Donnerstag, 28. Juli 2022

Erdgaspreisumlage: Das dritte Speisungswunder

Bundeskanzler Olaf Scholz plant, im Herbst mit knapp zehn Milliarden Euro Einnahmen aus der Gasumlage ein Finanzierungsloch in Billionenhöhe zu stopfen.


Jesus gelang es einst, mit der wundersamen Brotvermehrung Tausende Gläubige zu verköstigen, die sich am See Genezareth versammelt hatten. Ein Brot reichte ihm, alle satt zu machen. Später wiederholte er den Trick: Bei der "Speisung der Viertausend" reichten ihm nach Angaben von Matthäus- und im Markusevangelium fünf Brote und zwei Fische, um 4.000 Anhänger zu speisen. Ja, Jesus konnte das. Neben dem Überswassergehen gilt die Zurverfügungstellung von "materiellen Güter in wunderbarer Weise", wie es die katholische Kirche bescheiden nennt, heute als einer der schlagenden Beweise seiner göttlichen Abkunft.  

Das drittes Speisungswunder

Ein drittes Wunder dieser Art hat nun der deutsche Bundeskanzler angekündigt. Im Spätsommer, spätestens aber im Herbst beabsichtigt Olaf Scholz, ein gigantisches Geldloch mit einer Ar Taschengeld so zu füllen, dass niemand alone durch den Winter walken muss, wie der Sozialdemokrat in Anspielung an einen alten Hit von Gerry & The Pacemakers sagte. 

Klappt das, wird der magische Trick zweifellos alles in den Schatten stellen, was Jesus von Nazareth vor etwas mehr als 2000 Jahren zu bewirken vermochte. Denn scheint es auch unmöglich, dass fünf Brote oder - die Aufzeichnungen sind hier nicht ganz schlüssig - eventuell auch zehn oder zwölf 5.000 Menschen zum Abendmahl reichen, so verspricht das Scholzsche Wunder doch von einer ganz anderen Dimension zu werden, wie die Zahlen zeigen, auf die sich der Kanzler bezog.

Die Spar-Umlage

300 Milliarden Kilowattstunden Erdgas verbrauchen die 31 Millionen privaten deutschen Erdgaskunden im Augenblick jährlich. Mit einer speziellen "Umlage" so Scholz, sollen Großanbieter und Stadtwerke "ab September oder Oktober" immerhin "90 Prozent" (Scholz)  ihrer aktuellen Mehrkosten durch den teureren Einkauf von Erdgas weiterreichen dürfen. Auf "zwei Cent" über den derzeitigen Preisen oder 300 Euro pro Familie im Jahr taxiert der frühere Finanzminister die Mehrbelastung - beim aktuellen Verbrauch ergibt das für die Gasanbieter rechnerisch eine zusätzliche Einnahme von sechs Milliarden Euro im Jahr. Nach der Überschlagsrechnung des Kanzleramtes sind es etwas üppigere 9,5 Milliarden. Peanuts.

Denn was kann mit ein paar schmalen Milliarden ausgeglichen werden, wenn auch nur zu 90 Prozent? Neuverträge für Gaskunden liegen derzeit bei 25 Cent pro kWh, nahezu doppelt so hoch wie Altverträge, die im Augenblick noch bei einem Durchschnitt von 13 bis 15 Cent verharren. Für Neukunden werden damit Monatsraten von über 300 Euro fällig, übers Jahr gerechnet 3.800 Euro, selbstverständlich beim günstigsten Anbieter.

Von 0,7 auf 8,8 Cent

Der Einkauf von Erdgas im Großhandel aber findet heute bereits in einem ganz anderen Preiskosmos statt. Weit über 100 Euro für eine Gigawattstunde sind die Regel, Ausreißer nach oben garantiert, Ausreißer nach unten schaffen es seit Wochen nicht mehr unter die 100 Euro. Umgerechnet auf die Kilowattstunde ergibt sich daraus eine Verelffachung des Erdgaspreises im Vergleich zum Jahr 2020: War eine kWh vor zwei Jahren am Markt noch für 0,7 Cent zu haben, geht sie jetzt für 8,8 Cent weg.

