Samstag, 11. Januar 2020

Umweltoma Greta schreibt an Klima-Greta


Sie war zum UN-Klimagipfel in New York nicht eingeladen und auch das letzte Weltklimatreffen in Madrid hat Greta Rühmwerk aus Weißwasser verpasst. Die 77-Jährige verfolgte am Fernsehgerät, wie ihre damals noch 16-jährige Namensvetterin Greta Thunberg die Welt mit einer ebenso emotionalen wie bemerkenswerten Rede in Atem hielt, nachdem sie eben noch über den Atlantik gesegelt war. Greta Rühmwerk war noch nie außerhalb Europas, sie hat keine sozialen Netzwerkkontakte, über die sie auf ihre Anliegen aufmerksam machen könnte.

Doch Thunbergs viel beachtete Wutrede ließ der früheren Schneiderin im VEB Maßkonfektion keine Ruhe - über die Weihnachtsfeiertage, die Rühmwerk wie immer seit dem Tod ihres Mannes Herbert allein in ihrer kleinen Neubauwohnung am Rande der sächsischen Eishockey-Hockburg verbrachte, setzte sie sich also an ihren alten Garant-400-Schreibtisch und schrieb einen Brief an die 60 Jahre jüngere Schwedin. Es ist eine Generalabrechnung mit der aktuellen Mode geworden, den Splitter im Auge anderer lauthals zu beklagen und sich selbst von jeder Kritik auszunehmen. Greta Rühmwerks Botschaft an die andere Greta, ihre Follower und alle Politiker, die ihr an den Lippen hängen, ist kurz und prägnant: „Ihr wisst doch gar nicht, wovon ihr redet.“


Hier der Brief Greta Rühmwerks an Greta Thunberg, von dem die Rentnerin nicht wusste, an wen sie ihn schicken sollte.

Liebe Greta Thunberg,

Sie kennen mich nicht, aber ich glaube, ich habe Sie in den vergangenen Wochen und Monaten ein bisschen kennengelernt. Sie sind eine engagierte junge Frau mit sehr viel Mut und Energie, die sich eine Aufgabe gesucht hat, die einer alten Frau wie mir sehr groß, vielleicht viel zu groß für ein einzelnes kleines Mädchen ohne Schulabschluss und Berufsausbildung scheint. Wissen Sie, ich bin alt, sehr alt sogar, als ich die Schule verließ, musste ich das nach der 8. Klasse tun, weil das bei uns so üblich war.

Ich habe dann Schneiderin gelernt, Facharbeiter für Bekleidungstechnik, Spezialrrichtung Malimo-Nähmaschine. Ein Beruf, der mir immer Spaß gemacht hat, auch wenn er natürlich nie so spannend war wie ihre Weltreisen. Zu denen muss ich ihnen sagen, dass ich sie sehr genau beobachtet habe! Und ich gestehe, ich finde daran alles falsch. Sie sollten nicht in New York sein, mitten im Schuljahr, Sie sollten nicht über Ozeane segeln und ihren Schulstoff verpassen. Sie sollten, das haben Sie ja selbst schon gesagt, zurück in der Schule sein - auch wenn Sie es inzwischen denken: Es ist nicht so, dass es Euch junge Menschen braucht, um uns Alten Hoffnung zu geben!

Ich habe drei Gesellschaftssysteme erlebt, den Faschismus, den Kommunismus und jetzt auch noch die Demokratie. Immer, das sage ich Ihnen aus meinen 62 Jahren Erwachsenenerfahrung, haben die Alten nicht getan, was die Jungen wollten. Wir kannten es nicht anders, denn wir wussten, wenn wir eines Tages die Alten sind, machen wir es genauso.

Dass Sie nun fragen, wie wir es wagen konnten, ihre Träume und ihre Kindheit zu stehlen mit unseren leeren Worten, dann bitte ich Sie, sich einmal umzuschauen. Als ich ein kleines Kind war, musste meine Mutter Doppelschichten im Holzbau arbeiten, um uns Kinder mit trocken Brot und Wasser durchzubringen, weil Vater noch in Gefangenschaft war. Wir standen damals am Ende eines Massenaussterbens und alles, worüber wir sprachen, war, wie wir alles möglichst schnell wiederaufbauen können. Ja, wir haben auch gemeckert und uns beklagt. Aber was wir uns wünschten, war ein bisschen Geld und die Aussicht auf ein für immer anhaltendes wirtschaftliches Wachstum ohne Krieg und Hunger.

Jemanden zu finden, dem wir hätten zurufen können "wie könnt Ihr es wagen?" wäre schwierig gewesen, weil von den Verantwortlichen niemand mehr greifbar war und die neuen Männer an der Spitze, ja, es waren alles Männer!, selbst von sich behaupteten, sie seien immer schon dagegen gewesen.

