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Europa investiert auf seine Weise in sichere Wachstumsmärkte. |
Grüner Wasserstoff galt lange als der Schlüssel zur Klimaneutralität, die digitale Unabhängigkeit Europas als Essenz der ungeheuerlichen Ausfälle des neuen US-amerikanischen Präsidenten gegen die treuen Verbündeten in Übersee. Mit umfangreichen Programmen zur Aufrüstung Europas nicht nur bei der Waffenherstellung, der Medikamentenproduktion, zur schnellen Aufholjagd bei der Künstlichen Intelligenz und noch rascheren Anstrengungen zum Aufbau einer eigenen Halbleiterindustrie mühte sich die EU, auf Augenhöhe mit der Gegenwart zu kommen.
Gescheiterter Wiederaufbau
Es regnete Fördermittel. Der nach der Corona-Pandemie ausgerufene Plan zum "Wiederaufbau Europas" (Ursula von der Leyen) war der größte schuldenfinanzierte Versuch, künstliches Wachstum zu erzeugen, seit Erich Honecker beschlossen hatte, dass die Zukunft seiner DDR in der Kopiererfindung eines Elektronikbauteiles liegen würde, das schon etliche Jahre auf dem Buckel hatte. Er war auch ähnlich erfolgreich. Mit hohen Zuzahlungen konnten einige amerikanische und chinesische Firmen überzeugt werden, Niederlassungen zu gründen. Eine eigene EU-Halbleiterindustrie entstand allen hochfliegenden Wünschen zu Trotz nicht.
Auch Deutschlands Wasserstoffpläne haben sich in kratertiefe Finanzlöcher verwandelt, die Aufholjagd bei souveränen Cloudspeichern leidet unter ihrem eher mittelständnschen Charakter. Hohe Energiepreise schrecken große Anbieter ab, angesichts einer umfassenden Überregulierung einer Technologie, über die Europa selbst nicht in nennenswertem Maße verfügt, kommen europäische Verbraucher nicht in den Genuss moderner KI-Funktionen. Und die Bundesregierung hofft bislang vergeblich, dass eine "deutsche Verwaltungscloud" ihre Abhängigkeit von US-Firmen vermindert und eines Tages zur ersehnten "digitalen Souveränität der öffentlichen IT" (Bundesregierung) führt.
Wankende Pläne
Pläne geraten ins Wanken. Milliardenprojekte werden gestoppt, die Industrie investiert lieber im Ausland, die ausländische sowieso, die eigene immer mehr. Selbst Gewerbeflächen, auf denen wie auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks Thierbach im Süden von Leipzig mit sogenannten Braunkohlemilliarden gigantische Vorzeigeprojekte aus dem Boden gestampft werden sollten, liegen still und stumm, nachdem sich gezeigt hat, dass sich die Wirklichkeit eine ganze Weile ignorieren lässt. Aber nicht dauerhaft.Inmitten einer anhaltenden Wirtschaftskrise bricht die einzige Hoffnung zusammen, die die Prediger von "nachhaltigem Wachstum", "grüner Transformation" und "Energiewende" ein halbes Jahrzehnt wie eine Monstranz vor sich hergetragen hatten. Jeder konnte immer errechnen, dass nichts davon funktionieren würde. Nicht die Versorgung der Industrie mit Wasserstoff statt Erdgas zu vierfachen Kosten. Nicht die Aufrechterhaltung der industriellen Produktion mit Gelegenheitsstrom. Und nicht die Durchdämmung von mehr als 25 Millionen Gebäuden in einem Jahrzehnt im Rahmen der "Heizungswende".
Wasserstoff ohne Abnehmer
Es hagelt Absagen. In Thierbach wird das Unternehmen HH2E keines der "größten Wasserstoffkraftwerke Deutschlands" (LVZ) bauen. In Brandenburg wird Google keine souveräne Cloudfabrik errichten. Nach Leuna wird vielleicht wirklich ein Ableger des neuen, vom Bund finanzierten Wasserstoffkernnetzes führen. Aber Abnehmer, die mit Hilfe des als "nachhaltig" gerühmten "Champagner der Energiewende" konkurrenzfähige Produkte herstellen, werden dort so wenig auf ihren Anschluss warten wie in den Stahlfabriken im Westen oder auf den Flughäfen, auf denen die Maschinen schon in fünf Jahren mit klimaneutralen Sustainable Aviation Fuel (SAF) hatten betankt werden sollen.
Eigene Möglichkeiten, irgendetwas an der verfahrenen Situation zu ändern, hat Deutschland so wenig wie die EU-Kommission. Private Investitionen hat Europa schon vor Jahren gezielt unattraktiv gemacht. Die öffentlichen Kassen aber sind leer. Das Knowhow für Cloud-Lösungen, KI-Modelle und Hochtechnologien liegt im Ausland. Vorsichtig werden Kurskorrekturen vorgenommen: Nach Einschätzung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gilt eine "digitale Datensouveränität" als "so bald nicht" erreichbar. Da der Staat auf seine wenigen funktionierenden digitalen Systeme aber nicht verzichten kann, gehe es nun "kurzfristig darum, möglichst viele Kontrollmechanismen einzubauen", hat BSI-Präsidentin Claudia Plattner die neue Linie erläutert, die darauf hinausläuft, "sich auch mal ehrlich machen".
Souveränes Zeitmanagement
Wenn die digitale Souveränität, "also die Nutzung europäischer oder deutscher Hersteller und Dienstleister – auch für Satelliten oder KI-Anwendungen" nicht möglich ist, wie Plattner sagt, weil "US-Tech-Firmen zehn Jahre Vorsprung" haben, "was entsprechende Investitionen angeht", dann müssen Deutschland und EU-Europa auf andere Felder ausweichen.
