Mittwoch, 23. September 2015

HFC: Das Glück ist zurück

Der Mann, der das Selbstvertrauen nach Halle zurückbrachte: Stefan Böger.
Ein Derby, das wirklich eines ist, Rotweiß gegen Rotweiß, Thüringen gegen Sachsen-Anhalt, Halle gegen Erfurt, Not gegen Elend in dieser Drittligasaison, die den HFC in die tiefsten Tabellentiefen stürzte und Erfurt aus allen Träumen riss, mit dem jüngsten Trainer der 3. Liga an alte Erfolge anknüpfen zu können. Der Hallesche FC, seit Amtsantritt des neuen Trainers Stefan Böger ungeschlagen, geht in dessen viertes Spiel mit dem Selbstbewusstsein einer Elf, die nach zwei Siegen und einem Remis in Folge endlich wieder an sich glaubt. Zwanzig Minuten beharken sich die beiden Mannschaften mit aller Energie: Osawe hat eine Chance in der 7. Minute, Diring verpasst nur knapp. Auf der anderen Seite trifft Höcher mit einer Flanke beinahe versehentlich beinahe ins Tor von Fabian Bredlow.

Obwohl die Schnelligkeit von Osayamen Osawe inzwischen allgemein bekannt ist, macht dann doch wieder der Sprinter der Liga das erste Tor. Klassischer Pass aus dem Mittelfeld, Osawe lässt alle hinter sich, verlädt den letzten Verteidiger in Blau und überwindet RWE-Torhüter Dommaschk.

Nun tragen die Rot-Weißen von der Saale die Köpfe noch etwas höher.Erfurt müht sich, hält nach Kräften dagegen, aber Halle macht das Spiel. Und wie: Nur sechs Minuten nach dem 1:0 bekommt der HFC einen Freistoß im zentralen Mittelfeld zugesprochen. Sören Bertram tritt an und erhöht seine Erfolgsquote in dieser Saison auf zwei. Neuer Spielstand 2:0-

Wäre das hier nicht der HFC, wäre das Spiel gelaufen. In Halle aber ist manches anders, ganz egal, wie der Trainer heißt. Die Begeisterung auf der Tribüne ist groß, die Zuversicht ebenso. Der neue Besen Böger hat dem HFC neben einigen personellen Veränderungen eher kosmetischer Natur vor allem die Nerven zurückgegeben und die Angst genommen.

Nach der Halbzeit zeigt er selbst noch mal, wie das geht. Für Dominic Rau bringt er Selim Aydemir, für den Mittelfeldmann rückt Florian Brügmann wieder auf seine frühere Köhler-Position auf der Außenposition der Abwehr.

Vorbei die Zeiten, als nach der Uhr oder gar nicht gewechselt wurde. Vorbei die Zeiten, als jeder Gegner wusste, was beim HFC als nächstes passiert. Auch hier Überraschendes: 63. Minuten sind gespielt, als Erfurt eine Ecke bekommt, die nur schlecht abgewehrt werden kann. Im Nachschuss erzielt Erb das erste Tor, das der HFC in der Böger-Ära kassiert.

Wie schwer der Schaden wiegt, den die letzten Monate der Köhler-Zeit hinterlassen haben, zeigt nicht nur die Zuschauerzahl von nicht einmal 9000, sondern auch die nun wieder sichtbare Verunsicherung.


Zwar bleibt der HFC überlegen, doch Erfurt wittert Morgenluft. Im Gegensatz zu Köhlers HFC aber verlegt der des Stefan Böger sich nicht auf ein Verteidigen des Vorsprungs mit Wall und Schild. Über Osawe und Bertram, zunehmend aber auch über Selim Aydemir, der seinen ersten Durchbruch einst in Halle hatte, danach aber vielfach scheiterte, deuten die Gastgeber an, dass sie gewillt sind, den Deckel drauf zu machen.

Glück gehört dazu, niemand weiß das besser als Ex-Trainer Sven Köhler. Und niemand als er wird inzwischen schmerzlicher bereuen, dass es ihm nie gegeben war, irrational scheinende Entscheidungen zu treffen, nur weil sie niemand erwartet. Am neuen HFC, aus dem Brügmann wie immer, aber auch Engelhardt, Aydemir und Osawe herausragen, läuft sich RWE ein ums andere Mal fest. Bis nach drei elend langen Nachspielminuten alles vorüber ist. Was im Falle des HFC heißt, dass die Saison nun endlich begonnen hat: Zehn von zwölf möglichen Punkten aus den letzten vier Spielen ähneln verdächtig den tollen Serien, die Köhler immer fand, wenn es eng wurde.

Aus Platz 19 ist Platz 10 geworden, aus einer gruseligen Tordifferenz eine ausgeglichene. So kann es am Freitag in Mainz, die gerade in einer klitzkleinen Negativserie stecken, weitergehen.

2 Kommentare:

derherold hat gesagt…

Nur noch 5

Carl Gustaf hat gesagt…

Satz des Tages im MZ Ticker: 83. Min. "Wenn der Fußballgott Eier hat, lässt er Hall hier nicht mehr verlieren!"