Sonntag, 23. Dezember 2012

Shalalala: Nachruf auf einen Unbequemen

Er kam mit großen Plänen und einem großen Gehalt, er kam mit der Empfehlung von einem Treffer in 30 Spielen in der schottischen Liga, und er kam mit einem Vater im Schlepptau, der auf der Tribüne mehr in Bewegung war als er selbst auf dem Platz. Andis Shala brachte zudem einen oder zwei Onkel mit, die den Vater beim Anfeuern unterstützten. Und er machte der Stadt, die ihn als Hoffnungsträger begrüßt hatte, ganz zum Schluss, als alle schon über seinen baldigen Abgang spekulierten, das allerschönste Versprechen: Das isländische Model Elisabeth Gudmundsdottir (Foto oben), ebenso hübsch wie er selbst groß, würde in Bälde zu ihm an die Saale ziehen, um ihm künftig dabei zuzuschauen, wie er Gegner und Ball laufen lässt.

Andis Shala, von dem der Volksmund sagt, er glaube bis heute, dass der Fankurvengesang "Schalalalalalala-la" allein ihm zu Ehren erdacht wurde, hatte anderthalb Jahre in Halle, die nicht nur ihm allein in unguter Erinnerung bleiben werden. Für ein angeblich leicht fünfstelliges Monatsgehalt zeigte der in Hannover ausgebildete Sohn des früheren Chemnitzer Kickers Kujtim Shala wenige gute und zahllose schlechte Spiele. Shala, als Goalgetter geholt, brachte es in 32 Spielen in der 4. Liga auf sagenhafte sechs Tore, bei 1677 Einsatzminuten traf er durchschnittlich aller 280 Minuten. Aller drei Spiele.

Wer den begnadeten Phlegmatiker einmal hat spielen sehen, weiß, wie er das zustande gebracht hat. Andis Shala war im rot-weißen Dress stets ein Armfußballer: Er winkte, ruderte, gestikulierte, er bot sich verbal an, er wies auf Laufwege hin. Die er dann nie ging.

Shala war darum bald allen unbequem, sogar sich selbst. Der Trainer musste ihn auftsellen, weil er doch so viel verdiente. Die Vereinsführung musste hoffen, dass ein Knoten platzt, wo nicht einmal Schnüre waren. Sonst wäre Andis Shala ein Fehleinkauf gewesen. Die Fans mussten sich folglich seine Trabläufe auf dem Platz anschauen. Die Fans mochten die nicht, und so mochten sie auch ihn bald nicht mehr. Der Spieler selbst, von einer Boulevard-Zeitung in grotesker Überhöhung "Aufstiegsheld" genannt, strahlte Unbehagen aus, wo er ging. Schoss er, schoss er vorbei. Also schoss er bald nicht mal mehr.

Shalas größter Erfolg blieb so der Umstand, dass er aufgrund seiner unbestreitbaren Körpergröße bis zuletzt als "kopfballstark" galt, obwohl es ihm über die Jahre stabil gelungen war, diese Stärke im Spiel vor Feind und Fans verborgen zu halten. Es ging das Gerücht, dass Shala selbst so von seiner Größe überzeugt sei, dass er glaube, bei hohen Bällen gar nicht springen zu müssen, um sie zu erreichen. Kopfballduelle gingen so sogar gegen viel kleinere Gegenspieler verloren, der Nimbus der Kopfballstärke allerdings nicht - wenn Shala springen würde, davon sind Fans wie sein immer engagiert mitfiebernder Vater bis heute überzeugt, würde der große Unbequeme ja jeden hohen Ball als erster und einziger erreichen.

Vielleicht beim nächsten Mal, im nächsten Verein. Nicht mehr in Halle. Nach anderthalb Jahren irritierend ausdauernd ausgelebten Irrtums hat die Vereinsführung des in existenziellen Abstiegsnöten steckenden Drittligisten dem einstigen Hoffnungsträger den Stuhl vor die Kabinentür gestellt. Andis Shala, in der aktuellen Saison achtmal ein- und zweimal ausgewechselt und ansonsten aktenkundig nur durch eine Gelbe Karte, die er sich gegen Bielefeld holte, darf sich einen neuen Verein suchen. Ein echter Verlust für Halle.

Dass Elisabeth Gudmundsdottir nun doch nicht an die Saale ziehen wird.

18 Kommentare:

DKF hat gesagt…

Auch wenn sportlich einige Wahrheiten in dem Artikel stehen, ist es menschlich deutlich unter die Gürtellinie gerutscht. Solche Anfeindungen gegen einen Sportler und Menschen sind unangebracht. Dieses verbale Nachtreten hat nirgendwo etwas zu suchen, weder in der Presse, einem Forum oder einem Spaß-Blog.

