Mittwoch, 1. Januar 2020

Europa, ein Leben in Einbildung


In einem Staatenbund, der sich selbst für einen Kontinent hält, ist alles möglich. Wahrscheinlicher aber nichts. Und so kam es, dass die EU über Jahre von einem Mann geführt wurde, der tatsächlich glaubte, er könne am besten erfahren, was die Deutschen denken, wenn er sich "Debatten im deutschen Bundestag" anschaue. Jean-Claude Junkcker, der Zeit seiner Funktionärskarriere für einen rückenkranken, aber machtpolitisch instinktsicheren Mann gehalten worden war, entzauberte sich im Moment der Verrentung als ein Kleinstaatkommissar, der die Leitlinien seiner Politik an Live-Übertragungen aus einem Parlament ausrichtete, das seit sieben Jahren verlässlich daran scheitert, sich selbst wieder eine verfassungsmäßige  Rechtsgrundlage zu geben.

Genauso gut hätte Juncker Relotius lesen können, um sich über die USA zu informieren. Oder Gordon Repinski, den Erfinder der Relotiustaube, dazu befragen, wieviel Atommächte es in Europa gibt. Ein einziges, würde der als Journalist verkleidete Denker antworten, denn nur Frankreich gehört aus seiner Sicht zur EU - die Briten, deren Festlandsvertretung Gibraltar Repinski nicht kennt, haben sich schließlich selbst aus der Friedensnobelpreisgemeinschaft zurückgezogen, wenn sie auch formal immer noch Mitglied sind. Russland dagegen hat ja damals, 1941, selbstsüchtig Hitlers Einladung ausgeschlagen, ein europäisches Land zu werden.

Mögen also heute auch 75 Prozent der russischen Bevölkerung diesseits des Urals leben und also Europäer sein wie Juncker einer ist - Europa ist das dort noch lange nicht, selbst wenn die Zugehörigkeit des Putinstaates zum Europarat dagegen zu sprechen scheint.

Nein, geht es nach den Eurokraten und ihren beflissenen Protokollanten, liegt Russland ganz allein in Asien, wo auch die Uhren anders gehen. Scheiterte Europa zuletzt im Kampf mit der Uhr, weil EU-Atommächte und ihre nicht-atomar bewaffneten Friedensnobelpreispartner sich nicht auf eine europäische Lösung für die Annahme von Jean-Claude Junckers Abschiedsgeschenk einer Einheitszeit für alle Europäer durchringen konnten, steht außer Frage, dass in den mörderischen Reichen von Putin und Xi gerade das letzte Jahr des Jahrzehnts anbricht. Weil die erste Dekade der Zeitrechnung nach Christi Geburt nicht mit dem Jahr Null anfing, sondern gleich mit dem Jahr 1, vollendet sich ein Jahrzehnt jeweils mit dem Ende des zehnten Jahres - also diesmal am 31.12. 2020 erstreckt.

Nicht aber so im  eingebildeten EU-Europa der instinktgetriebenen Edelfedern. Bei Gordon Repinski endet das Jahrzehnt mit dem 31.12. 2019,  bei Heribert Prantl entdeckt eine geheimnisvolle Lazarus-Kraft in der öffentlich weitgehend unbeklagt verwesenden deutschen Sozialdemokratie, die "Zeit" bejubelt gar einen "Neustart" der SPD und der frühere Zentralparteidichter Ralf Stegner macht sich eine Forderung von PPQ zueigen und trommelt für eine Vereinigung der beiden maladen Linksparteien.

Europa lebt in Einbildungen, in seinen Vorstellungen von einer Welt, wie es sie sich wünscht.

Auch im, um es mit Gordon Repinksi zu sagen, "neuen Jahrzehnt" auf dem alten Kontinent EU.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

„Ob Ost, ob West, das gelte allen gleich.
Was deutsches Land ist, stelle Kampfesscharen.
Dann schmäht wohl niemand mehr das deutsche Reich.“

Lohengrin , Vorspiel und Erster Aufzug

Wfubel hat gesagt…

Unsere "Staatsratsvorsitzende" ist die Personifizierte Einbildung