Freitag, 8. April 2022

Sogenanntes Osterpaket: Nimm ein Ei mehr

Nur allzugern wäre, nur allzugern hätte man in der Begriffsstanze der Bundesworthülsenfabrik (BWHF) im politischen Berlin in diesem Fall möglichst fest festgehalten an der Tradition, im vorösterlichen Bedeutungskampf einen Rückgriff auf Bewährtes zu wagen. Doch noch immer wirkt die missglückte Ausrufung der Osterruhe vor einem Jahr nach, ein Debakel für die seinerzeit bereits zum Scheiden entschlossene Kanzlerin, ein dicker Kratzer im Lack aber auch für die ehemals aus dem volkseigenen VEB Geschwätz der SED-Parteibetriebssparte Fundament hervorgegangen.  

Was eine Notbremse in der Corona-Politik hatte werden sollen, ein  langer Moment des Durch- und Ausatmens, beschlossen von der Ministerpräsidentenkonferenz im März 2021 mitten in der ausrollenden Alpha-Welle, geriet zu einem der heute weitgehend vergessenen Regulierungspannen der Corona-Krise. Die "Osterruhe", ein Begriff, den CDU, CSU, SPD; Grüne, SPD und Linke zuvor bei der BWHF bestellt und nach Lieferung einhellig abgesegnet hatten, währte nur ganze 48 Stunden. Dann hatten Querdenker, Verharmloser und Gesundbeterim Kanzleramt und den angeschlossenen Sendeanstalten das Regiment übernommen. Angela Merkel selbst lud sich seinerzeit erneut zu Anne Will ins Sonntagabendfernsehen ein, um ihren Ruhebeschluss rückabzuwickeln:  Es werde nun nicht gemacht wie geplant. Aber dennoch werde es "dazu kommen, dass wir das Richtige tun, und dafür stehe ich ein", versprach die Kanzlerin.

Der Seitenblick nach Berlin, wo die Bundesworthülsenfabrik bis dahin stets die richtigen Begriffe gefunden hatte, um die Deutschen über die Wirren der jeweils aktuellen Pandemiebeschlusslage zu trösten, war unverkennbar. Da war etwas zerbrochen zwischen der Merkel-Administration, die 16 Jahre lang mit Hilfe der Nullume "Rettungsschirm", "Energiewende", "Schulden-" und "Mietpreisbremse", "Stromautobahnen" oder "Wachstumspakt" regiert hatte. Und nun erkennen musste, dass selbst die hohe emotionale Weisheit des in den langen Hallen und weiten Fluren der BWHF wirkenden Kollektivs aus Phrasendreschern, Satzkernbohrern und Worthülsendrehern zuweilen nicht ausreicht, die einen verbalen Zauber zu entwickeln, der genügend Magie entfaltet, die Wirklichkeit nachhaltig zu prägen. 

Blindgänger "Osterruhe"

Es schien danach beinahe, als hätten mit dem Blindgänger "Osterruhe" nicht nur die Kanzlerin und die BWHF ihre Fähigkeit verloren, die Dinge vom Ende her zu benennen. Sondern als sei auch Ostern, das höchste Fest der Christenheit, für lange Jahre verbrannt als Namensgeber von Wenden, Bremsen, Ruhen, Pakten oder Plänen. "Ich weiß jetzt nur, dass wir in einer schwierigen Situation sind", hatte Angela Merkel selbst die komplizierte Lage beschrieben, als ihr klar geworden war, wie schwer der Schaden ist, den eines der symbolträchtigsten Symbole des ohne Zeichensetzen und Signalgebung völlig undenkbaren modernen Politikbetriebes genommen hat.

Es brauchte einen kompletten Neuanfang, um Ostern zurückzuholen, ein mutiges Zureden der Regierung in Richtung der BWHF und langfristig geplantes Vorgehen von Kabinett und Bundesworthülsenfabrik (BWHF) gemeinsam. Und es brauchte einen Minister wie Robert Habeck, der als Sprachwissenschaftler selbst das feine Gespür dafür hat, dass die Wiederbelebung Osterns als Waffe im Bedeutungskrieg Zeit braucht und viel Fingerspitzengefühl. 

Das "sogenannte Osterpaket"

Im Januar schon, lange vor dem Krieg und der Aufhebung aller Tanzverbote, kündigte der Klima- und Wirtschaftsminister deshalb vorsichtig an, Ostern mit etwas herumkommen zu wollen. Nun, eine Woche vor Beginn der Festlichkeiten, legte er das fertige "sogenannte Osterpaket" auf den Tisch: 600 Seiten doppelt bedruckter Ausweg aus der drohenden Erderwärmung und der russischen Energieerpressung zugleich, ein Masterplan für energetische Unabhängigkeit und Rettung der Welt zugleich, der als "Osterpaket"in die Geschichte einzugehen verspricht wie zuletzt die "Osterruhe" Einzug in die Jahresrückblicke hielt.

