutschen Genozids waren weder an den Verhandlungen beteiligt noch ist vorgesehen, dass Deutschland damals enteignete Landflächen in Namibia an die früheren Eigentümer zurückgibt.

Die üblichen Zahlungen weiterhin

Mit Zahlungen von gerade einmal 1,1 Milliarden Euro, gestreckt über 30 Jahre, versuche die deutsche Regierung, sich freizukaufen, prangert eine neue Petition an, mit der die vom Völkermord Betroffenen bei Bundespräsident Walter Steinmeier um Gehör bitten. Die Kritik der Petenten ist scharf: Deutschland dürfe nicht an die namibische Regierung zahlen, die bis heute kolonialistische Verklärung duldet. Sondern ausschließlich an die Nachkommen der Opfer, zudem sei die Entschädigungssumme viel zu niedrig und der Völkermord dürfe nicht nur so genannt werden, er müsse auch im völkerrechtlichen Sinne ausdrücklich nicht als Genozid anerkannt werden, um die Tür zu richtigen Reparationszahlungen zu öffnen.

Deutschland wolle sich freikaufen, und das mit einer Summe, die kaum höher liegt als die seit Jahren üblichen jährlichen Zahlungen im Rahmen der Bekämpfung der Fluchtursachen, beklagen die Initiatoren der Petition. Als in Berlin lebende Nama-Nachfahrin der Witbooi- und Fredericks-Clans, die den Widerstand gegen die deutsche Kolonialmacht maßgeblich prägten, verweist Sima Luipert darauf, dass ihre ­Urgroßmutter vor mehr als 100 Jahren auf der Haifischinsel und später im Okawayo-Lager inhaftiert war.

Bislang vergebens: Auch die neue Bundesregierung hat den Nachfahren von Nama- und Herero, die im 17. und 18. Jahrhundert nach Namibia eingewandert waren und die dort siedelnde Urbevölkerung zum Teil gemeinsam, zum Teil aber auch einander gegenseitig in blutigen Stammesfehden verdrängt hatten, jede Beteiligung an zwischenstaatlichen Verhandlungen und Zahlungen verweigert.


7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich klau das Format mal von olle Fefe.

Wie schlimm ist es?
So schlimm ist es: Laut SZ ist der polnische Vizepräsident in Wirklichkeit ein 'Machthaber'.

P.S. Scholz könnte all den Reparationsschnorrern ja einfach bescheiden, dass wir die hunderte Milliarden, die ihnen ganz ohne Zweifel zustehen, langfristig in Klima angelegt haben, also viel gewinnbringender und nachhaltiger investiert haben, als die es je gekonnt hätten.
Sorry nicht sorry.

Anonym hat gesagt…

Bernd freut sich sehr über die Tornadoschäden in den usa . Erneut ein Gottesbeweis.

Die Anmerkung hat gesagt…

Sepp ist doof. Stand früher an Häuserwänden, als Kreidemalerei.

Anonym hat gesagt…

sagt der Reichsparolenexperte

Anonym hat gesagt…

Miro Dittrich ist Rechtsextremismusforscher ... (Diese Visage. Wie ein Reisender in Mausefallen ...)

(Ein Schriftsteller, sagen wir, Peter Brock >wenn ich groß bin, werde ich Neger<, besucht die 5.-6. Schulklassen in der Provinz. Kinderfrage: Wie wird man Schriftsteller? Ich war das nicht. Wäre mir sogar in diesem zarten Alter zu blöd vorgekommen.)

Wie wird man "Rechtsextremismusforscher"?
--- daz guot und weltlîch êre --- Zaster und Wohlgefallen der Obrigkeit, kann er, sehr im Unterschied zu Walther von der Vogelweide, durchaus mit Gotes Hulde vereinbaren.


Die Anmerkung hat gesagt…

>> Miro Dittrich ist Rechtsextremismusforscher ... (Diese Visage. Wie ein Reisender in Mausefallen ...)

https://nsu-leaks.freeforums.net/post/93745/thread

Das ist ein Pixel-Gemälde für die Ewigkeit. Die Physiognomie ist ein Kracher.

Die Anmerkung hat gesagt…

Mir fiel noch ein, daß mich das Jüngelchen auf Anhieb an den Diederich erinnerte. Heßlich geht immer in Deutschland.