Donnerstag, 26. März 2020

Die Arroganz des Abendlands: Der teuerste Irrtum der Geschichte

Armin Laschet, ein Mann gegen die Seuche: Bis heute ist in NRW nur jeder 7.200. Einwohner infiziert.

Die Zeichen standen an der Wand, monatelang. Doch die deutsche Politik ignorierte, was unausweichlich sein würde, wenn man es ignoriert. Der Normalbetrieb sollte in Gang gehalten werden, keine Unruhe gestreut und kein Problem aufgeworfen, dass man dann vielleicht nicht wie üblich durch Vertagung, höhere Steuern oder symbolische Verbote ausräumen kann. Sehenden Auges rutschte Deutschland in die größte Gesundheitskatastrophe der letzten Jahrzehnte und in die tiefste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Und nicht nur Deutschland ging es so, sondern durchweg allen Staaten, die sich selbst zur westlichen Wertegemeinschaft zählen.

Ein erstaunlicher Vorgang, der auf gemeinsame Werte auch bei der Konfrontation mit Krisen hindeutet. Statt frühzeitig vom chinesischen Umgang mit dem Corona-Virus zu lernen, etablierte sich von Italien über Deutschland, Großbritannien, Frankreich bis hin in die USA der tröstliche Erklärung, die Probleme dort hätten ihren Ursprung nicht in einem gefährlichen Virus, sondern in allerlei Vertuschungen der chinesischen Regierung, in drakonischen Maßnahmen gegen die Bevölkerung und einem unzureichenden Ausbau der medizinischen Versorgung.

Käme, was nicht anzunehmen sei, dasselbe Virus nach Deutschland, nach Europa oder in die USA, würde die überlegene abendländische Gesundheitsversorgung ihm binnen kurzer Zeit den Garaus machen, so beteuerten Politiker vom deutschen Gesundheitsminister Jens Spahn über den Italiener Conte bis hin zu US-Präsident Donald Trump.

Miteinander stark


Eine Annahme, die sich als teuerster Irrtum der Geschichte herausstellen wird. In aktuellen Preisen gerechnet, ist die Corona-Katastrophe bereits jetzt absehbar kostspieliger als der gesamte Zweite Weltkrieg. Dabei ist ein Großteil der Kosten, die der nahezu weltweite Shutdown entstehen lassen wird, noch gar nicht bekannt. Und die langfristigen Verwerfungen, die die Suspendierung grundlegender Bürgerrechte in Deutschland verursachen wird, kann derzeit nicht einmal abgeschätzt werden.

Im Normalfall würden Regierungen, die solche gravierenden Fehler machen, in demokratischen Staaten aus dem Amt gewählt. Wo Menschen zu Millionen ihre Jobs verlieren, ihr Einkommen, ihre sicher geglaubte und oft hart erarbeitete Zukunft, ihre Altersversorgung und ihre Bewegungsfreiheit, verlieren sie meist auch die Geduld und die Bereitschaft, sich vertrösten zu lassen. Meist, aber nicht immer, denn aktuelle Umfragen zeigen, dass die Deutschen wie die Amerikaner sich in der Stunde der Not hinter den Regierenden versammeln. Selbst wenn es sich um dieselben Personen handelt, die durch ihr breitbandiges Versagen erst dafür gesorgt haben, dass die Krise zu der wurde, die sie ist.

Miteinander paradox



Das erscheint paradox, ist aber naheliegend. Einerseits wechselt niemand freiwillig auf der Flucht aus einem brennenden Haus die Schuhe. Andererseits teilen die Wählerinnen und Wähler in den Abendländern die grundsätzlichen Bedenken ihrer Regierenden gegenüber allen Staaten, die nicht zum eigenen Kulturkreis gehören. China-Schelte hat gerade in Deutschland eine große Tradition. Das Land, an dessen Wesen einst die Welt genesen sollte, lebt bis heute in der festen Überzeugung, immer und überall besser zu wissen, was gut, richtig und moralisch ist, wie wer am anderen Ende der Welt handeln müsste und weshalb ausschließlich deutsche Politiker und Medienschaffende berufen sind, Richtig und Falsch situativ zu erkennen und anderen entsprechende Mahnungen mit auf den Weg geben zu können.

Es ist keine Überheblichkeit, denn wer überheblich ist, hält sich bewusst für besser oder klüger als andere. Hier hingegen tritt eine so tiefsitzende Überzeugung davon zutage, dass andere dumm, unmoralisch und fehlgeleitet sind, dass es der Vorwurf der Überheblichkeit fehl ginge.

Miteinander arrogant


Wie ein britischer Kolonialoffizier vor 150 Jahren gegen einen Afrikaner nicht überheblich sein konnte, weil ein Afrikaner aus seiner Sicht einfach nicht zur selben Art gehörte, und ein ostpreußischer Gutbesitzer seine wasserpolnischen Tagelöhner selbstverständlich nicht als gleichrangige Wesen begriff, kann ein deutscher Politiker nicht dafür kritisiert werden, dass andere Sichten auf die Welt, andere Meinungen und abweichende Lösungsvorschläge für Probleme in seiner Gedankenwelt nicht vorkommen.

