Freitag, 23. April 2010

Zwerge verändern die Welt

Der Cricetus cricetus ist der Dauerbrenner, ein Zwerg, der die Welt verändern kann und das auch tut. Wo immer die Prediger von Fortschritt, Globalisierung, Straßenbau und Flächenversiegelung beginnen, die naturbelassenen Landschaften um uns herum nach ihrem Bild zu formen, schaltet sich Cricecus cricecus, besser bekannt als Feldhamster, ein wie ein raffinierter Partisan auf geheimer Mission. Den Bau eines völlig unnötigen neuen Gebrauchtwagenzentrums der Daimler-Chrysler AG in Wiedemar bei Delitzsch unterband das possierliche Tierchen ebenso wie es die Errichtung eines Gewerbeparks bei Aachen mit 12.000 naturfernen Arbeitsplätzen um Jahre verzögerte.

Gerade das Beispiel Aachen aber zeigt, wie wichtig konsequenter Hamstereinsatz ist. In Aachen fanden Spezialisten nur Erdlöcher, die auf die Anwesenheit der geschützten Art hindeuteten. Als sich später herausstellte, dass keine Hamster auf dem Gelände lebten, wurde der Bau eiskalt weitergeführt. Eine Lehre, die das Kollektiv von Feldhamsterverleih.de seitdem konsequent umsetzt. Naturschutz ist möglich, wo bedrohte Arten ins Spiel kommen, folglich muss man für bedrohte Arten sorgen, wo es sie nicht gibt. "Dank zahlreicher, im Laufe der letzten 20 Jahre erlassener Schutzbestimmungen für entsprechende Habitate gefährdeter Arten ist es nunmehr möglich, wirksam gegen den grassierenden Landschaftswandel einzuschreiten", erklären die Initiatoren auf ihrer Homepage. Durch das gezielte Ansiedeln bedrohter Spezies in vom Raubbau bedrängten Arealen könne aufgrund der genannten Vorschriften Einspruch erhoben werden. "Die Bauprojekte geraten dadurch unter Kostendruck, was einem eventuellen Scheitern des Vorhabens Vorschub leistet und es so ganz verhindern kann."

Das ist nicht einmal teuer. Einen kompletten einwöchigen Feldhamstereinsatz inklusive Vorbereitung eines Hamsterbaus durch Spezialisten, das Anstoßen der notwendigen Pressearbeit durch einen kundigen Leserbrief und die Futterversorgung der Einsatzkräfte vor Ort gibt es schon für 292,50 Euro. Edeltiere wie Biber und Fischotter sind mit knapp 500 Euro nicht sehr viel kostspieliger, möglich sei auch die Ausbringung seltener Schmetterlinge wie Hauben-Azurjungfer und Fetthennen-Bläuling, entscheide sich der Kunde für die Rotbauchunke (Bombina Bombina) als Baustoppgrund etwa für eine Autobahn, bekomme er eine paarweise Ausbringung in geeignetem Gewässer inklusive Unterrichtung örtlicher Naturschutzvereinigungen mit Foto der Tiere.

Eine Strategie, die sich immer wieder bezahlt macht. So konnte im mitteldeutschen Halle zuletzt der Bau eines für die Volksgesundheit gar nicht wesentlichen Fitness-Centers für zwei Jahre aufgehalten werden, nachdem in den Kellergewölben einer alten Fabrikruine aus DDR-Zeiten dort von Feldhamsterverleih-Experten angesiedelte Fledermäuse entdeckt wurden. Auch die Schließung des Autobahnrings um Halle konnte erfolgreich verhindert werden, nachdem Spezialisten seltene Farne angepflanzt und für die Region existenziell wichtige Käfer auf einer Wiese direkt an der geplanten Streckenführung ausgestreut hatten. Über laufende Projekte, so heißt es beim Feldhamsterverleih, könne leider nicht gesprochen werden, da ein Bekanntwerden der Tätigkeit von FHV-Mitarbeitern den Erfolg von Maßnahmen "eher erschwere". Interessenten können sich aber direkt an die Internet-Verleihstation wenden, wo Experten gern und diskret alle Fragen beantworten.

5 Kommentare:

derherold hat gesagt…

Alle Räder stehen still, wenn mein starker Schwanz es will !

P.S. Mäuseschwanz !

Anonym hat gesagt…

Jetzt müsste noch jemand auf die Idee kommen, einen NAZI-Verleih zu gründen, Rebekka K. hätte dann nicht so bedeppert aus der Wäsche gucken müssen, mit ihrem aberkannten Trostpreis, und Superalois Mannichl könnte weiterhin blutsaugende Rechtsextrimisten an offenen Gräbern jagen. Eine echte Marktlücke, die vielleicht sogar förderungswürdig wäre.

freiheitistunteilbar hat gesagt…

Mit Hamster & Co gegen die pöhsen Kapitalisten. :D

@derherold

Ein Eigentumskonflikt entsteht hier, weil Ökologisten und Ökofaschisten es so wollen. ;)

VolkerStramm hat gesagt…

So, so, um den Hamster machste sonst was fürn Gewese, aber zur kleinen Hufeisennase sagste nichts.
Wieder mal typisch.

ppq hat gesagt…

lass uns einen hufeisennasenverleih hier bei uns am hufeisensee aufmachen