Samstag, 1. Dezember 2018

Cem Özdemir: Die Vermehrung der Meere

Der Ichtologe und Geograph Cem Özdemir hat eine Vielzahl neuer Meere vor Westafrika entdeckt.

Vor Westafrika liegt der Atlantik, ein Ozean, der bis hinüber nach Amerika reicht. Das Wasser hier vor Mauretanien, dem Senegal, Guinea-Bissau, Sierra Leone, Liberia, der Elfenbeinküste und einer Handvoll anderer Länder wie Ghana, Togo und Benin hat weiter keinen speziellen Namen. Bis hinüber zu den Kapverdischen Inseln heißt das Meer wie der Ozean einfach Atlantik, wer es genauer beschreiben will, würde es vielleicht südlicher Nordatlantik nennen oder aber auch nördlicher Südatlantik. Aber das macht natürlich niemand.

Nicht einmal Cem Özdemir, der vor zehn Jahren aus der Brüsseler Verbannung wegen einiger lässlicher finanzieller Sünden zurückgekehrt war, um grüner Parteichchef, Minister und später, Özdemir war nie ein Mann kleiner Ansprüche, erster grüner Kanzler zu werden.

Die Zeit aber war dagegen. Sie spülte den "anatolischen Schwaben" (Ö. über Ö.) hoch und riss ihn wieder runter. Ausgerechnet jetzt, wo seine Partei einen Höhenflug erlebt, die dem des Bitcoin vor einem Jahr gleicht, sitzt das ehemalige Krawattenmodel nur noch in der dritten Reihe, ein Talkshowtourist und Twitterkämpfer, der sich wie sein früherer Kollege Jürgen Trittin permanent von der Bank anbieten muss, um vielleicht eines Tages, Özdemir ist erst 53, doch noch einmal aufs Feld zu dürfen.

Interessant ist nicht, was Özdemir sagt. Sondern im speziellen Fall eines Twittereintrags, wie er formuliert, wo es gerade um den Atlantik geht, diesen Ozean, der auf seiner östlichen Seite vor Afrika viel Wasser, aber eben keine unterscheidbaren Meere kennt, wie es auf der anderen Seite die Karibik, der Golf von Mexiko oder weiter nördlich die Nordsee sind.

Cem Özdemir spricht nun aber dennoch von "Meeren vor Westafrika", eine Wortwahl, die verdeutlicht, dass er nicht das Meer Atlantik meint, sondern sonstige, den Geographen der Welt bisher unbekannt gebliebene Meere, deren Namen er nicht nennt, über die er jedoch weiß, dass es "uns" unbenommen bleibt, sie nicht "leer zu fischen".

Wo kommen diese Meere her? Wo liegen sie, diese atlantischen Nebenmeere, wer außer Özdemir kennt sie noch? Und wieso finden sich nirgendwo in Atlanten Hinweise auf ihre Ausdehnung, ihre Namen, ihre Entdecker? War es Özdemir selbst, der sie als erster ausgemacht hat, ein Mann, der nicht wie Jesus die Fische vermehrt, sondern gleich die Meere, in denen diese sich tummeln, zumindest wenn und solange "uns niemand daran hindert, sie nicht leer zu fischen" (Özdemir)?

Nun, die Lösung ist naheliegend und der Stichwortgeber kaum verwunderlich: Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat die feste Fügung "Meere vor Westafrika" vor Jahren erfunden, um die drängende Gefahr leergefischter - Cem Özdemir würde "leer gefischter" schreiben, aber dasselbe meinen  - Ozeane in der Öffentlichkeitsarbeit noch dringlicher erscheinen zu lassen. Mehr Meer, und "Meere" klingt deutlich nach mehr als nur "Meer", kontrastiert stärker mit "leer". Diese Fischerei macht nicht ein Meer kaputt, sondern offenbar ganz viele Meere! Zudem klingt "Meer" kleiner und viel empfindlicher als "Ozean" oder "Atlantik".

Ein mentales "Framing", wie es die diesbezüglich hochsensible Taz nennen würde, ging es nicht um ein Thema, bei dem die gute Absicht jeder beabsichtigten Gedankenlenkung automatisch Absolution erteilt. Dennoch war es - abgesehen von gelegentlichen Zitaten in willigen Öko-Reportagen - bis heute nur und ausschließlich Greenpeace, das die Formulierung nutzte.  Die zudem nie, nimmer, niemals und in keiner Situation gebraucht wird, ohne dass zugleich auch "plündern", "leerfischen", "Ausbeutung" und "Unternehmen" benutzt werden.

