Mittwoch, 2. November 2011

2012: Seelenernte nach Plan

Das wäre fast danebengegangen. Hätte nicht Griechenlands Premier Giorgos Papandreou in letzter Minute angekündigt, das griechische Volk über den weiteren Fortgang der griechischen Staatspleite und den Fortgang der laufenden Ruindustrialisierung entscheiden zu lassen, hätte das letzte Brüsseler Hilfspaket vielleicht alles zunichte gemacht. 2.600 Jahre detaillierter Prophezeiungen, 2.600 Jahre düsterer Vorhersagen - alles wäre für die Katz gewesen, hätten Merkel und Sarkozy den Euro leichtfertig gerettet. Keine "Seelenernte" unter den Menschen, wie sie Inka, Hopi und Maya für kommendes Jahr vorausgesagt hatten. Und kein Ende der Welt am 21. Dezember 2012, weil eine Welt, die schon 2011 untergegangen ist, dies 2012 nicht noch einmal fertigbringen kann.

Es war eng, es war knapp. Der von den Maya aufgestellte Zeitplan für den Weltuntergang war fast nicht mehr einzuhalten, nachdem Europa aus 300 Milliarden griechische Staatsschulden mit Hilfe eines Schuldenschnitts von 50 Prozent und dreier Hilfspakete im Wert von je 100 Milliarden in einen mathematisch erstaunlichen Restbetrag von 150 Milliarden verwandelt hatten. Der Euro drohte zu überleben. Über Europa schimmerte schon beinahe ein neuer Morgen voll großer Verheißungen.

"Nur eine Person ist in der Lage, dieses uralte, weltumspannende Rätsel zu lösen und den drohenden Untergang abzuwenden", heißt es im Klappentext zu Steve Altens Reißer "2012 - Schatten der Verdammnis". Und diese Person scheint Giorgos Papandreou zu sein. Angesichts der Gefahr, dass die Maya von der europäischen Hochpolitik ausmanövriert werden, spielte er die längst aus der Mode gekommene Demokratiekarte spielte, die Deutschland, Frankreich und die meisten anderen EU-Länder schon bei der Errichtung der Gemeinschaft als "nicht hilfreich" (Angela Merkel) abgewählt hatten. Papandreou aber, über etliche Ecken mit den Maya verwandt, sieht hier die letzte Chance, die Gültigkeit des sagenumwobenen Maya-Kalenders doch noch nachzuweisen, dem zufolge die Welt 2012 untergeht.

Eine Zusage, auf der eine ganze Maya-Kalender-, DVD- und Magierindustrie aufbaut, die für ihr letztes Geschäftsjahr große Erwartungen hegt. Das darf sie nun weiter tun, denn bis Dezember 2012 gilt die Euro-Krise nunmehr als gesichert. Es wird weitergerettet werden, bis alles in Scherben fällt, heute noch zahlt Deutschland,. morgen die ganze Welt. Ehe dann am 21. Dezember Schluss ist, Schluss mit Griechenland, Schluss mit dem Euro, mit Europa, Amerika, dem Islam, Asien, Afrika, trockenem Haar und Nazigefahr, Antiislamisten und linken Brandanschlägen, Börsencrashs und unreiner Haut, Sarrazinhetze, Talkshowgeschwafel, Grafittigeschmiere, grünen Plaketten, Klimawandel und aussterbenden Eisbären.

Nach dem Jüngsten Gericht folgt das unendliche Ende aller Zeiten, die Welt wird ein Ort voll gelöster Probleme.

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