Nach dem bereits legendären "Energiegeld", dem "Tankrabatt", dem "Freiheitsgas" und dem  "Entlastungspaket" ist das "Osterpaket" die erste große Arbeit der BWHF für die neue Bundesregierung, so neu, dass selbst Habeck und die angeschlossenen Sendeanstalten sich schwer tun und vorerst vorsichtig von einem "sogenannten Osterpaket" sprechen. Mit einem Umsetzungshorizont von acht bis 22 Jahren gilt das sogenannte Osterpaket aber nichtsdestotrotz als Richtschnur für langfristiges Handeln: Die nächsten fünf Bundesregierungen werden an die Vorhaben und Zielvorgaben gebunden sein



5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

der Reichsführer Koks hat ca. 40t Kohle und gefühlte 80 Rm Buche gebunkert .

Jodel hat gesagt…

Ich kann nicht nachvollziehen, wie manche konservative Autoren Herrn Habeck ein Ankommen in der Realpolitik bescheinigen konnten. Die Grünen, mit Herrn Habeck vorneweg, ziehen ihre Agenda zum Umbau unseres schönen Landes, ohne jeden Kompromiss durch. Der Bückling in Katar war doch nur für die Medien, damit der Volkszorn über die explodierenden Preise etwas besänftigt wird. Gas kommt da erstmal überhaupt keins bei uns an. Wir können ja mal die Nagelprobe machen, was alles nötige wäre, um unser Land durch diese Krise einigermaßen unbeschadet hindurchzubringen.

Weiterbetrieb, bzw. Rückabwicklung der Stilllegung unserer Kernkraftwerke - Kommt nicht in Frage. Rücknahme des Kohleausstiegs und Steigerung der Verstromung - Niemals nicht. Prüfung, ob die Steinkohlförderung bei uns wieder möglich ist - Wo kommen wir denn da hin. Rücknahme der CO²-Besteuerung - Nope. Versuche Gas in der Nordsee oder durch Fracking in Deutschland selbst zu fördern - Nicht mit uns. Aufhebung der Einbauverbots von Ölheizungen - Nö, wie verbieten lieber auch noch die Gasheizungen. Sofortiger Bau eines LNG-Terminals - Da würde bestimmt irgendeine Krötenart gefährden und kommt somit nicht in die Tüte. Senkung der Mineralölsteuer - war ein dummer Vorschlag der FDP, den wir sicher so lange verschleppen, bis sich niemand mehr daran erinnern kann. usw. usf. etc. etc.

Diese Liste kann praktisch endlos fortgesetzt werden. Historiker, sofern wir uns in nicht allzu ferner Zukunft überhaupt noch Vertreter dieser Zunft werden leisten können, werden einmal feststellen, dass das Ostergeschenk von Herrn Habeck einer der finalen Sargnägel unserer Wirtschaft und unseres Wohlstandes gewesen sein wird. Dieses Paket sollte besser "Großer Sprung nach vorn, Reloaded" heißen. Von mir aus auch "Oster-Sprung". Außer dass wir statt Stahl in jeder Garage zu produzieren, Windräder in jeden Vorgarten pflanzen werden, wird das Ergebnis exakt das Gleiche sein.

Anonym hat gesagt…

stimmt.

es ist und bleibt ein Sabotageprogramm - Deutschland und seine Industriebasis soll vernichtet werden .

aber wer hat GRÜN gewählt ? und warum verletzen sich hochbegabte Geigenkinder so gut wie nie ?

kommt so ein vergeistigtes Geigenkind vom Geigenunterricht und die SUV Mutti wartet neben dem Bionaschladen : kommt doch der psychotische Geigenkinderzerhäcksler und macht den Sovietmenschen.

"ich hatte so eine schwere Kindheit" meinte Bernd Brunntal nach seiner Festnahme .

"aber warum zerhacken Sie bevorzugt hochbegabte rotgrün-Geigenkinder ?"

"Sozialneid"

"ach was - das ham se sich doch wohl ausgedacht .

Die Anmerkung hat gesagt…

Christoph von Eichhorn (geb. Christoph Behrens), Jahrgang 1987, ist stellvertretender Ressortleiter Wissenschaft der Süddeutschen Zeitung. Er hat Bioprozesstechnik und Technikphilosophie an der TU München studiert. Journalistische Stationen und Praktika bei natur, SZ, Spiegel, WDR, Caixin (Peking). Themenschwerpunkte: Energie, Klima, Umwelt, dazu ein Faible für Bitcoin und Blockhain. Auslandsaufenthalte als Reporter im Silicon Valley und als "Medienbotschafter" der Robert-Bosch-Stiftung in China. Kann sich für Bücher von Stanisław Lem und Cixin Liu begeistern.
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Meine Fresse, was der alles kann. Nur nicht nüchtern sein.
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Das Klimaziel von 1,5 Grad ist fast außer Reichweite - doch das ist kein Grund, jetzt aufzugeben.

Nüchtern betrachtet steht es nicht gut um das Klima: ...
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Nüchtern betrachtet ist der Technikphilosoph ein stückweit sehr dumm geblieben.

Prima Klima. Mehr geht momentan nicht.

Anonym hat gesagt…

nennt sich Negativauslese , Freimaurersöhne fallen die Jakobsleiter rauf , Normalbürger müssen jeden Tag Leistung abliefern und kommen niemals aus der Tretmühle raus . Bernd arbeitet schwarz und macht gerne Mittagsschlaf