Donnerstag, 11. Juni 2009

Mannichl: Keiner war es nicht

So schnell geht es, dass aus ehrlicher Empörung und dder Angst um den Weiterbestand des demokratischen Gemeinwesens, aus einer "neuen Qualität rechtsradikaler Gewalt" und einer der größten Sonderkommissionen aller Zeiten eine dpa-Meldung wird, die niemand mehr druckt. Der Fall Mannichl, hier bei
PPQ schon in den ersten Stunden der lustigen Tragödie höchst amüsiert beklatscht, gilt den Staatsdichtern der einzig amtlichen deutschen Verkündigungsagentur sechs Monate danach nur als halbwegs taugliche Vorlage für "einen spannenden Fernsehkrimi" (dpa). Einen ohne Happy End allerdings, denn "während die TV-Verbrecherjagd regelmäßig mit einer Festnahme endet, ist bei dem Mordanschlag auf den ehemaligen Passauer Polizeidirektor Alois Mannichl auch nach einem halben Jahr nichts klar", schreibt der diensthabende Praktikant mit einer schönen Portien verdächtigen Täterwissens: Mordanschlag? Woher weiß der das?


Im Gegensatz zu den Tagen direkt nach der ruchlosen Tat, als ganz Deutschland wusste, dass ein Skinhead mit Haaren und grüner Schlangentätowierung im Gesicht das Lebkuchenmesser des Polizeipräsidenten benutzt hatte, um dessen Kampf gegen den Rechtsradikalismus und womöglich auch -extremismus zu stoppen, rätseln "Kripobeamten und die Öffentlichkeit" nach dpa-Angaben heute "immer noch, was am 13. Dezember 2008 vor dem Mannichl-Haus in Fürstenzell tatsächlich geschah". Trotz eines enormen Ermittlungsaufwands und 20 000 Euro Belohnung hätten sich etliche Spuren, von denen PPQ-Leser wissen, dass sie sämtlichst ausgedacht oder frei erfunden waren, erwartungsgemäß "nur als heiße Luft" erwiesen.

Selbst der Leitende Staatsanwalt Helmut Walch, der zwischendurch immer wieder engagiert von neuen Spuren flötete, gibt mittlerweile zu "wir haben keine konkreten Hinweise".

Mehr, müsste es richtigerweise heißen. Denn bis die Fahnder verstummten, der "Spiegel" die Berichterstattung einstellte und auch die "Welt" vergaß, immer mal wieder nachzufragen, wimmelte es nur so von Tätern aus der "Neonazi-Szene" (dpa), es gab Festnahmen und Phantombilder, über die sich die ganze Republik vor Lachen ausschüttete. Eine Zeugin, die behauptete, weitab vom Tatort Leute gesehen zu haben, denen sie die Tat zutraue, galt als glaubhaft, selbst noch, als sie behauptete, wegen ihrer erfundenen Zeugenaussage zu Hause von einem unbekannten Mann angegriffen und bedroht worden zu sein. Heute sagt der verantwortliche Staatsanwalt enttäuscht: «Das hat alles nicht gestimmt.»

Natürlich nicht, und wenn, hätte es auch nichts genützt. Sowenig wie die Übernahme der Ermittlungen durch das Bayerische Landeskriminalamt (LKA). Die LKA-Leute hatten nicht einmal Zugang zu den Straßenkehrplänen der Passauer Stadtreinigung, so dass sie drei Wochen nach der Tat einen Tag damit verbrachten, alle Zigarettenkippen in der Nähe von Mannichls Haus einsammeln lassen. Obwohl die Straße seit dem Tattag zweimal gekehrt und viermal neu zugeschneit worden war.

Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Während PPQ aufdeckte, dass der wenig später unter der Last seines Wissen in den Freitod gegangene DDR-Staatsdichter Kurt Demmler den Anschlag auf Mannichl bereits in den frühen 70er Jahren punktgenau vorhergesagt hatte, ist Staatsanwalt Walch bis heute optimistisch, dass sich eines Tages doch noch ein rechter Gewalttäter finden könnte. "Wir ermitteln weiter im rechten Spektrum", betont er. Alois Mannichl ist inzwischen verheilt, die ihm geleitete Passauer Direktion aufgelöst. Seit 1. Juni ist 53-Jährige Leiter der Abteilung für Verbrechensbekämpfung im neuen niederbayerischen Polizeipräsidium in Straubing.

4 Kommentare:

nwr hat gesagt…

Mannichl, die vielleicht beste Posse der letzten 60 Jahre. Bitte mehr davon, auf daß uns nicht langweilig wird!

Eisenschwein hat gesagt…

ist das nicht st. raab, der auf dem bild ganz oben niedergestochen wird?

Anonym hat gesagt…

Fakt sind ja wohl mal 2 Dinge, die doch bisher allgemein bekannt waren und nun der Klimahysterie zum Opfer gefallen sind:

1. Der Bauchstich bis in Herzgegend erinnert sehr stark an die ehemals verbreitete sowjetrussische Operationsmethode, Mandeln, Blinddarm und Hämorrhoiden mit einem Schnitt zu entfernen.

2. Da niemand zu finden ist, können es nur die Ausserirdischen gewesen sein.

Fazit: russische Ausserirdische sind dingfest zu machen, was sich allerdings schwierig gestaltet, da die ja bekanntermassen 10 Sekunden vor uns herleben.

Tim hat gesagt…

Ich bin mir seit dem ersten Tag ziemlich sicher, daß es die Sowjets waren. Dafür spricht zwar nichts, dagegen aber auch nichts.