Mittwoch, 31. Januar 2024

Linksrutsch ins Aus: Das späte Ende der SED

Selbstbewusst, aber erfolglos: Auch mit den leeren Formeln der DDR-Propaganda und einer Anbiederung an Angela Merkel war zuletzt nirgendwo mehr ein Blumentopf zu gewinnen.

Es war ein großes Durchatmen im Rest der Linkspartei. Endlich war sie weg, die rote Hexe, der Rosa-Luxemburg-Nachbau, die Querschützin, der allein der Niedergang der ehemaligen SED zuzuschreiben war. Von mehr als 20 Prozent mancherorts runter auf unter sieben, sechs, fünf... Als Sahra Wagenknecht die Gründung einer eigenen Partei verkündete, gab sich die eher fortschrittliche gesinnte Parteiführung hochzufrieden. Jetzt könne es losgehen.  

Wagenknecht war nur Ballast

Nun sei der Ballast abgeworfen, ja, selbst gesprungen. Neue Höhenflüge standen bevor. Und schon meldeten sich die revolutionären Massen, um Mitglied zu werden bei der einstigen DDR-Regierungspartei, die noch immer davon  träumt, baldmöglichst einen neuen Menschenversuch mit frischem, diesmal vielleicht willigem Material anzustellen. Verstaatlichen. Vergesellschaften. Verteilen. Ein Dreiklang, der nach wirklich wahrem Kommunismus riecht und den Romantikern einer von Dogmatikern geführten Gesellschaft Tränen der Rührung in die Augen treibt.

Diesmal wird nicht alles allen gehören und damit niemanden. Diesmal bekommt alles der Staat. Nichts mehr mit volkseigenem Betrieb. Nichts mehr mit "Arbeite mit, Plane mit, Regiere mit". Die schwierigen Entscheidungen werden in der Parteizentrale getroffen, kein großer Unterschied zu heute also. Dafür aber werden sie richtig sein, wenn die Macht erst wieder in den richtigen Händen liegt.

Zahlen werden nicht genannt

Und das kann  nicht mehr allzu lange dauern. Zuletzt konnte die Linke "ihre Beitrittszahlen im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres verzehnfachen" (ND). Und dass, nachdem der Austritt der Wagenknechte bereits eine erste gewaltige Welle an Neueintritten ausgelöst hatte – etwa 3.000 Menschen in Ost und West sagten zwischen dem 1. Oktober und dem 31. Dezember Ja zu einer Zukunft als Mitglied der Partei der Arbeiter. Nach den "Correktiv"-Enthüllungen über die "AfD, die offen über Deportationen debattiert" (FR), formierten sich weitere Heerscharen.

Absolute Zahlen und nachvollziehbare Vergleichsdaten werden nicht genannt. Feind hört mit! Klar ist, dass sich der Linksrutsch, den die Mitgliederverwaltung der Linkspartei in Pressemitteilungen beschwört, in den Wahlumfragen noch nicht widerspiegelt. Von Mecklenburg bis Sachsen, von Brandenburg bis Brüssel tanzt die früher so führungsgewisse Partei der wahren Sozialisten ihren letzten sterbenden Schwan. In Sachsen wird es nicht mehr in den Landtag reichen, in Brandenburg vielleicht gerade noch so. In Thüringen droht nicht nur der Verlust der halben Wählerschaft, sondern auch der der letzten Machtbastion in einer Landesregierung. 

Links muss man sich leisten können

Berlin, Bremen und Hamburg, drei Städte, die es sich leisten können, sind die letzten Hochburgen der echten Fortschrittspartei. Düstere Wolken schieben sich vor die Funktionärsriege und ihre Zukunft im Deutschen Bundestag: Dort sitzen sie alle heute schon, weil drei gewonnene Direktmandate dem Rest der Liste die Tür ins Hohe Haus geöffnet hatten. 

Die Regel fällt beim nächsten Mal weg. Und die 4,9 Prozent, die derzeit angeblich noch für die Linkspartei voten würden, würden nicht reichen. Einige wenige Funktionsträger könnten in den verbleibenden Parteiämtern überwintern. Einige andere in Brüssel, wo die Türen des Parlament traditionell auch den Abgeordneten zahlloser Splitterparteien offenstehen.

