Mittwoch, 15. Februar 2023

Verwaltungsansiedlung im Osten: Die erste Trans-Behörde

"Zukunftszentrum Deutsche Einheit und Europäische Transformation" ist es einer Bundesregierung  gelungen, eine Verwaltungseinheit aus der Taufe zu heben,
So sieht die amtliche Heat Map der künftigen zentralen Aufgaben des Zukunftszentrum Deutsche Einheit und Europäische Transformation aus.


Irgendeine obskure Aufgabe hatten sie denn doch noch, alle. Glücksspielaufsicht, Cyberagentur, Doppelverwaltung der Autobahn, Branntweinkontrolle, Kontrolle der Meinungsfreiheit und die Genehmigung von Beschleunigungsmaßnahmen zur Erreichung der Deutschland-Geschwindigkeit. Erst mit der Errichtung des "Zukunftszentrum Deutsche Einheit und Europäische Transformation" ist es einer Bundesregierung  gelungen, eine Verwaltungseinheit aus der Taufe zu heben, deren Zweck allein in ihrer Gründung liegt. Mitten im ausgebluteten Osten Deutschland platziert, schafft die neue Behörde hoch- und mittelgutbezahlte Arbeitsplätze, erst beim Bau, später dann bei der Bevölkerung des geplanten Hochhauses mit Kongresszentrum und Einheitsmuseum mit Schulklassen. Daraus resultieren Steuereinnahmen, die wiederum höhere Verwaltungsausgaben und Sozialleistungen für die Abgehängten erlauben.  

Erfolg war absehbar

Schon in der ersten Planungsphase war der Erfolg absehbar. Es war die Altkanzlerin Angela Merkel, die angesichts der anhaltenden Unruhen in den ehemaligen Anschlussgebieten im 30. Einheitsjahr auch hier wieder alle Prozesse wieder klug von hinten dachte und forderte, dem Osten für die seit 1990 gezeigte Geduld mit der neuen Herrschaft zumindest symbolisch Anerkennung zu zollen. Im Zuge einer großangelegten Behördenansiedlungsoffensive (BAO) sollten auch Ostdeutsche die Chance bekommen, zumindest als Wachmänner, Hausdiener, Sachbearbeiter und Archivare in nachgeordneten Bundeseinrichtungen ein Auskommen zu finden. Das stärke die Regionen, verbessere die Stimmung und vermittle vor der seinerzeit anstehenden Bundestagswahl den Wutbürgern in Sachsen und anderen weitgehend aufgegebenen Gebieten den Eindruck, man habe sie doch nicht vergessen.

Das ZDEET genannte neue Institut, Baukosten 200 Millionen Euro, jährliche Unterhaltungskosten weitere 40 Millionen, war von Anfang an als zentraler Edelstein im neuen Portfolio der Bundesbehördengründungs- und Ansiedlungsbehörde (BBGASB) mit Sitz im entlegenen Görlitz gedacht. Während westdeutsche Kommunen weiterhin mit traditionsreichen Bundesunternehmen wie der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein (BfB), der Amero Reisen GmbH, der GMG Generalmietgesellschaft und der NOW GmbH Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie vorlieb nehmen müssen, bekommt das "sächsische Halle" (Hamburger Abendblatt) nun gleich eine "exzellente, international verknüpfte und gesellschaftsrelevante Einrichtung", wie es bei der Bundesregierung heißt. Das ZDEET werde die Aufgabe haben, "auf inter- und transdisziplinäre Weise zu Transformationsprozessen in Deutschland, aber auch zu Entwicklungen in Mittel- und Osteuropa und dem Zusammenhalt in Europa zu forschen". 

