Freitag, 23. Oktober 2020

Freistaat Sachsen: Die 14 Tage des Abdullah al Haj Hasan

Abdullah al Haj Hasan bei einem früheren Gerichtstermin. Foto: SZ

Juso-Chef Kevin Kühnert konnte nicht mehr länger schweigen. Was da in Dresden passierte, war so ungeheuerlich, dass selbst der "Spiegel" und die "SZ" ungeschminkt und drastisch berichtet hatten: Ein junger Mann wird nach mehr als zwei Jahren des Versuchs, ihn in die Gesellschaft zu integrieren, aus der Strafanstalt entlassen. Und beinahe das erste, was er draußen in Freiheit tut, ist zu tun, was Gefängnispsychologen schon befürchtet hatte. Er kauft sich ein langes Küchenmesser. Und sticht zwei trotz aller Reisewarnungen vor "national befreiten Zonen" und Fremdenfeindlichkeit in Sachsen nach Dresden gereiste Touristen aus dem westdeutschen Krefeld nieder.

Kühnert prangerte die Feigheit an, mit der Politik und Medien mit dem Phänomen des sich selbst radikalisierenden Einzeltäters umgehen. Die politische Linke darf den Kampf gegen Islamismus nicht länger Rassisten überlassen", forderte er zum kollektiven Tabubruch auf, sie müsse sich vielmehr "endlich mit diesem blinden Fleck beschäftigen". 

Es war wie ein Startsignal im 100-Meter-Lauf bei den deutschen Meisterschaften gegen die Islamisierung des Abendlandes. Nach Kühnert äußerte sich Habeck besorgt, auch der seit Jahren tragisch im Teufelskreis der Propaganda gefangene Internetkolumnist Sascha Lobo entdeckte plötzlich einen Freibrief für sich, einen vermeintlichen "islamistischen Radikalisierungsprozess unter Geflüchteten" zu thematisieren. Gehörte der Islam eben noch wie selbstverständlich zu einem bunten, klimaneutralen und sozial gerechten Deutschland, gilt er nun plötzlich als Auslöser für Gewalt, Tod und wachsenden Rechtsextremismus.

Mühsam wird gegengesteuert, werden die kurzsichtig zerschlagenen Scherben zusammengekehrt. Auf der Suche nach den wahren Verantwortlichen für den Mord an dem Krefelder Dresden-Besucher geht der Blick nun rituell Richtung Behörden: Wer hat versagt? Wann? Und weswegen? Welche Polizeiabteilung begünstigte den Messerkampf durch den als gefährlich eingeschätzten Gefährder? Welcher Inlandsgeheimdienst hatte ihn nicht auf dem Schirm? Und welcher lokale Politiker erlaubte das?

So schnell wie möglich muss die Zahnpasta wieder in die Tube, möglichst schnell, genug, ehe jemand die Frage stellt, wie Sicherheitsbehörden einen Gefährder "noch am Tattag beobachten" (Taz) können, nach der Tat aber zwei Wochen vergehen, ehe die Öffentlichkeit von dessen mutmaßlicher Täterschaft erfährt. Wie viele Messer hätte der junge Mann in dieser Zeit kaufen und wie viele weitere Touristen erstechen können?

Die Polizei hatte den Namen des mutmaßlichen Täters und sie hatte sein Foto, dennoch versuchte die Staatsanwaltschaft aus Rücksicht auf eine Bevölkerung, die in Teilen beunruhigt sein könnte, nicht, öffentlich nach Abdullah al Haj Hasan zu fahnden, wie es in anderen, ungleich banaleren Fällen geschieht. Sachsen ist Freistaat, Abdullah al Haj Hasan blieb frei, obwohl die Polizei zumindest eine Tatwaffe am Tatort sichergestellt hatte, also vermutlich über Fingerabdrücke des Täters verfügte und damit schon Stunden nach dem Tod des 55-jährigen Touristen wusste, wer der Mörder war.