Die Ruhr-Uni, eine jener großen Bildungseinrichtungen in Westdeutschland, die von zurückgehenden Studentenzahlen geplagt werden, hat jetzt "medizen" entwickelt. Dabei handelt es sich um ein Forschungsprojekt, dass "durch EU-Fonds gefördert" wurde, um "evidenzbasierte Methoden zur Steigerung der eigenen Effizienz und Effektivität" zu popularisieren. Der Kurs unter dem Titel "Online Zeitmanagement Training" wird als "E-Learning mit interaktiven Übungen und Reflexionseinheiten" angeboten, erfolgreiche Teilnehmer dürfen auf ein Abschlusszertifikat der Akademie der Ruhr-Universität in Bochum hoffen.
Digitale Gesundheit
Das "digitale Gesundheitskonzept" richtet sich an "Berufstätige, Führungskräfte, Selbstständige und Menschen, die sich persönlich weiterentwickeln möchten" und ist für nur 450 Euro zu haben. Die muss niemand komplett selbst bezahlen, denn die Teilnahme ist "erstattungsfähig durch alle gesetzlichen Krankenkassen". Der Kunde gehe nur in Vorleistung, bekomme aber nach erfolgreich absolviertem Kurs "einen Anteil zwischen 75 und 100 Prozent der Kursgebühr von seiner gesetzlichen Krankenkasse erstattet".
Eine echte europäische Innovation, die sich dem beständigen Höher, Schneller und Größer der US-Giganten verweigert. Statt sich auf die Weiterentwicklung von Bauteilen, Chips und Künstlicher Intelligenz zu bemühen, gehen die Zeitmanagement-Trainer aus dem Ruhrgebiet zurück zum Menschen.
Sie verweisen dabei auf "eindeutige Forschungsergebnisse": Eine Erweiterung der eigenen Kompetenzen im Zeitmanagement führen, zu mehr Erfolg als härtere Arbeit oder größere Intelligenz" heißt es im Einladungstext wörtlich. Denn klar ist: "Wer die heimlichen Seitenwinde des Unbewussten bei der Navigation zu berücksichtigen weiß, erreicht seine Ziele leichter, schneller und auf sichereren Pfaden", weil er "das Fundament für effektivere Denk-, Planungs- und Handlungsmuster im beruflichen und privaten Umfeld" legt.
Die Rückenschule der Menschheit
Europa ganz vorn. Europa als Rückenschule der Menschheit. Auch angesichts der vollkommen erlahmten Bemühungen der Kommission in Brüssel, das Leben von 440 Millionen EU-Europäern endlich mit der versprochenen Einheitszeit leichter zu machen, steht eine namhafte Gruppe von Investoren hinter der Idee, das "eigene Arbeitsverhalten nachhaltig zu beeinflussen, formulierte Ziele durch Eigenmotivation erreichen und die Aufschieberitis sinnvoll zu bekämpfen".
Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung, der Landesfonds EFRE.NRW ("Investitionen in Wachstum und Beschäftigung"), die "Startup Factory", hier noch "World factory" genannt und das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie haben zusammengelegt, um den US-Riesen die Stirn zu bieten. Wie viel genau, wird nicht erklärt, aber da Gesundheit unbezahlbar ist, hat sich die Investition in jedem Fall gelohnt.
2 Kommentare:
Das bekloppte Tattoo gibt es von der Krankenkasse nach 60 Tagen kostenlos geritzt? Kaum zu glauben.
Statistisch betrachtet kann ein EU-Mensch mit etwa 75 Lenzen rechnen, die ihm für allerlei Bullshit zur Verfügung stehen, bis der Darm seinen Dienst für immer einstellt. Allerdings gibt es dafür keine Garantie, denn das Schicksal würfelt gerne auch alle anderen Stuhlgang-Finalzeiten.
Beachtet man aber die im mal wieder besten aller Deutschlands propagierte Kriegstüchtigkeit, sind alle sportliche Aktivitäten durchaus sinnvoll, um im Schütze-Arsch-Graben standhaft durchzuhalten, wenn der erneut zum schrecklichen Iwan erklärte Russe sich unser wokes Queerdenkerparadies militärisch untertan machen will, was nur westwertige Besatzungsmächte dürfen.
Von einer Gesellschaft, die das fürs Pflanzenwachstum wichtige CO² und dadurch die Sauerstofferzeugung verteufelt, ist aber keine Vernunftlösung zu erwarten. Die werden - selbstverständlich erneut nix ahnend und wissend - auch die nächste Selbstzerstörungs-Diktatur bejubeln, wie der der Testlauf Corona es kürzlich bereits bewiesen hat. Seitdem geht der Rechthaberei-Riss nicht nur der AfD-Brandmauer sogar mitten durch die Familien.
Streue etwas Panik in die Massendummheit, und fast alle fressen gierig bittere Scheinheilmittel-Pillen wie süße Bonbons. So funktioniert Politik bzw. Nutzviehzucht.
Lügen erfordern bekanntlich mehr Klugheit als die Wahrheit zu sagen, doch fürs glauben von Lügen braucht es keinerlei Intelligenz. Darum wird ein Lügner vom Volk sogar zum Herrscher gekrönt. Schildbürgerlogik.
Fit durch Wasserstoff?
Wo?
Im gelenkig durchs Wolkenkuckucksheim wackelnden Wasserkopf?
Das Ergebnis kann jeder jeden Tag auf jeder deutschen Straße bewundern.
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