Mittwoch, 25. Oktober 2023

Wurzeln der Verklärung: Wurde beim heiligen Marsch Hass gepredigt?

Es ist die höchste Pflicht jedes Moslems, auch wenn er seit einer Entscheidung der Bundesworthülsenfabrik (BWHF) aus dem Jahr 2001 durchgehend "Muslim" genannt werden muss.  Solche deutschen Befindlichkeiten hin oder her, wie in den Zeitaltern der "Muselmanen", der "Mohammedaner", "Islamiten" und "Sarazenen" ist jeder Follower von Allah und seinem Propheten Mohammed aufgefordert, einmal im Leben teilzunehmen an der großen Pilgerfahrt nach Mekka. Nur der ist ein guter Gläubiger, der dort im Kreise geht. Nur der wird eines späteren Tages erlöst werden, der auch diese fünfte der fünf Säulen des Islam erklimmt. Unabhängig davon, dass der arabische Begriff "Haddsch" ursprünglich aus der Bibel stammt, wo es für jüdische Wallfahrten verwendet wird.

Friedensfahrt zu Gott

Eine Friedensfahrt zu Gott, so malten deutsche Fernsehsender den Ausflug von Millionen zu einer der weltweit etwa 276 heiligsten Stätten des Islam stets aus. Die Haddsch oder Hadsch war ein einziger Gottesdienst in ein "gigantisches Wallfahrtszentrum", das zwei Millionen Besucher ohne jedes Klimaproblem bewältigt. Staunende "Kufr" (arabisch كفر ‚Unglaube') bewunderten das Vermögen der fortschrittlichsten muslimischen Ländern uneingeschränkt, solche Menschenmasse zu kanalisieren, sie zu nähren und unterzubringen, während nur 1.000 Kilometer entfernt Glaubensbrüder im Gaza-Streifen seit Jahren gefangen und seit Wochen ohne Wasser, Brot und Benzin vegetieren müssen.

Dass bei der Hadsch Hass gepredigt wird, haben rechte Hetzer und sächsische Pegidisten, ewiggestrige AfD-Sturmtruppen und irregleitete Radikalkonservative vor vielen Jahren vergebens behauptet. Angebliche Angaben dazu, dass ein Vorbeter in einem Video mit Bildern der um die Kaaba trottenden Menge ein Gebet anstimmt, in dem er "Allah bestrafe diese ungerechten Christen, Allah bestrafe diese verbrecherischen Juden, Allah bestrafe diese boshaften Abtrünnigen" und "Allah verderbe ihren Glauben, Allah zerstöre ihre Wege" forderte, stellten sich als brutale Hetze fanatischer Islamhasser heraus, von deren Vorwürfen sich heute selbst im Internet kein Wort erhalten hat.

Überraschtes Erstaunen

Umso überraschender ist nun das Erstaunen allerorten darüber, dass "migrantische Gruppen den Terror der Hamas unterstützen und ihren Hass auf Juden zeigen", wie die FAZ über einen "Krieg der Bilder und Darstellungen" notiert, in dem es "weniger um Fakten als um Emotionen" gehe. Wo kommt denn das auf einmal her? Das war doch eben noch nicht da? Beim Marsch der Gläubigen um die berühmte Kaaba, jene Kultstätte, die einst von den Anhängern des heute längst vergessenen Gottes Hubal erbaut wurde und sich später ähnlich ressourcenschonend zum Zielort der Pilgerfahrt der Muslime verwandelte wie die ehemalige Kapernaum-Kirche in Hamburg in eine Moschee, ging es um nichts als Frieden und die friedliche Gemeinschaft  im gemeinsamen Glauben.

Wie Kai aus der Kiste erstand der Hass, der noch vor Tagen die Muslime traf, als "tödlicher Hass von Islamisten" (Taz) aus dem Nichts. Keine Vorwarnung, keine Karenzzeit. Auf einmal war er da. Worüber sich nun "niemand wundern" (FAZ) soll, weil "Politik, Medien und Gesellschaft hätten gewarnt sein können". Was noch vor wenigen Wochen als bösartiger Vorwurf galt, aufgemacht von Rechtspopulisten und Internethetzern, um sogenannten "Hass" zu schüren, entpuppt sich als geheimer Glaube hinter dem Glauben nicht aller Muslime. Aber doch erschüttern vieler mehr als seinerzeit von Faktenfindern nachgewiesen, als der Filmemacher Imad Karim die beunruhigende Diagnose stellte, dass im Hadsch-Film wirklich auch "Allah bestrafe die verbrecherischen Juden" gefordert werden.

Falsche Fake News

Die gesamte Übersetzung der Tonspur des Videos sei zutreffend und schlüssig zudem, denn "das Verfluchen von Juden und Christen" sei "innerhalb vieler strenggläubiger Familien" in seiner Heimat, dem Libanon, immer schon "völlig normal" gewesen. Eine landeskundliche Information, die viel zu verstörend war, als dass sie hätte so stehenbleiben dürfen. Bereits kurz nach seiner Verfehlung wurde das Profil von Imad Karim bei Facebook gelöscht. Wenig später sendete die ARD die 45-minütige Reportage "Im Netz der Lügen – Der Kampf gegen Fake News" in dem Karim als warnendes Beispiel für die Verbreitung von falschen Fake News vorgeführt wurde.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Deckel ist vom Topf geflogen.

Что делать? (Lenin)

Achse: Dr. rer. pol. Gerd Held, geb. 1951, Sozialwissenschaften sowie Sozialphilosophie

Deutschland braucht ein realitätstaugliche Maxime seines Handelns. Wenn das Land mehr Gutes und Schönes erreichen will, muss es mehr Widrigkeiten ertragen können.

Ja schon gut. Gott steh uns bei.

Anonym hat gesagt…

Wer kennt noch die "Eulenspiegel"-Kreuzworträtsel von Hansgeorg Stengel? Eitel Kalauer.
Erkälteter Mekka-Pilger: Hadschi.
Abgestandenes Halstuch: Schal.

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@ Blogwart: Es ist wieder da! Bitte mach das weg! Dieses Mal als Lallbacke. Es ist wie mit den Lebensmittelmotten.

Anonym hat gesagt…

Achse: Dr. rer. pol. Gerd Held --- Mit Joseph Conrad und Francis Ford Coppola: Das Grauen! Das Grauen! Der Tag ist schon halb versaut.

Die Anmerkung hat gesagt…

>> Ford Coppola: Das Grauen! Das Grauen!

Ich bin früher auch Ford Kapella gefahren, dann aber doch zurück auf Trabant.

Btw., Colonel Walter Kurtz wußte doch aber Lösungen, oder habe ich bei der elenden Länge des Films an diesen Stellen tief und fest geschlafen?

Die Berliner Polizei beherrscht die Lösungen ja auch, wie sie bei den Anti-Corona-Demos knüppelhart nachwies.

Carl Gustaf hat gesagt…

Am Befund, den Enzensberger bereits vor 18 Jahren getroffen hat, hat sich eigentlich nichts geändert: https://www.spiegel.de/kultur/der-radikale-verlierer-a-4a2fef3d-0002-0001-0000-000042983347

Außer, dass er in dieser Form nicht mehr im Spiegel abgedruckt werden würde.