Das Trauma des Falles Khaled Idris wirkt nach, der Ruf der Region als Heimat von Hetzjagd und der Vorwurf beständiger behördlicher "Kollaboration mit rassistischen Mördern" (Volker Beck) versetzt die zuständigen Organe in eine beständige Abwehrhaltung. Nicht einmal der Generalbundesanwalt wurde von "Sachsens Behörden" (Der Spiegel) über den möglichen islamistischen Hintergrund der "Messerattacke" (DPA) informiert. Erst nach der - offenbar ein zufällig erfolgten - Festnahme von al Haj Hasan in der Dresdner Innenstadt zog die Bundesanwaltschaft das Verfahren an sich.

Bislang aber ist das die einzige Bundesebene, die sich für den "dreisten Mörder" (Focus) interessiert.  Zwar sind islamistische Anschläge im Ausland heute für die versammelte deutsche Spitzenpolitik kein Anlass mehr, wie früher zu einem Fototermin an den Anschlagsort zu pilgern, doch üblicherweise wird wenigstens ein altbewährter bewährter Trauer-Tweet kopiert und elektronisch abgeheuchelt. 

Nicht so im Fall Dresden, hier blieb es bundesweit still, abgesehen von einem kurzen Anlauf zum Versuch, eine schon Dutzende Mal geführte Abschiebungsdiskussion wiederaufleben zu lassen. Die Schuldfrage immerhin gilt unterdessen als geklärt: Abdullah al Haj Hasan hat die Tatwaffen trotz Überwachung gekauft. Der von ihm begangene Mord ist damit quasi keine islamistische Tat mehr, die aus der Unfähigkeit der Politik resultiert, ein seit Jahren unübersehbares Problem auch nur zu diskutieren. Sondern ein klarer Fall von Behördenversagen, wie er für das dunkeldeutsche Sachsen eben leider typisch ist.

 


22 Kommentare:

Hase, Du bleibst hier.. hat gesagt…

So einfach nur abstechen ist ja nun Tagesgeschäft. Eine Enthauptung allerdings bringt richtig Konfetti. Also, liebe Messermänner, demnächst direkt in den Baumarkt.

Interessant wäre zu erfahren, wie viele Leben seit 2015 durch Migrantenhand frühzeitig beendet wurden. Ein tolles Talkshowthema.

Arminius hat gesagt…

Kühnert ist meines Wissens selber schwul und wenn in Dresden ein Schwulenpärchen abgestochen wird, weil es sich nicht shariakonform verhält, kann er nun auch beim besten(?) Willen eine Bedrohung für sich selbst durch wildgewordene Allahkrieger nicht mehr ausschließen.

Anonym hat gesagt…

Das phantasievolle Attribut 'dreist' für den Schlächter hat Focus nur noch im Titel der Seite, aus dem Seitentext wurde es vermutlich bei Dienstbeginn eines nüchternen Redaktionsmitgliedes gelöscht.

Debattensimulation mit Friedrich:
Und auch Friedrich Merz, Kandidat für den CDU-Vorsitz, fragte im "Spiegel": "Warum ist dieser islamistische Syrer nach Verbüßung seiner Haftstrafe nicht in Sicherungsverwahrung genommen oder abgeschoben worden?"

Frag mal Deine Kanzlerin und nicht Spiegel. Aus dem gleichen Grund, aus dem dieses kleine Blutbad in der Provinz unter den Teppich gekehrt werden sollte.

ppq hat gesagt…

kühnert hat kein wort zu dresden verloren. er ist noch bei paris. alles andere sind die hier üblichen falschnachrichten, die im sinne moderner poesie zum nachdenken anregen sollen

Anonym hat gesagt…

Der Helge hat das nötige getwittert, um Nazi-Kühnert zurechtzustutzen.
https://twitter.com/helgelindh/status/1319288859050401794

Anonym hat gesagt…

Helge L. ist ein Prachtexemplar. Für's Archiv:

Angesichts der Mordtat von #Dresden ist zuerst mit den Angehörigen zu trauern. Als nächster Schritt ist nicht eine Abschiebungsdebatte, sondern kluge Prävention gegen religiös begründete Radikalisierung und Extremismus Gebot der Stunde. Er radikalisierte sich in Deutschland.