Wenn Sie unsere Situation wirklich verstehen wollen, stellen Sie sich vor, dass wir Kohle verfeuert haben, damit Eure Eltern nicht erfrieren. Wir haben Stahl geschmolzen, um die großen Hallen bauen zu können, in denen Sie heute ihre Wutreden zu halten. Wir haben Aluminium geschmolzen, um Flugzeuge herzustellen, damit die Menschen der Welt enger zueinander rücken und sich kennenlernen. Wir haben ein Land aufgebaut, aus Trümmern. Um nun zu hören, dass Sie uns bezichtigen, Sie und ihre Altersgenossen seien von uns im Stich gelassen worden. Ich finde das grausam, und wenn ich mir vorstelle, dass Sie meine Enkelin sein könnten, wüsste ich nicht, wie enttäuscht ich wäre.

Sie sind rücksichtslos denen gegenüber, die vor Ihnen waren, Sie sind grausam in ihrer Selbstbezogenheit, und ich weigere mich zu glauben, dass ein Mädchen, das wohlbehütet aufgewachsen ist, immer zu Essen hatte, nie frieren musste, zu den besten Ärzten gehen und die besten Schulen besuchen durfte, wirklich so denkt.

Liebe Greta Thunberg, wie können Sie es wagen. zu glauben, dass man Probleme lösen kann, indem man alles in Grund und Boden stampft, was die Generationen vor einem aufgebaut haben? Indem man alles anders macht wie bislang - und technische Lösungsansätze rundheraus verwirft? Nein, ich denke, Sie mit ihren 17 Jahren sind einfach immer noch nicht reif genug zu sagen, wie es wirklich ist, wie es geht und was getan werden muss.

Wir lassen Sie und ihre Altersgenossen sicherlich nicht im Stich. Schauen Sie doch nur ihre Eltern an! Die finanzieren ihnen die weiten Reisen, die Hotelzimmer, das Essen, ihre Kleidung. Das alles kommt aus Fabriken, die frühere Generationen errichtet haben, ohne die Sie nackt durch die Welt irren würden. Sie hätten kein Twitter, kein Handy, kein Boot, nicht einmal einen Sitzplatz im Gang eines Zuges. Müssten Sie nicht ein wenig Demut fühlen, wenn Sie darüber nachdenken?

Ja, wir Alten haben euch im Blick und wenn Ihr Euch dazu entscheidet, uns weiter zu beschimpfen und dafür verantwortlich zu machen, dass die Welt, die ihr eines Tages übernehmen werdet, nicht perfekt ist, dann entscheide ich mich zu sagen: ‚Wir werden Euch das nie vergeben! Wir werden Euch das nicht durchgehen lassen!‘

Denn genau hier ziehe ich die Linie. Wenn Sie, die nie eine andere Welt kennengelernt hat als die klimatisierte Supermarktwelt Eures Internetzeitalters, uns droht, es werde Veränderungen geben, ob wir es wollen oder nicht, dann entgegne ich Ihnen, dass das immer schon so gewesen ist. Als ich drei Jahre alt war, ging der Faschismus unter, als ich Ende 40 war, folgte ihm der Kommunismus. Ich habe beiden nicht nachgetrauert.


5 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Das heißt, Oma Greta weint der Greta keien träne nach? Oder wie der Mann an der Gitarre einst sprach:

Wenn du gehst, bleibt auch kein Teil von dir.

Nicht schlecht.

Unknown hat gesagt…

Leider hat Oma Greta nicht nachvollziehen koennen, worum es der Jungen Greta geht: Naemlich um den Klimaschutz und die Bewährung der Schöpfung. Ohne Klima ist alles nichts. Ich finde sehr bedauerlich, dass Oma Greta so denkt, was natuerlich unbestritten ihr Recht ist.

ppq hat gesagt…

ja, oma greta sieht einfach nicht, dass aus sie wird auf einiges verzichten müssen, damit sich die schöpfung bewähren kann

man sieht ja vielerorts in afrika, wenn man klimaverachetnd genug ist, dort hinzufahren, wohin es führt, wenn es nur ein paar grad wärmer ist.

Anonym hat gesagt…

Unknown hat, mit Verlaub, einen gewaltigen Hau. Aber es ist damit wie, wenn man tot oder saudumm ist, merkt man es selbst nicht, nur die anderen tun das.

Turbulentia hat gesagt…

Ich versuche Verständnis für alle Generationen zu haben. Die Vergangenheit der Alten war einmal deren Gegenwart. Die Jugend kann sehr leicht auf etwas schimpfen, dass retroperspektiv falsch erscheint und ohnehin nicht mehr zu ändern ist. Dramatisch scheint mir nicht so sehr der menschliche Versuch, das Klima zu retten sondern, dass dabei die Gesellschaft in alt und jung, in Städter und Landbewohner oder oder gespalten wird. Es sind die Kräfte, die diese Spaltung befeuern, die unsere gemeinsamen Gegner sein sollten.