Mittwoch, 6. August 2014

Öffentliche Meinung in Deutschland: Merkels Paralleluniversum

Horror! Unterkühlung, Wasser in der Lunge und Schock in der Klinik! Deutschland regt sich furchtbar auf. Über wen? Über den Horror-Strudel in der Isar, der drei Frauen und acht Männer in Lebensgefahr gebracht hat.

Solche Unglücke bringen auch in anderen Ländern das Blut zum Kochen. Aber in Deutschland gibt es oft diese Art von Schizophrenie: Der Deutsche ahnt manchmal, was gerade passiert und vielleicht auch warum, will aber unbedingt ans Gegenteil glauben. Vor allem in Krisenzeiten ist das so, da wird dankbar zu den Schablonen gegriffen, die die sonst verhasste Obrigkeit anbietet. Sie machen die Orientierung sehr bequem: Hier ist das Böse, das derzeit vorzugshalber im Osten lauert. Dort ist die Sicherheit der heimischen Kleinkatastrophen.

Zum Thema Ukraine glauben die allermeisten Menschen in Deutschland, was ihnen das Fernsehen einbläut: dass dort Russen friedliche Freunde Europas umbringen, deren Schuld allein darin besteht, dass sie in die Nato und die EU eintreten wollen. Niemand fragt sich, warum der russische Präsident Putin seinen angeblichen Einfluss auf die Separatisten nicht nutzen sollte, um Sanktionen abzuwenden, niemand fragt sich, was ihm ein unerklärter heißer Krieg an seiner Grenze und ein neuer kalter mit dem Westen bringen sollte. Denn das wird ja im Fernsehen nicht thematisiert.

Die Medienmaschine arbeitet inzwischen derart auf Hochtouren, "dass niemand mehr weiß, wie sie noch zu kontrollieren ist". Magazine wie der „Spiegel“ schalten meist schon keinen Kommentare mehr frei, Meldungen müssen so nur noch sehr plump verfälscht werden. Umfrageergebnisse machen sich Medien selbst, Politiker, die nach dem Absturz von MH17 sofort alle Schuldfragen beantworten konnten, sind in den Wochen seitdem ebenso abgetaucht wie die kritischen Medienarbeiter, die bisher immer nur berichten konnten, dass es Beweise gibt, allerdings nicht, welche das sind.

Ein paar Beispiele für deutsche Wahrnehmungsstörungen aus der vorigen Woche, die auch Verdienst der überbordenden Nato-Propaganda sind:

Ohne russisches Gas lässt sich der Energieausstieg mit höherer Geschwindigkeit und niedrigeren Kosten zum Turbo-Energieausstieg umbauen, schrieb der „Spiegel“.

Die Wirklichkeit ist: Die deutsche Energiewende krankt an Übertragungs- wie an Versorgungsproblemen, ein Ersatz der aus Russland kommenden Grundversorgung mit Gas ist frühestens in 16 Jahren möglich. Die Kosten von 230 Milliarden Euro lägen noch einmal etwa 16 Milliarden pro Jahr über den bisher schon feststehenden Kosten von 62 Milliarden pro Jahr.

Öko-Selbstversorgung als Wachstumsmotor aufzubauen wird schon lange gefordert - es hat nur bis heute nicht geklappt. Jeder Deutsche weiß es und beklagt dies auch, denn die kleinen Leute tragen die Kosten. Und trotzdem erliegen die meisten der Propaganda, wonach das Land auf die Außenwelt nicht mehr angewiesen sei: Noch im März zeigten sich 70 Prozent der Deutschen unwillig, Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Jetzt gelang es dem "Spiegel", eine Mehrheit von 52 Prozent für Sanktionen zu mobilisieren.

Die Auswirkungen sind jetzt schon zu spüren, werden aber kaum thematisiert. Das bislang geschätzte Wachstum von 1,5 bis 2 Prozent ist unerreichbar geworden, ein Nullwachstum das optimistischte Szenario. Nur die Europäische Zentralbank sorgt mit niedrigsten Leitzinsen für eine Wachstumsillusion, die allerdings über kurz oder lang bezahlt werden muss. Dafür die müssen Privatpersonen schon jetzt auf Zinsen verzichten, in Spanien werden Vermögen teilenteignet. Das trifft übrigens auch Investoren. Also jene Leute, die jetzt so dringend neue Werke bauen sollen, um Arbeitsplätze zu schaffen – ohne Absatzmärkte lohnt sich das nicht mehr.

Der Durchschnittsdeutsche aber glaubt inzwischen alles, was man ihm serviert. Er wundert sich nicht über die Schlagzeile der "Welt", nach dem anfänglich vorhandene Beweise um Flug MH17 inzwischen verschwunden sein müssen. Er staunt nicht über geistige Einberufungsbescheide, die die FAZ zustellt. Und er glaubt auch, dass Putins "Söldner" alle betrunkene Marodeure sind, während die CIA keinen Mann in der Ukrainie hat.

"Die Nato hat ihre Propaganda auf dem Gedanken aufgebaut, die Unterstützung seiner Politik sei die moralisch einzig richtige Sache", sagt Hans Achtelbuscher, Chef des Medien-Forschungszentrums am An-Institut für experimentelle Medienkunde der Uni Halle. Jeder wolle natürlich auf der richtigen Seite sein, niemand sehe mehr die Notwendigkeit zu kritischem Denken. Die Leute "leben in einer imaginären Welt." Die führende Elite Deutschland, die das Fernsehen und die übrigen Medien faktisch beherrscht, kann heute die öffentliche Meinung in jeder beliebigen Frage formieren. Sie gibt sich längst nicht mehr die Mühe, den Fakten nur einen anderen Spin zu geben. Inzwischen werde "direkt gelogen", sagt der Medien-Experte Hans Weckebusch. So erreiche der Staat schneller, was er wolle. Warum noch Platz für Zweifel lassen?

"Ich habe unter drei Kanzlern für deutsche Zeitungen gearbeitet, von Kohl bis Merkel", sagt Malin. "Aber so dreist und schamlos wie jetzt haben die Machthaber noch nie gelogen. Sie haben einen neuen Tiefpunkt erreicht.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

der Demonstrant irrt - Putin ist nicht "kaputt" sondern vertikalverspannt auf Zack - und er hat noch viel vor .

Der Sepp

Anonym hat gesagt…

Vor kurzem Diskussion mit einem GEZ-gläubigen CDU-Mitglied über Ukraine.

Meine Frage:

Gesetzt den Fall, die Ukraine wäre anstandlos in die EU aufgenommen worden ohne Konflikte. Was hättest du davon.

Antwort: Ja ich hätte nichts davon, aber Europa hätte was davon.

Wer ist Europa?

Keine Antwort!

Anonym hat gesagt…

Er ist ja auch nicht dazu da, dir Sachen beizubringen, die Deine Mutter versäumt hat :D