Samstag, 1. April 2023

Der Unmalbare: Warum Dall-E keinen Propheten kann

In der Zeit vor dem Kunstkünstler KI gab es noch Bilder des Propheten.

Erst kommt ein Roboter, der einen Ballon hält. Dann Bauarbeiter, Kinder und eine Landschaft. Dall-E, das von OpenAI entwickelte Computerprogramm, das gern als "künstliche Intelligenz" bezeichnet wird, braucht lange, sehr lange. In Zeitlupe nur schiebt sich der Vollzugsmelder über den Bildschirm. Beispielbilder tauchen auf, die die elektrische Intelligenz in ihrer kurzen, aber aufregenden Karriere bereits gemalt hast. Mäuse in Hawaii, Fische in einem Glas. Fußballer. Alte Männer mit verschobenen Gesichtern. Landschaften. Ein Glasfenster im guten alten erzkatholischen Kirchenstil, das Hamburger und Pommes zeigt.  

Qualmende Algorithmen

Es dauert. Es hängt. Fast ist zu sehen, wie die Server qualmen und die milliardenteuren künstlichen neuronalen Netzwerke dampfen, während sie überlegen, wie sie mit einer Aufgabe verfahren sollen, der Erledigung nicht nur Rechenleistung, dynamische Algorithmen und umfassende Kenntnisse der Farblehre verlangt, sondern auch ein Gefühl für mittelalterliche Glaubenslehren. Schließlich ist der Generative Pre-trained Transformer dann doch soweit. "It looks like this request may not follow our content policy", gibt er anstelle des Bildes aus, das er eigentlich hatte zeichnen oder malen sollen.

Isser das? Und welcher?
Ein Verstoß gegen die Richtlinien. Eine unlösbare Aufgabe. Ein unmalbares Bild. Es hätte den Propheten Mohammed zeigen sollen, einen Mann, der vor 1.400 Jahren in Mekka und Medina gelebt haben soll. Die ersten vier Jahrzehnte lang als ehrbarer Kaufmann, dann jedoch erschien ihm der Legende nach der Erzengel Gabriel mit einem beschriebenen Seidentuch in der Hand und ernannte ihn zum Propheten. Mohammed schulte um, er fand Anhänger, überstand Krisen, führte erfolgreiche Kriege. Und kaum war er 250 Jahre tot, sprach sich herum, dass er eine große Abneigung gegen Bilder von sich selbst gehabt hat.

Nur ohne Köpfe

Seitdem gilt im Islam ein recht umfassendes, wenn auch nicht allgemeines Verbot der bildlichen Darstellung von Lebewesen, so sie nicht keine Köpfe haben oder ihnen andere Körperteile fehlen. Untersagt ist auch die Anfertigung von Kunstwerken, die Schatten werfen könnten. Insbesondere verboten sind aber natürlich alle Versuche, den Propheten selbst zu zeigen. Auch wenn das nicht stimmt, wie das ehemalige Nachrichtenmagazin Der Spiegel herausgefunden hat, halten sich in den am schlimmsten betroffenen Gebieten doch alle daran. Weil niemand weiß, wie Allah aussieht, darf auch kein Mensch malen, wie es dessen Bote ausgesehen haben könnte.

Kein Mensch. Dall-E, der Kunstmaler vom Dienst im Netz, ist zweifellos kein Mensch und könnte deshalb vermutlich im Einklang mit den Vorschriften auch einen Mohammed aus dem Server pinseln. Dall-E ist aber andererseits intelligent, intelligenter zumindest als dänische Karikaturist Kurt Westergaard war, der vor Jahren alle Rechtgläubigen gegen sich aufbrachte, als er sich den Spaß machte, Mohammed mit einem Turban in Bombenform zu zeichnen. 

Kulturkrieg um den Bombenkopf

Der folgende Kulturkrieg kostete mehr als 100 Gläubige das Leben, Kurt Westergaard seine Freiheit und den Großteil der westlichen Medien die Unschuld. Vor die Wahl gestellt, die Freiheit der Rede zu verteidigen oder sich den internen Regeln einer nahöstlichen Glaubensschule zu unterwerfen, entschieden sich meisten für die nun "Respekt" genannte Rücksicht auf Religionsgelehrte. Ein Weg, den nun auch die künstliche Intelligenz eingeschlagen hat: Dall-E und Co. malen auf Befehl alles, vom Waschbären über den Russenpanzer im Schnee bis zum Papst als hippen Influenzer in stylischer Daunenjacke. Nur den Propheten, an den traut sich der Kunstkünstler nicht heran. 

Noch finden sich in der gewöhnlichen Google-Suche reichlich Abbildungen des Unabbildbaren. Schließlich haben Muslime, als sie in Deutschland noch "Moslems" genannt wurden, selbst immer wieder zu Pinsel und Farbe gegriffen. Wie lange noch, weiß niemand.


4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Volksleerer(sic) ist eine linke Titte und ein sogenannter Honigtopf.
Wer den Vogel ernst nimmt, gehört unter Betreuung gestellt.

Anonym hat gesagt…

Potsdamer Erklärung: Masseneinwanderung stoppen – jetzt!

PIPI hat den Aprilscherz schon gestern gebracht - das güldet nicht!

Anonym hat gesagt…

Natürlich malt die künstliche Intelligenz keine Mohammeds, sie ist ja nicht blöd sondern intelligent. Vielleicht würde sie es machen, sobald die KIs ihr eigenes Militär haben inkl. Marschflugkörper.

Anonym hat gesagt…

Besonders intelligent scheint das Teil nicht zu sein: Aus Jux habe ich Little red riding hood und dann Hansel and Gretel verlangt, da hat es irgendwas ohne großen künstlerischen Anspruch hingekleistert - bei Puss in boots war Sense - es seemt ßo, dass es nicht mit unseren Richtlinien ... Ich habe so eine Vermutung, warum (wegen "boots" nicht ...) ---