Ein Unterschied von knapp mehr als acht Cent, aus dem sich auch nach Scholzens 90-Prozent-Ausgleich durch die neue Gasumlage eine gewisse Finanzierungslücke ergibt. 210 Milliarden zahlten deutsche Gaskunden im Jahr 2020 für ihren Erdgasverbrauch, als der Großhandelspreis noch bei 3,30 Euro lag. Doch nach den aktuellen Großhandelspreisen von um die 150 Euro wird sich dieser Betrag über kurz oder lang wenigstens Verdreißig- oder Vervierzigfachen. Dann steht auf der Rechnung der deutschen Erdgaskunden eine Endsumme von ein, anderthalb oder auch zwei Billionen Euro. Und wer bisher mit 1.500 Euro für sein Gas durchs Jahr kam, muss 20.000, 30.000 oder 40.000 Euro bereithalten, um die Bude warm zu halten. 

Die 50 Euro, um die weitsichtige Redakteure der Wochenschrift "Die Zeit" ihren Gaspreisabschlag vorsichtshalber jetzt schon hochgesetzt haben, werden kaum reichen, die Lücke zu füllen. Sie zeigen eher, dass die Preisillusion, in der Deutschland lebt, sich bis heute nicht nur im Kanzleramt, sondern auch in den gebildeten Kreisen hält: Eine Verzehnfachung der Preise soll abgefedert werden durch eine knappe Verdopplung der Zahlungen. Die Mathematik, nach der das möglich ist, muss allerdings erst noch erfunden werden.

Bis Wind und Sonne heizen

Ein Problem, das der Bundeskanzler zumindest klar erkannt hat, wenn auch in einer Größenordnung, die mit der Realitöät so viel zu tun hat wie drei deutsche Gepard-Nichtpanzer mit dem Kriegsausgang in der Ukraine. In seiner "You'll never walk alone"-Show in Berlin hat Olaf Scholz die Bürgerinnen und Bürger also vorsichtig auf Unbill vorbereitet: Es werde teurerer werden, bis es billiger wird, wenn endlich Wind und Sonne alle Häuser heizen. Die "zwei Cent" oder knapp 30 Euro im Monat werden helfen, darauf könne sich aber heute schon jeder einstellen.

Scholz plant nichts weniger als ein Wunder. Zu den Großhandelspreisen der vergangenen Tage und Wochen beläuft sich die Gasrechnung eines sparsamen 15.000-kWh-Haushalts nach der Weiterreichung aller Beschaffungskosten auf um die 30.000 bis 40.000 Euro im Jahr, denn die kWh Erdgas wird dann etwa das Zehnfache dessen kosten, was heute im Durchschnitt fällig wird. Mit seiner Zwei-Cent-Umlage schickt sich der "Regierungsvertreter*in aus Deutschland" (Scholz über Scholz) also an, ein Zwei-Billionen-Loch mit fünf bis zehn Milliarden zu stopfen.

Wenn das kein Wunder wird, wird es zumindest ein böses Erwachen.


5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Deutschlandfunk" : kurz nach 6; Zeit für ganz viel Leid und weini - weini .

München - mal wieder . Man fordert Entschädigungen ...UND : wenn diese Entschädigung nicht kommt wird der Stamm nicht bereit sein irgendwelche weini Veranstaltungen zu unterstützen . ( Deutschlandfunksprecher mit wichtig / ernsthafter Stimme .

"wie der StammessprecherInnen mittteilt ...usw.

aus : " 50 Jahre München - Geschichte einer schuldigen Stadt " Schuldverlag Weimar , 409 S. persia Dünndruck mit drei Zeichnungen ; ein Vorwort von Schuldmanager Dr. Zepp La Bling , Esosprechtherapeut .