Cem Özdemir, der Vermehrer der Meere, hat so gesehen alles richtig gemacht: "Meere vor Westafrika" regt zum Nachdenken an und bei "leer gefischt" ist sogar das Leerzeichen direkt von Greenpeace übernommen.



11 Kommentare:

Planschbäcker hat gesagt…

Das sollte unser Premiumdeutschtürke doch mal all jenen korrupten Regierungen und Diktatoren predigen, deren überbevölkerte Länder an diesen virtellen Meeren liegen. Bald gibt es global sowieso nur noch Plastikmüll zu fischen - ob nun mit oder ohne etwas Fischfiletrest ringsherum.

Ohne einen radikalen Geburtenstopp in den sogenannten Shitholestates ist die Welt nicht mehr zu retten, denn Umsiedelung nach z. B. Europa und speziell Deutschland per Migrationspakt vom Migrationspack löst dort keine Elendsprobleme, sondern erschafft bei uns zusätzliche. Wenn die Araber und Afrikaner sich schneller vermehren, als sie sich selber versorgen können, oder ihre Infrastruktur durch primitive Kriege zerstören, müssen sie eben sterben. Ich bin schließlich kein UN-Sklave, der dauernd deren geistige und psychische Mängel kompensiert.

Nur besonders verblödete Idioten versuchen gewalttätige Idioten zu retten. Deutsche jedoch retten naiv an vorderster Schwachmatenfront und schlucken devot den oft brutalen mörderischen Dank dieser "Bedürftigen". Hoffnungslos dämliche Samaritertrottel mit unheilbarem Schuldkomplex, den sie in ihrem psychotischen Sühnewahn auch ihren unschuldigen Kindern und Enkeln eintrichtern.

teu hat gesagt…

@Planschbäcker:
"Dein Vater hätte dich ins Maisfeld wichsen sollen!" - ein alter Spruch aus dem Mansfeldischen. Zu dir, zu recht angewandt.

zum Thema: Das sogenannte Europa, also das Dingens mit dem Parlament und so, ist nur eine Halbinsel im Nordatlantik.

Planschbäcker hat gesagt…

@ teu

Oje, da fühlt sich wohl jemand auf seinen kleinkarierten Schlips getreten.

Mehr als diese billige Onanierfantasie und rudimentäre Geographiekenntnis fällt dir Prolet dazu nicht ein? Was hat das alles mit den Thema Özdemirs Meere zu tun?

Begründungen für solche unflätigen Ergüsse sind in deinen grenzdebilen Kreisen wohl unmodern geworden - oder was?

Kein Wunder, dass dieses ignorant arrogante Kötervolk geistig vor die Hunde geht und zu beflissenen Arbeitssklaven von Importprimitivlingen mutiert.

ppq hat gesagt…

bitte den ton mäßigen, wir sind hier nicht in berlin

teu hat gesagt…

Wuff!

ppq hat gesagt…

der hieß wulff!

Anonym hat gesagt…

Irgendwie geht PPQ hiet fehl! Man schaue sich den Hinweis des Hann Ößdemihr nochmal genauer an, mitnichten phantasiert er von den Meeren vor Westafrika, sondern er gibt einen wertvollen Hinweis auf die Meere in Westafrika. Völlig zu recht skandalisiert er, dass die zahlreichen westafrikanischen Binnenmeere nicht nur von Wissenschaft und Medien kaltschnäuzig ignoriert werden, sondern dass sie nebenbei noch von irgendwelchen Peers des Ösdemihr leergefischt wurden. Lenken wir bitte unsere Aufmerksamkeit künftig auf die Meere in Westafrika, ich habe das Gefühl, es wird sich lohnen.

Gernot hat gesagt…

Eben, einfach voll fischen wäre eine Lösung. Dann passt ja kein Fisch mehr hinein.

ppq hat gesagt…

@anonym: ich bin som greenpeacegeprägt, dass ich siene schöpferische erweiterung gar nicht gesehen habe. danke für den wertvollen hinweis, wir werden eine expedition aussenden, die diese özedemir-meere suchen wird

Leser hat gesagt…

In Zeiten, wo so viel darüber hinweggelesen wird, lohnt sich der achtsame Blick auf scheinbare Nebensächlichkeiten. Vielen Dank!

Anonym hat gesagt…

Ötzknürz' Logikfehler:
Es wird NICHT verhindert etwas NICHT zu tun.