Doch einer ganzen Generation von Parteiarbeitern droht dennoch das Aus. Tragisch werden sie mitten aus einem politischen Leben gerissen, das mehr als 10.000 Euro Einkommen, Freifahrtscheine und Aufmerksamkeit verspricht. Und all das ganz unabhängig vom Bildungsabschluss, unabhängig vom intellektuellen Vermögen, unabhängig von der Fähigkeit zur Einsicht, dass der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit nicht über Zwang, Verbote und strenge Regeln für ein festes Kollektiverlebnis führt. 

Aufschwung muss warten

Fünf lange Jahre, nachdem die sympathisierende "Zeit" aus Hamburg (sic!) befunden hatte, dass "die Voraussetzungen für einen Aufschwung der Linken top" seien, nähert sich die frühere Staatspartei der DDR in aller Eile der Schwelle der Unsichtbarkeit. Ohne Wahlerfolge keine Funktionsträger, ohne Funktionsträger keine mediale Präsenz, ohne Präsenz keine prominenten Gesichter, ohne prominente Gesichter aber keine Wahlerfolge. 

Die Linke verschwindet hinter der Brandmauer, hinter der schon all die anderen Sektierer sitzen: Die MLPD und die KPD, die DKP und die KPP. Die Linkspartei reiht sich ein, ein Baustein, der die Verhältnisse zementieren hilft, niedergelegt ausgerechnet von einer Genossin, die einstmals eingetreten war, um den Dogmatismus zu erneuern und die reine Lehre des Kommunismus zu verteidigen.

Nun bleibt wohl nur sie allein übrig von der größten Arbeiterpartei, die Deutschland jemals hatte. Ein Umstand, der zeigt, wie viel Humor die Weltgeschichte hat, bei allem, was man ihr sonst vorwerfen kann.


5 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Mehr Gerechtigkeit durch Deportationen schaffen.

Fefe so:

"Wer dachte, die AfD geht jetzt mit der Narrenkappe in die Ecke und schämt sich, der hat seine Rechnung ohne die AfD Thüringen gemacht, die ernsthaft eine Aktuelle Stunde im Landtag abgeraumt hat. Thema:

       Remigration aus Thüringen starten anstatt verteufeln

Die Wannseekonferenz 2.0 war übrigens deutlich näher an der AfD als es erst klang."

(There is no such thing as Wannsee conference 2.0.)

Klingbeil so (zumindest in allen angeschlossenen Medienhäusern):

"Klingbeil fordert Bundesländer auf Abschiebegesetz zu nutzen

SPD-Chef Lars Klingbeil fordert die Bundesländer auf, die Möglichkeiten zur Abschiebung abgelehnter Asylbewerber stärker zu nutzen."

Zu deutsch: Klingbeil will die Deportationen ankurbeln und endlich zum Laufen kriegen, damit es wieder läuft.

Volker hat gesagt…

"AfD, die offen über Deportationen debattiert" (FR)"

Da ist die Forschung schon ein Stück weiter. Dass die AfD über Deportationen debattiert ist nämlich einer Erfindung der Lügenpressen. Das gemeinwohlorientierte Medienhaus Correctiv hat solches nie behauptet.

Anonym hat gesagt…

Die Wannseekonferenz (welche?) ist mit einem "Hoßbachprotokoll" (welchem?), welches supertupper echt sein soll, verbunden. Wobei es da ja mehrere Versionen dieses supertupper-echten Hoßbachprotokolls, was ja jeder weiß, gelle?, geben soll und man also von den supertupper-echten Hoßbachprotokollen sprechen sollte.
Zudem soll in keiner Version etwas von der Tötung der J., sondern irgendwie nur so supertupper-kypto, daß nur supertupper Dekrypto-Soziologen es herauslesen konnten.
Also alles genug supertupper bewiesen, daß aufgeklärte BRDler es supertupper heftig glauben können ...

Anonym hat gesagt…

Die Wannseekonferenz (welche?) ist mit einem ... (Danke übrigens!)

...sehr starken Tapoo verbunden. Und auch in nicht unbeträchtlicher Art mit strafrechtlichen Konsequenzen, wenn man die Nase da zu tief hineinsteckt. WARUM das aber so ist, darüber möge sich jeder seine Gedanken machen. Jedenfalls dann, wenn er geistige Gesundheit für sich in Anspruch nimmt.

Anonym hat gesagt…

OT a propos Fefe: Deutschstunde
heute: Wie fängt man niemals einen einen Satz an, es sei denn man erzählt einen Witz?

So: Nach Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung (SZ)...