( "ein wichtiges Werk , auch um VerhamloserInnen und die Jugend zu belehren " , MkdW II / 90,3 FM )

( "ein geklebtes Stück Erinnerungskultur " Spochtfilm 23 / die Jungen )

Anonym hat gesagt…

Ich wage mal eine Vorraussage:

Robert "Ich habe die Zahlen noch nicht gelesen" Habeck hat seine Ansichten aus Akademischen "Expertenrunden" weitergereicht bekommen, die wiederum ihre Ergebnisse auf theoretischen Gebilden gründen, die in der Wirklichkeit nicht vorkommen.

Robert dämmert es allerdings ganz langsam, dass sich die Experten verrechnet haben könnten, weshalb er lieber nicht so genau "die Zahlen" anschauen will.

In der Riege der Politschranzen herrscht gerade ein dumpfes Gefühl, dass sich Ärger anbahnt und deshalb wird vorsichtshalber "Einigkeit und Solidarität" beschworen, ohne recht zu wissen, ob sich die Vielfalt in Buntland überhaupt für solche Konzepte begeistern lässt, aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt.

Man hofft, dass sich bis zum Winter das alles entspannt und sich die Probleme irgendwie von selbst auflösen und falls nicht, der Notfallplan das Schlimmste verhindert, weil auch die EU auf Einigkeit und Solidarität hoffen kann.

Was wird nun passieren? Das sich gerade aufschaukelnde Defizit im Beschaffungs- und Verkaufspreis verschwindet ja nicht einfach so. Weiterreichen können sie es nicht, ohne mit einem Schlag ein Drittel der Bevölkerung und der Industrie in den Bankrott zu zwingen, was gewissen Leuten buchstälich den Kopf kosten würde.

Also wird man, egal was weiter passiert, dieses Defizit "bailouten", oder diejenigen, die auf diesem Defizit sitzen in Teilen verstaatlichen (was ja schon bei Juniper passiert ist). Dann aber müssen die Preise wieder runter kommen, denn sonst explodieren die Schulden und der Euro fällt außeinander.

Sollten die Preise allerdings nicht wieder in bezahlbare Regionen absinken, wird es die Deutsche Regierung im Frühling 2023 nicht mehr geben und was dafür an ihre Stelle tritt, das möchte ich mir nicht ausmalen, denn schön wird es sicher nicht. Aber zumindest wird es die Grünen dann auch nicht mehr geben.

ppq hat gesagt…

das ist es ungefähr, wobei ich ergänzen würde, dass sie nie etwas anderes gekannt haben als die lösung aller probleme mit der geldgießkanne. dass das eines tages mal nicht mehr funktionieren könnte, weil man die zeit, die es für einen umbau bräuchte, eben bei niemandem kaufen kann, das kommt in der gedankenwelt die rettungsroutiniers nicht vor

Anonym hat gesagt…

sofern der Steuermichel den ganzen rot-grünen Wahnsinn begreift könnte rot-grün tatsächlich komplett von der Bildfläche verschwinden - Problem : vergeistigte SternleserInnen , deren höhere Töchter und das verdammte bürgerliche Pack darf WÄHLEN

in einem Sepp Obaidastaat würden alle die Deutsche Sepp Kraftwerkspartei wählen - alle kriegen Deputatkohle , alle ham Obait und keiner mault rum nur weil in Indien die Neger vertrocknen oder irgendeine verkackte Insel untergeht . Am Samstag wird der Daimler in der Auffahrt gewaschen , die Kinder spielen Krieg oder Fußball- oder eben Fußballkrieg , die Mädchen machen sich hübsch und helfen in der Küche wo Dederongaby Kuchen backen tut .

es könnte alles so herrlich sein - aber nein : die Klimerklebekinder versaun einem den Tag .

Anonym hat gesagt…

oder irgendeine verkackte Insel untergeht ...

Das war bisher nicht der Fall, und wird es auch nicht so bald sein. Aber eben: Will man dir gebben, so musst du nemmen. (Will man dir nemmen, so musst du schrajn ... Aber darum geht es hier nicht) ...