Donnerstag, 18. Dezember 2008

Schmidt wird schick

Wie alter Wein immer besser werden alte Leute zuweilen immer wichtiger.Helmut Schmidt scheiterte als Kanzler und fiel danach über Jahrzehnte durch konsequentes Rauchen auf. Seine Partei mochte ihn nicht, in aktuellen politischen Debatten spielte der Mann, der Helmut Kohl den Weg zur Kanzlerschaft geebnet hatte, keine Rolle. Schmidt war zu rechts und zu norddeutsch, zu Wirtschaft und zu Nato, um als schick zu gelten.

Aber eine bestimmte Haltung, lange genug durchgehalten, das weiß jeder Skispringer, bringt die weitesten Sprünge. Und mit denen landet man am Ende zuverlässig ganz oben und vorn. Ein Vierteljahrhundert nach seinem unfreiwilligen Abgang aus dem Bundeskanzleramt hat Helmut Schmidt es folglich geschafft: Dank nebliger Ratschläge, die immer klingen, als kämen sie aus dem Mund eines Weisen, schlägt dem zu aktiven Zeiten vom Unglück der RAF, von der Ölkrise und dem Nato-Doppelbeschluß verfolgten Polit-Oldtimer die geballte Verehrung des Volkes entgegen, das ihn einstmals wegen seiner Amerikanähe und seines Unwillens, im Kalten Krieg die weiße Fahne zu hissen, aus dem Amt demonstrierte.

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