Er sitzt sicher schon im Zug Richtung Krefeld, wo mit den Angehörigen zu trauern ist.
Die kluge Prävention muss er wegen seiner diversen mentalen Prädispositionen aber leider anderen überlassen.

Die Anmerkung hat gesagt…

Kühnert soll man in WG mit Rezo oder noch viel schlimmer verlebt haben. Las ich mal im Internet.

@ppq

In diesem Internet las ich auch, dieser sibirische Hitler, den Putin nie hätte ausreisen lassen, wenn seine staatlichen Behörden den hätten vergiftet, sagte Putin gestern, also dieser Größenwahnsinnige, was ihn auf eine Stufe mit Merkel stellt, sei in Wirklichkeit mit Nowijoke vergiftet worden, was noch viel schlimmer ist als dieses andere Zeugs, wo sie beim Spiegel trinken.

Vielleicht ist das aber auch nur diese zeitgeistige Poesie, die mich das denken läßt.

Die Anmerkung hat gesagt…

@ppq

>> kühnert hat kein wort zu dresden verloren.

Aha. Soweit reicht also dessen Denke auch wieder nicht. Hatte ich mir fast gedacht.

Anonym hat gesagt…

https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2020/helge-lindh-mit-wumms/

siehe auch :

https://archive.org/details/pannemann-helgalindt

Anonym hat gesagt…

>> Neunzehnhundertvierundachtzig 23. Oktober 2020 at 10:31
Gut beobachtet, Herr Gärtner. Massen sind immer noch schwer auf Spur zu halten. Södolph’s Uhr ist auf „Fünf vor Zwölf“ stehen geblieben. Der Mann braucht wahrlich keine Uhr mehr. <<


Teils zynische Belustigung, teils Sodbrennen erregend: Godwins Gesetz, zuzüglich Deppenapostroph. Toiletten 20 m link's.
Wobei Godwins Gesetz - in strengem Sinne - bei Pipi nicht ganz zutrifft, da hüpft Adolf, mit f natürlich, oft schon beim ersten bis dritten Kommentar aus dem Sack.
Nebenbei: Massen sind durchaus recht leicht "auf der Spur zu halten."

Volker hat gesagt…

"Interessant wäre zu erfahren, wie viele Leben seit 2015 durch Migrantenhand frühzeitig beendet wurden"

Für die Abschätzung bietet das BKA einige Handreichungen.

Kriminalität im Kontext von Zuwanderung - Bundeslagebild 2019
Fallkonstellation: Zuwanderer tatverdächtig – Opfer deutsch:
Im Bereich Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen fielen 112 Deutsche einer Straftat zum Opfer, an der mindestens ein tatverdächtiger Zuwanderer beteiligt war (2016: 86).
13 Opfer wurden dabei getötet.
Fallkonstellation: Deutscher tatverdächtig – Opfer Asylbewerber/Flüchtling:
... Kein Opfer wurde getötet.

Kriminalität im Kontext von Zuwanderung - Bundeslagebild 2019
Fallkonstellation: Zuwanderer tatverdächtig – Opfer deutsch:
Im Bereich Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen fielen 138 Deutsche einer Straftat zum Opfer, an der mindestens ein tatverdächtiger Zuwanderer beteiligt war (-40 %; 2018: 230).
Davon wurden 27 Personen Opfer einer vollendeten Tat (2018: 102).
Fallkonstellation: Deutscher tatverdächtig – Opfer Asylbewerber/Flüchtling:
Im Bereich Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen wurden 53 Asylbewerber/Flüchtlinge Opfer von Taten, an denen mindestens ein Deutscher beteiligt war (+61 %; 2018: 33).
Davon wurde eine Person Opfer einer vollendeten Tat.

