Mittwoch, 31. Januar 2024

Aufforderung zum Hass: Zum Fressen gern hassen

Weil Kakerlaken eklig sind, darf man Hass auf sie übertragen und sie dann neu getauft verfüttern.


Es gibt ihn in Gut und es gibt ihn in Böse, esgibt ihn erlaubt und es gibt ihn als Versuch, die Grundlagen des Gemeinwesens zu zerstören. Hass, ehemals ein Gefühl, gilt nach Jahren der Delegitimierung, des Beschwörens seiner negativen Potenziale und seiner Ablehnung durch die führenden Moralisten des Landes als Charakterschwäche. Zugelassen ist er weiterhin, selbst eien Meldepficht gibt es nicht. Doch wann Hassbotschaften als "beeindruckendes Signal des demokratischen Zusammenhalts" zu werten und wann sie nach einer anstehenden Neuregelung der EU-Anweisungen als Verbrechen, ist für den einzelnen Bürger immer noch schwer zu entscheiden.  

So darf gehasst werden

Wer darf gehasst werden? Wann? Wie stark? Und auf welchem Wege? Seit der Erfindung der virtuellen Gewalt werden Wortmeldungen wie "Ich wünschte, Du fällst tot um" mit derselben Härte verfolgt wie Schüsse aus Kriegswaffen. Ein Aufrufe wie "Alle nach Berlin zur großen Abrechnung" gilt als genauso gewalttätig wie eine Ohrfeige oder ein Faustschlag.

Allerdings nehmen sich die großen Medienhäuser der für viele Menschen existenziellen Fragen des demokratischen Druckabbaus zumindest gelegentlich an. Selbstverständlich finden sich dabei Zielgruppen, die mit Hass überzogen, wegen ihrer Überzeugungen ausgegrenzt und darüber hinaus "mit allen Mitteln bekämpft" (Deutschlandfunk) werden dürfen. Doch dieser offene Streit ist nicht jedermanns Sache, auch möchten viele gerade in diesen Tagen nicht nur offiziell freigegebene Zielpersonen oder -gruppen  mit Hass überziehen, verächtlich machen und delegitimieren. 

Ratgeber für Wutbürger*innen

Das SPD-nahe Redaktionsnetzwerk Deutschland setzt an dieser Stelle an. Ein Ratgebertext für Hassgeneigte und Wutbürger*innen empfiehlt seit Jahren die Nutzung der Spendenaktion eines Zoos in San Antonio im US-Bundesstaat Texas. Wer es nicht wage, die Behörden mit staatsfeindlichen Parolen wie "Ideologie macht nicht satt" auf sich aufmerksam zu machen, könne an "einer besonderen Spendenaktion" (Tagesschau) zum Valentinstag teilnehmen. Unter dem Motto "Cry Me a Cockroach" (in etwa: "Heul doch, Kakerlake") tauft der Zoo Kakerlaken auf den Namen von Politikern, politischen Gegnern, ausgetretenen Parteimitliedern oder Ministern, die wegen besonders dreist gebrochener Wahlversprechen in Ungnade gefallen sind. 

Hoffähiger Hass

Es ist eine drastische Demonstration von Hass, der mit Hilfe einer voodooartigen Übertragungshandlung hof- und gesellschaftsfähig gemacht wird. Denn kaum benannt, werden die arglosen Tiere verfüttert.  Voraussetzung für die Teilnahme an der Aktion zur Verächtlichmachung anderer ist eine kleine Spende an den Zoo. Für nur 25 Dollar erhält nicht nur der Spender eine digitale Grußkarte, die ihn an seinen erfolgreich ausgelagerten Hass erinnert, sondern auch der jeweilige Empfänger der bösen Botschaft eine Nachricht darüber, dass ein Insekt mit seinem Namen verfüttert wurde. 

Den ersten Empfehlungen der diesjährigen Kakerlakensaison - unter anderem beim teilstaatlichen Informationsportal T-Online  - ist eine Strafbarkeit trotz der zuletzt mehrfach nachgeschärften Hassgesetze nicht gegeben, auch eine staatsgefährdende Delegitimation liegt nicht vor.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

OT
Zuweilen lohnt es doch noch, PIPI zu lesen:

Skandal-Urteil in der Fußball-Bundesliga: Weil Fans von Bayer Leverkusen ein Transparent zeigten, auf dem „Es gibt viele Musikrichtungen, aber nur 2 Geschlechter“ stand, muss der Verein jetzt 18.000 Euro Strafe zahlen. Leverkusen hat die Strafe „wegen eines diskriminierenden unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger“ (DFB) akzeptiert.

Do hockst di hi.

Ist zwar nur eitel Legende, aber laut Florus (Publius Annius?) wurde den Juristen im Tross des
Quinctilius Varus die Zunge herausgeschnitten und das Maul zugenäht - Jetzt kannst du nicht mehr zischen, du Schlange! - Nicht, das ich so etwas billigen würde ...