Andis' Vater war übrigens extrem selten dabei, auf der Tribüne war sein Onkel. Eine Verwechslung die sich durch alle Medien und Berichterstattungen zog.

ppq hat gesagt…

damit ist das auch mal gesagt

Krid hat gesagt…

Hallo ppq,

ich lese alle ihre Artikel mit Freude. Auch ich bin enttäuscht vom sprotlichen Abschneiden des Spielers Andis Shala bei unserem HFC. Dabei sollte man es belassen. Nicht nachtreten, BITTE! Gitbt sonst ne rote Karte.

ppq hat gesagt…

wie gesagt: was an dem text ist sachlich falsch? welche formulierungen sind beleidigend? in welchen sätzen findet sich das "nachtreten"?

Anonym hat gesagt…

Der Beitrag trifft den Nagel auf den Kopf, ABSOLUT !!!

Anonym hat gesagt…

Also der Artikel hat mich zum Schmunzeln gebracht. Ich liebe diese Art Humor ;). Fußballer müssen auch mal Kritik auf diese Weise vertragen, das hat überhaupt nichts mit "Nachtreten" oder "menschlich unter der Gürtellinie" zu tun.

Anonym hat gesagt…

Diskussionen beendet man im Fußball am schnellsten durch Tore, hat mal ein berühmter anonymer Blogkommentator gesagt.

Der Artikel ist ein schlichtes Fazit einer enttäuschenden Leistung. Man hat ihm ja nicht aus Gehässigkeit gekündigt. Lag schon an ihm, irgendwie.

Anonym hat gesagt…

Super Artikel:
Die schon mal benutzte Formulierung, er springt nur 2 cm hpch , weil er denkt , er wäre 2 Meter groß, ist bei uns ein geflügeltes Wort geworden! Herrlich!
Danke für die gute Analyse!

ppq hat gesagt…

vielen dank. ich kann auch nach nochmaliger lektüre nirgendwo eine beleidigung finden. und die, die sie gefunden zu haben meinen, melden sich ja nicht mit einer mitteilung, welcher satz es denn war, der sie so empört hat

Rüdiger Rieschel hat gesagt…

Auch ich bin jederzeit gern für etwas Ironie zu haben, hier allerdings geht der Autor meiner Meinung nach zu weit, oder um es seinem Artikel anzupassen - schießt weit neben das Tor. Mal davon abgesehen, daß ich es ärmlich finde, sich hinter Synonymen und Anonymus zu verstecken, erschließt sich mir der Sinn des Artikels nicht. Das Andis nicht die von anderen in Ihn gesetzten Erwartungen ( sicher auch nicht seine eigenen ) erfüllt hat, ist ja nun leider kein Geheimnis. Das er dafür möglicherweise überbezahlt ist, kann man Ihm ja nun nicht vorwerfen. Aber auf Kosten von Andis Shala billige Lacher zu ernten und dann so zu tun, als wüßte man nicht, wovon die Rede ist, finde ich fast schon peinlich. Wahrscheinlich erzählt mir gleich jemand, daß das in der Blogger-Szene so Usus ist, anonym auszuteilen und man ja den Artikel nicht lesen müsste ... - hmmm, kann sein - ändert aber nichts am vorher gesagten

Motorbomber hat gesagt…

Halte es für gelungene Satire,passt.Wer oft beim Club war weiss,das der Grossteil der Fans genau so denkt.Andis kassiert jetzt noch ein halbes Jahr Schmerzensgeld und gut ist.Schlimm ist nur das die Experten die Ihn verpflichtet haben,nicht zur Rechenschaft gezogen werden.
RWG

Anonym hat gesagt…

chemie halle gabs schon früher als dich du klugscheisser. Mach dich vom acker du blödmann. NUR DER HFC

ppq hat gesagt…

@anonym: nur mal unter uns, du irrst

Alex hat gesagt…

Wie immer ein sehr guter Artikel! Ich lese die HFC-Sachen immer mit Freude.

Ich selbst unterstütze jeden Spieler - auch Andis bis zuletzt. Dass es einige (mich selbst eingeschlossen) beim Lesen etwas schmerzt macht eben gute Satire aus! Wahrheiten, auch wenn sie etwas überspitzt sind, tun eben manchmal weh!

Anonym hat gesagt…

Nunja, vielleicht bleibt er ja doch an der Saale… nur ein paar Kilometer saaleaufwärts, in Jena.

RF hat gesagt…

Gut geschriebener Beitrag, auch wenn etwas zu doll negativ. Für sein Gehalt kann er ja nur bedingt was, genau wie die zu großen Hoffnungen. Regionalliga war ja nicht unterdurchschnittlich wie du das schreibst und für die 3. Liga hat's nunmal nicht gereicht, na und?

RF hat gesagt…

PS Menschlich ein ganz feiner Kerl der Andis!

ppq hat gesagt…

also ein leistungsträger war andis auch im aufstiegsjahr nicht...

und menschlich? ja, menschlich ist der artikel doch nicht negativ - er misst ihn ausschließlich an seinen eigenen vorgaben: sportlich & in bezug auf die bereitschaft, dem boulevard auto- und spielerfrauen-geschichten zu servieren.