Zusammenfassung:
Im Tötungswettbewert Mordsuchende gegen Deutsche haben die ersteren im Jahr 2017 mit 13:0 gewonnen, im Jahr 2019 mit 27:1.
Herzlichen Glückwunsch!

Anonym hat gesagt…

Ich frage mich, ob Lutz Bachmann vielleicht der Messias ist.

Volker hat gesagt…

"Abdullah al Haj Hasan blieb frei, obwohl die Polizei zumindest eine Tatwaffe am Tatort sichergestellt hatte, also vermutlich über Fingerabdrücke des Täters verfügte und damit schon Stunden nach dem Tod des 55-jährigen Touristen wusste, wer der Mörder war."

Lt. BILD verhält es sich so:

Wie BILD erfuhr, wurde am Küchenmesser zwar keine DNA gefunden, doch Experten des Landeskriminalamtes Sachsen fanden DNA-Spuren am Tatort, die zu einem Treffer in der Polizeidatenbank führten.

Till Sitter hat gesagt…

Was soll auch dieser Kuschelkurs mit den Tätern? Unsere Haftanstalten sind doch gar keine Strafe für solche Typen. Wer in meinem Haus die Gastfreundschaft missbraucht, fliegt rigoros raus und kommt nie wieder rein. Ist ganz einfach. Im Übrigen zeigen solche Typen schon von vornherein ihre Gesinnung und ich würde sie gar nicht erst in mein Haus lassen.

Anonym hat gesagt…

Till Sitter hat gesagt...

Was soll auch dieser Kuschelkurs mit den Tätern? Na, was wohl? Relocation und resettlement? ---- Ist ganz einfach --- Bitte? Hier wäre der Konjunktiv wohl besser und eher angebracht ---

Halbgott in Weiß

Anonym hat gesagt…

tapfer agitiert die 3sat "kulturzeit" gegen PEGIDA , berufsbetroffene Stadtantifantisten erklären dem Zuschauer das Phänomen .

Anonym hat gesagt…

>> Barackler 23. Oktober 2020 at 20:23
„Grund für Messer-Attentat von Dresden ist Staatsversagen!“
Unter Versagen verstehe ich, dass jemand will, aber nicht kann. <<

Für einen Pipi schon erstaunlich nahe dran. Weiter wird er wohl aber nicht kommen, was gilt's? Hiob 1.11

Halbgott in Weiß

ppq hat gesagt…

@volker: höchst bemerkenswert. hat er also das messer abgewischt? oder handschuhe getragen? weitsichtiger kerl

Der lachende Mann hat gesagt…

Schier unerschöpflich ist das Füllhorn deutscher Volksweisheiten zum Thema Gesundheit.

Illustriertes Schmuckblatt an der Wand des Wartezimmers beim Kardiologen: "Wenn's Arscherl brummt, ist's Herzerl g'sund."

Nein, pardon, falsche Seite aufgeschlagen. Das hier: "Alle Wünsche werden klein gegen den: gesund zu sein." Das hing, hübsch gerahmt, auf dem Flur eines Krankenhauses in B., wo ich das Wochenende verbrachte in banger Erwartung der Histologie ... - na, lassen wir das. Ging gut aus. Aber ich kann allen versichern: Dieser zweite Spruch stimmt. Reine Wahrheit ist das.

Zum Thema: Der Staat sollte diesen Typen beschlagnahmen, HLA-typisieren und international versteigern. Das würde auch allen Leugnern den Wind aus den Segeln nehmen: den Leuten, die leugnen, daß die Zuwanderer wertvoller als Gold sind. Es würde die Richtigkeit dieser Behauptung beweisen.

Der lachende Mann hat gesagt…

lieber PPQ, vorhin standen hier 20 Kommentare, jetzt sind es nur noch 19.

Ist mit dem letzten was passiert? Wurde er abgeholt?

ppq hat gesagt…

der fiel unter das verbot, die ostküste für alles verantwortlich zu machen

Gernot hat gesagt…

Aber so ein Täter bedarf doch der Hilfe!