Mittwoch, 8. April 2009

Krisensichere Lachs-Häppchen

Berliner Unternehmensverbände laden dieser Tage zum Essen und Jammern ins Luxushotel. Im Nachbarhaus speist der Immobilienverband mit Fachjournalisten Kaviar & Lachs. Thema: Der Zusammenbruch des deutsch-europäischen Immobilienmarktes. Zum Krisengespräch mit Spargelessen geht es im Mai ins Nobelrestaurant, geladen hat ein Finanzberater. Bereits letzte Woche hatte der größte Berliner Wohnungsverwalter in die Konzernzentrale zum Krisen-Brunch geladen.


Ja, Berliner (und dort arbeitende) Journalisten lassen sich die Krise richtig gut schmecken. Hier ein Häppchen, da ein Häppchen, so geht der Arbeitstag schneller vorbei. Denn um einen Berliner Journalisten hinter seinem Schreibtisch hervorzulocken, bedarf es schon mehr als nur eine normale Pressekonferenz. Geschätzte 30 bis 50 Firmen, Parteien, Vereine und Institutionen buhlen täglich um die Anwesenheit der schreibenden und drehenden Zunft.
Da reichen Kaffee und Wasser schon lange nicht mehr aus. Es sei denn, es handelt sich ausnahmsweise mal um ein neues und brisantes Thema. Dann kommen die Damen und Herren Journalisten auch ohne Canapés und frischgepressten Orangensaft aus.

Doch bei den meisten anderen Terminen werden Lachs-Häppchen aufgefahren, Schinken, Salami, Käse vom Feinsten. Sogar Früchte-Spießchen, Sprossen oder Algensalat gibt es inzwischen für die ökolinke Journaille von taz & Co. Ja, die Krise schmeckt gut in Berlin.

Erst gestern wurde es wieder so richtig schmackhaft. Das Thema war ja auch schon bitter genug. Der Vorstand von Creditreform sprach über die Krise im deutschen Mittelstand. Und während der Redner die Worte Entlassungen und Insolvenzen in den Mund nahm, nahmen die anwesenden HauptstadtredakteurInnen ganz andere Sachen in den Mund: Obst-Spieße, Tomate-Mozarella, Kalbsfilet-Häppchen, Schinken-Melone und Croissants aller Art. Ja, die Krise schmeckt wirklich gut.


Noch ein Krisen-Häppchen, noch einen Schluck: Hauptstadt-Journalisten im Haus der Bundespressekonferenz, hier bei einer PK von Creditreform

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Beitrag ist ein klarer Fall von Meinungsmanipulation durch Falschinterpretation von Bildern. War ist: Der Herr rechts richtet lediglich gerade sein Gebiß und auf der tellerähnlichen Schreibgeräteablage des Herren links sieht man deutlich Spaßkugelschreiber.

ppq hat gesagt…

creditreform, ja, denen gehts jetzt richtig gut.

nwr hat gesagt…

Bufett und Konferenzraum sehen nach Ostberlin oder Drei-Sterne-Hotel aus. So richtig empören kann mich das nicht. Bei der Abspeisung der Journalisten scheint es, als wollte man für Arme auch mal Weihnachten geben.

Die richtig fetten, fiesen Brocken gehen anders.

prolliticker hat gesagt…

Kein Hotel. Bundespressekonferenz. Die Korrespondenten haben das JEDEN TAG, dreimal. Und am Abend gehen sie auf Einladung von diversen Politikern ins Nobelrestaurant essen. Weihnachten für Arme sieht anders aus.

ppq hat gesagt…

und die können außerdem ihre häßlich anzüge von der steuer absetzen!!!