Montag, 6. Juni 2011

Seuche aus der Sprosse

Aus dem Norden, wo die Seuche aus der Sprosse ganze Landstriche verheert hat, kommt auch des Rätsels Lösung. Während die Qualitätspresse allmählich dazu übergeht, den hier bei PPQ schon längst ausgesprochenen ungeheuerlichen Verdacht eines möglichen Fäkalien-Dschihad von Experten nachholend zitieren zu lassen, drängt sich Beobachtern in den von Ehec entvölkerten Landstrichen zwischen holländischer Grenze und Stettiner Haff ein anderer Verdacht auf.

Nicht Gurke, Tomate oder Biogasanlage, nicht E10-Sprit, Wassermelone oder Fernsehkrimi stehen als Seuchenursache unter Verdacht. Die tödliche Bakterie, die in den zurückliegenden drei Wochen mehr Menschen umbrachte als Mofaunfälle in den letzten drei Tagen, komme "von der Rentenversicherung und richtet sich gegen Frauen über 75 Jahre", raunt es in den Weiten des Netzes. Der Erreger sei darauf programmiert, ältere Frauen zu töten, um die Solidargemeinschaft zu entlasten. Soziologisch sei das unübersehbar: "Dieser neue Typus ,Egoistische Oma´ belastet die Rentenkasse überproportional, da er neben ihrer eigenen Rente auch noch die ihres verstorbenen Ehemannes einkassiert".

Der Hintergrund der Aktion, den ein Bekennerschreiben verdeutlicht, das in einem geschlossenen Benutzerforum der "Welt" zu sehen war, ehe es wenig später gelöscht wurde, sei der Unmut einer "jungen, engagierten Gruppe von Mikrobiologen aus den Reihen der Pharmaindustrie" gewesen, wie es heißt. Überschrieben ist das Bezichtigungspapier mit dem Norbert-Blüm-Zitat "Die Rente ist sicher". Darunter heißt es, die Bundesregierung habe bei der Verteilung der Lasten versagt, die junge Generation werde "zu stark belastet", vor allem Rentnerinnen aber machten "sich einen schönen Lenz mit weiten Reisen, Botox und zahllosen Arztbesuchen".

"Wir konnten nicht länger tatenlos zusehen und sichern jetzt mit dieser großangelegten beispiellosen Aktion die eigene Rente", schreiben die Widerstandskämpfer der Gruppe "Nix Gurke Español". Man könne sich nicht mehr auf "pauschalierte Aussagen" verlassen, sehe die Zusage der eigenen Rentenhöhe "jenseits des Jahres 2045 kritisch" und nehme die Dinge deshalb "lieber selber in die Hand". Mit einem selbstgezüchteten Erreger "haben wir am 22. Mai mit dem Kommando General Rixdorf zwölf Gemüsefelder in Europa angegriffen". Supportet worden sei das "generationsübergreifende Vorauswahlverfahren" für Rentenanrechte von der Rentenversicherung. Ziel dieses ersten Feldversuches sei es ursprünglich nur gewesen, "das Finetuning unseres Erregers zu testen und zu verbessern". Man bedauere Kollateralschäden, verweise aber auf das höhere Ziel umfassender Generationengerechtigkeit. "Wir werden Ehec jetzt nachregulieren", versprechen die Täter.

Tanz um den tödlichen Darmkeim

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