Sonntag, 16. Februar 2020

Medienüberraschung: Wenn die Toten nicht auferstehen

Zombies Todesopfer
Ganz Pinneberg staunt: Die Zahl der Toten steigt, statt dass langsam die ersten Opfer wiederauferstehen.

Ein Hang zur Panik, zum Vorempfinden des Allerschlimmsten und ein bisschen Vorfreude auf die Apokalypse gehört dazu, wenn es Klicks herbeizupeitschen und das Volk für Dinge zu interessieren gilt, denen es im Detail an jeder Relevanz mangelt. Zuspitzen ist dann das ganze Geschäft, zuspitzen und erkennen in der Tradition des Iren Flann O'Brien erkennen, wo eine Nadel so dünn geschliffen werden kann, das die äußerste oberste Spitze gerademal noch einen Durchmesser hat, der sie unsichtbar und fähig werden lässt, schmerzlos in eines Menschen Körper einzudringen.

Ereignisse, die Gelegenheiten bieten, Nadeln auf diese Weise zu schleifen, gibt es immer, nur wenige aber eignen sich, die Methodologie des Geschäfts mit der Nachricht als Mittel der Manipulation zu verdeutlichen. Das Coronavirus aber tut es, anfangs tiefduster orgelnd angekündigt als Augenblick aus einem Stephen-King-Roman mit vor Vorfreude auf Kommendes wohlig schaudernden Zeilen wie "Erster Tote durch Coronavirus", als wäre "Toter durch Coronavirus" zu wenig, zu schlapp und nicht ausreichend informativ.

Seit der Ehec-Seuche, deren Todesopfer in vielen Fällen nie mehr richtig gesund wurden, ist alles erlaubt, was Aufmerksamkeit generiert. In dieser Logik steht die in diesen Tagen in Dauerschleife rotierende Mitteilung, dass die "Zahl der Todesopfer steigt" (DPA). Die "Tagesschau" teilt das mit, die "WA" und die Frankfurter Rundschau und das Pinneberger Tageblatt - große Einigkeit herrscht offenbar allüberall darüber, dass die Krise erst überstanden sein wird, wenn die ersten Toten wiederauferstehen und Corona-Zombies durch die Straßen wanken. So dass die Zahl der Opfer, die das Virus gefordert hat, endlich sinkt.

Eine Erwartungshaltung, die anspruchsvoll erscheint, selbst für die Verhältnisse deutscher Medien, deren Kampf mit der Wirklichkeit stets ein ungeheurer ist.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Semantisch ist nichts zu beanstanden. Die Zahl der Toten durch Pocken steigt demgegenüber nicht.

Anonym hat gesagt…

Zu "Fraktur": www.avenz.de --- Wo die recht haben, haben sie halt recht.

Anonym hat gesagt…

http://deichmohle.de/vorbetrachtung-ueber-die-kommende-revolution-der-incel/