Strategien für kommende Prozesse

Eine Mammutaufgabe, denn zugleich sollen aus "einem intensiven internationalen Austausch heraus gemeinsame Zukunfts- und Gestaltungsperspektiven erwachsen sowie Strategien für kommende Transformationsprozesse entwickelt werden", eine Million erwarteter Besucherinnen und Besucher ist ebenfalls zu begrüßen, denn "gleichermaßen zentral ist die Öffnung des geplanten Zentrums in die Gesellschaft", wie es in der Leistungsbeschreibung kompromisslos heißt. Wie genau, was eigentlich und weswegen, das hat die frühere sachsen-anhaltinische SPD-Chefin Katrin Budde, nach ihrem Scheitern in der Politik inzwischen mit einem Sitz im Bundestag und einem Platz in der Behördenansiedlungsorte-Findungskommission abgefunden, ganz konkret beschrieben: Ein "lebendiges Wesen" und "nicht nur ein schicker Millionenbau", sollte der neue Einheitstower werden. Denn "für die Begegnung zwischen Ost und West" fehle dem vereinigten Deutschland immer noch "ein Ort".

Hier entsteht er nun, in Bahnhofsnähe, damit die leitenden Angestellten schnell wieder daheim in Berlin sind, nachdem sie tief in der Provinz "Wissen über moderne Formate vermittelt" haben, "sodass es Bürgerinnen und Bürgern jeden Alters und unterschiedlicher Bildungsgrade möglich wird, an der Arbeit der Einrichtung und ihren Ergebnissen teilzuhaben" wie es in der offiziellen Leistungsbeschreibung der neuen Institution heißt. Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das ZDEET eines Tages haben wird, ist bislang nicht bekannt, auch die "geeigneten Beteiligungsformate", über die ab 2028 "Impulse aus der Bürgerschaft und von zivilgesellschaftlichen Akteuren die Arbeiten des Zukunftszentrums bereichern" werden, sind noch zu erforschen. 

Die weltweit erste Trans-Behörde

Viel Pionierarbeit, die da zu leisten ist. Als erste sogenannte Trans-Behörde weltweit steht das "Zukunftszentrum Deutsche Einheit und Europäische Transformation" vor der Aufgabe, den Versuch der Bundesregierung, Arbeitsplätze in armen Regionen zu schaffen, die keinerlei Inhalt oder Aufgabe haben, durch die Konzentration auf die führende Rolle der Bedeutung bei der Durchführung der Beschlüsse so umzusetzen, dass fehlende Wertschöpfung als Aufbruchssignal wahrgenommen werden kann. Dass es aus wirtschaftlicher Sicht nicht sinnvoll ist, solche Arbeitsplätze zu schaffen, da sie langfristig nicht tragfähig sind, kommt es umso mehr darauf an, die positiven Auswirkungen auf die nach Rentenstreit, Finanzkrise, Pandemie, Krieg und Inflationsschock gerade im Osten vielfach depressive Stimmung hervorzuheben. 

Steht das Einheitshochhaus erst einmal, sind die Direktoren, Vizedirektoren und Abteilungsleiterposten besetzt und die ersten Forschungsexpeditionen zur Entdeckung möglicher Untersuchungsgegenstände entsandt, so verraten die Erfahrungen etwa mit der EU, finden sich auch Beschäftigungsinhalte, die weiteren Forschungsbedarf und einen höheren Hausetat akut machen. Was kurzfristig wie eine Verschwendung von Ressourcen aussieht, führt langfristig zur Etablierung einer nachhaltigen Behördenstruktur, die weit über ihre eigenen Wände hinaus ausstrahlt. 

Ein nie gekannter Touristenansturm

Für die im Schatten von Leipzig, Magdeburg und Berlin stehende frühere Industriemetropole Halle bedeutet das ZDEET einen Quantensprung: Den Beschlüssen der Bundesregierung zufolge wird sich die Zahl der Besucher in der Stadt nach der Eröffnung des Einheitszentrums vervierfachen, die bisher kaum auf den Zetteln der großen Ferienkonzerne stehende Stadt wird dann ebenso viele Besucher zählen wie das derzeit noch weitaus berühmtere Dresden. Angelockt von der Aussicht, das "Symbol eines geeinten Deutschlands" (Bundesregierung) endlich mit eigenen Augen sehen zu dürfen, verkörpert durch ein "Gebäude mit einer herausgehobenen modernen Architektur" (Bundesregierung), werden sie herbeiströmen, aus ganz Europa sogar. Ringsum in Kneipen, Cafés und Hotels entstehen so zukunftsträchtige Geschäftsmodelle und neue Arbeitsplätze mit echter Wertschöpfung, die langfristig Wohlstand, Arbeit und Brot versprechen.