Sie können es nicht. Es ist eine Art adlige Arroganz, die jenem Menschenschlag sagt, er sei das Salz der Erde, der Schaum der Welt und die endgültige Essenz vieler tausend Jahre menschlicher Evolution. Berufen, zu führen, zu leiten und zu lehren, ist ihm lange vor allen anderen klar, welche Fehler wo gemacht, welche verantwortungslosen Führer anderswo sich an ihren Völkern vergangen und wie schädlich falsche Weichenstellungen für primitive Völkerschaften sind, die in wirklich  demokratischen Staaten mit einer hochentwickelten Diktaturtoleranz aber durchaus sehr segensreiche Wirkungen entfalten können.

Dort, wo die Welt so funktioniert, ist die Seife im Griff, selbst wenn sie schon lange am Boden liegt. Abschätzigkeit tarnt sich als Mitgefühl, Misstrauen in die Fähigkeiten Anderer, Fremder, versteckt sich hinter der plakativen Beteuerung,  jeder Mensch sei gleich. Man setzt überall Betreuungsbedarf voraus und sieht sich selbst stets als Betreuer, die ganze Welt ein Kindergarten und aus Lehrerzimmer erklingt Kinderlachen mit verstellter Stimme. Ein Bass soll das sein. Ein Bass.

10 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Der paßt zu der Physikerin und dem banklehrling wie der Stachel eines Coronavirus in deren Rachen.
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"Der Grund warum wir so wenige Todesfälle haben gegenüber der Zahl der Infizierten ist hinreichen zu erklären, dass wir extrem viel Labordiagnostik machen", sagt Christian Drosten, Virologe an der Berliner Charité und Regierungsberater heute Vormittag in Berlin.
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Achso? Wieviel Versorbenen sind denn vor Einäscherung oder Bestatung durch die Pathologie geschleust worden? Welche Zahlen liegen da vor?

Dumm wie sein Chefin und so ergeben. Oder wie Fragolin dichtet.

Hieß es nicht, das Corona-Virus wird auch über Fäkalien übertragen? Da müssen ja jetzt alle, die bei Merkel im Hintern stecken, ordentlich anschwitzen...

Anonym hat gesagt…

Keine Sorge, der Rest-Bundestag beschließt morgen ein Maßnahmenpaket von insgesamt 1000 Trillionen Milliarden Euro. Wenn das nicht reicht, wird noch nachgelegt. Mit sowas haben wir doch die letzten Jahre gute Erfahrungen gemacht.

Jens & Angela

Die Anmerkung hat gesagt…

https://zettelsraum.blogspot.com/2020/03/das-wars-die-kollektive-besoffenheit.html

Eine liberale Gegenöffentlichkeit in relevantem Ausmaß ist in Ländern wie Deutschland und Österreich schlichtweg inexistent. Wir sind nicht viele, sondern wenige, zu wenige. Für mich hat es keinen Sinn mehr, produzierender Teil der Blogosphäre zu sein. Deshalb ist diese bescheidene Reflexion mein letzter Beitrag für Zettels Raum.

Noricus

Die Anmerkung hat gesagt…

beim Klonovsky gefunden

"Lied des Tages von den Rolling Stones: 'I can‘t get no desinfection'." (Leserin ***)

ppq hat gesagt…

diagnostik heilt, da können die ganzen anderen länder noch schwer was von uns lernen. das hilfspaket in seinen kosmischen ausmaßen wird morgen hier thema sein. und ja, wer diese schreiberei betreibt, um die welt zu verändern, truppen zu sammeln und die verhältnisse zu begradigen, der höre lieber heute als morgen auf damit

Anonym hat gesagt…

Olle noricus kann sich grad beim Klonovsky was abschauen bzw. sich mit einem Wein zu ihm in die Loge setzen und die aufgeführte Farce lachend ausbuhen.

Anonym hat gesagt…

zu ihm in die Loge setzen ...

Bei Baphomet - der war gut!

Anonym hat gesagt…

Laschet redet wi ein Orientale mit Händen und Füßen - ein Schwindler wie eine Stürmerkarikatur

Anonym hat gesagt…

Laschet redet wi(sic) ein Orientale ---

Jaja, sowas darf stehen bleiben. Aber meine jeistreichen Bemerkungen nicht.
Einschnapp. Tücksch.

Volker hat gesagt…

"Eine liberale Gegenöffentlichkeit in relevantem Ausmaß ist in Ländern wie Deutschland und Österreich schlichtweg inexistent."

Das hat was, wenn Propagandaführer Noricus die Abwesenheit einr liberalen Gegenöffentlichkeit beklagt.
Das ist etwa so, als wenn Hitler seinen Unmut über den Antisemitismus in der SS äußerte.