11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Was kann unser Zukunftszentrum, wenn es die Betriebstore öffnet?

a) einen großen Beitrag zur Wiederbelebung des Wir-Gefühls leisten
(Das „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ könne einen großen Beitrag zur Wiederbelebung des im Zuge der Friedlichen Revolution und der Deutschen Einheit entstandenen Wir-Gefühls leisten,...)

b) ein Knotenpunkt 'sein'
(Ein „Knotenpunkt für die wissenschaftliche und kulturelle Auseinandersetzung...)

c) gesellschaftlichen Zusammenhalt stiften
(So solle gesellschaftlicher Zusammenhalt gestiftet, ...)

d) Zusammenhang sichern und thematisieren
(...der enge Zusammenhang von Deutschlands Einheit und der Demokratie in Europa gesichert sowie im internationalen Austausch thematisiert werden.)

Diese Ziele sollte uns ein paar hundert Millionen wert sein.

ppq hat gesagt…

das ist hervorragend erkannt worden und sehr schön zusammengefasst.
nur: paar hundert millionen?

nur zwei jahre nach dem erreichen der deutschen klimaneutralität ist die erste milliarde dort durch.

klappt es mit der verdopplung der baupreise (minimumerwartung!), dann könnte es aber auch schon am tag des verbrennerverbotes klappen

aber der staat hat gut gewirtschaftet. das geld wird niemandem weggenommen. die rente ist sicher. die mietbremse kommt

Anonym hat gesagt…

OT
T.Acheles 15. Februar 2023 at 10:59

Hier sehr gute Übersicht über die heftigen Probleme bei E-Mobilität:
https://www.mmnews.de/wirtschaft/194229-eu-will-heute-verbot-des-verbrennungsmotors-beschliessen
Es klemmt an allen Ecken und Kanten.

Klarstellung
Vom Ziel her finde ich es gut, wenn Verbrauch von fossiler Energie deutlich reduziert wird.
Aber ...
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Die üblichen Ar ...mleuchter. Klimerschutz ja latürnisch, aber sooo doch nicht. Variante: Klar sind die den Russen unverschämt auf die Pelle gerückt. Aber deswegen haut man doch nicht gleich zurück, wenn einem der Schulhofpsychopath immer übler zusetzt. Da bietet man ihm säuselnd an, mit ihm (über seine Ängste) reden zu wollen ... Letzteres leider, leider auch Klonovsky.

Anonym hat gesagt…

wunderbare Glasstahlbettongarchitektur - keine Raucherecken , überall zugige Löcher und Flugblattständer mit Erklärbärzetteln auf Kligonisch und Genderwakanda .

dann nach 3 Minuten kommt ein Kittelmensch vorbei : "kann ich ihnen helfen ? "

"ich suche die Tranznationaletransdanzvorveranstaltung für Planungsmenschen"

"was ? wir ham zu - die Herrschaften sind alle in Brüssel zur Fordpilldung "

schnell noch aufs Klo und wenigstens Klopapier klaun , der Kaffeeautomat ist kaputt und der Schuttelbus fährt erst in 50 Minuten . Bernd guckt sich das Gebäude an - hier und da moderne Kunst . "Holz ist" ein bekanntes Holzkunstwerkstück aus den 90er Jahren .

mal gucken wie die Büros so sind - Bernd fährt in den 4 Stock - und : guck an : ein Büro ist auf .

"was wolln sie denn hier ?? " fragt eine Mitarbeiterin .

"ich wollte man gucken " .

"ich interessiere mich für Demokratiearbeit"

"wenn sie mich verarschen wolln sind se hier genau richtig .

"Ich heiße Bernd und komme ausm Westen "

"ham sie schon was vor ? "

"wie bitte ?!"

"wir könnten einen Kaffee trinken - in der Stadt oder so "

"sind sie bescheuert oder so ? "

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Bernd ging wieder zum Fahrstuhl und fuhr in Foyer . eine Palette mit Werbematerial stand neben dem Behindertenklo .

Tranznationaletransdanzvorveranstaltung für Planungsmenschen - wie sie sich engagieren können .( BILD : Neger mit Stift in der Hand , lächelt )

Seite 1 : 4 Buntmenschen ( die zufällig eine alte Fabrik in Berlin bewohnen ) sitzen im Koworkingspace und lächeln in die Kamera .

"Jason Kevin Lumumbu will das Klima schützen " ................

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Arminius hat gesagt…

Mich würde mal interessieren, was aus diese ganzen Transtypen nach Einführung der Sharia wird.

Anonym hat gesagt…

einer davon stammt aus der Leipziger Szene ...

Wenn das Porträt bei Danisch das richtige sein solle - pfui Deibel. Der gehört ja allein für diese Fresse (Selbstzensur) ---

Anonym hat gesagt…

"Gebäude mit einer herausgehobenen modernen Architektur" (Bundesregierung)
Ich habe heute mal wieder die wunderbare Architektur des Ibus Hotels am Ribeckplatz bewundert,
der letze Prunkbau dort. Ich hoffe mal, das Zukunftszentrum kann mit diesem Prunkstück mithalten,
wenn es denn mal fertig wird.

Anonym hat gesagt…

Wäre ich Orban, würde ich mir den deutschen Botschafter mal vorknöpfen ...

Nun ist Danisch aber weder der Botschafter noch der Orban, noch der Haldenzwang.
Es steht zu befürchten, dass es, wie üblich, mit gelinder Anmecker endet.

Jodel hat gesagt…

Nicht zu fassen, dieses Ding soll es wirklich geben. Nach lesen der Artikels war ich mit einem Schmunzeln der Meinung: schöne Satire, fein ausziseliert geschrieben, sehr unterhaltsam, diesmal falle ich aber nicht drauf rein.

Aber nein, wieder liege ich falsch. Die wollen das wirklich hinklotzen und sind noch stolz wie Bolle, ob ihrer genialen Idee. Ich bin zu alt für diese Republik. Ich kann Satire und Wirklichkeit nicht mehr auseinanderhalten. Zum Glück muss ich mein Geld nicht als Satiriker verdienen. Dieser Berufsstand wird von unserer Regierung gnadenlos plattgemacht. Deren weise Ratschlüsse kann man mit nix mehr toppen.

ppq hat gesagt…

es wird ein wunderschöner neuer elfenbeinturm werden, nur deutlich kleiner als bisher gedacht, weil die 2021 ausgelobten baukosten 200 millionen 2025 nur noch für ein türmchen reichen werden.

was von dem allem zu halten ist, lässt sich mit einem blick erkennen: wenn ich drei millionenzahlen in die welt werfe (200, 40 + 1), aber nicht ein detail nennen kann, wozu das dienen, was es bringen und wer es eigentlich weshalb so zahlreich besuchen wird, dann geht es offenbar nicht um ein ziel, sondern allein um den weg

vergleiche übrigens: 100 milliarden & zeitenwende

keine frage, was gebraucht und wie viel es kostet, sondern von hinten bestiegen: eine zahl und danach darf sich dann der bedarf richten.



Jodel hat gesagt…

Wie wahr, wie wahr.

Nur das Ziel ist schon erkennbar, wenn man denn sehen möchte. Natürlich wird dieses in keinem Medium nie auch nur angesprochen werden.

Die Parteien haben einen immer größer werdenden Menschenbestand an der Backe, der auf dem freien Markt in keiner Weise vermittelbar ist. Gerne Akademiker mit Abschluss in Händeklatschen und Vulvamalen.

Für dieses neue selbst geschaffene Prekariat müssen immer mehr neue und gut bezahlte Arbeitsplätze geschaffen werden. Im Gegenzug wird man jedes gewünschte Gutachten und viele viele Stellungnahmen erhalten, die wie durch ein Wunder alle zu 100 % auf Regierungslinie liegen werden. Zusätzlich fällt wieder ein Häufchen treuer Stammwähler auf die Habenseite der Waage.