Mittwoch, 11. November 2020

Endkampf gegen Trump: Es muss nicht stimmen, nur gut klingen

Die offizielle Statistik des US-Energieministeriums bedeutet für ein Leitmedium wie den "Focus" vor allem, dass man sich dann eben ausdenken muss, was man an Argumenten braucht.


Alle Hoffnungen ruhen nun auf den Biden, Joe und Kamala. Den Weltfrieden müssen sie zurück bringen, die seit Jahren vollkommen verschwundene Uno wiederbeleben, das Weltklimabkommen reparieren, China und Russland mit Gesprächen besiegen und Europa wieder stärker partnerschaftlich einbinden. Vielleicht könnte das schon fast zu viel sein, selbst für ein politisches Schwergewicht wie den im Wahlkampf immer wieder so leichtfüßig allerlei Treppen heruntertänzelnden Joe Biden mit seiner politischen Erfahrung, die noch aus den Tagen des Vietnamkriegs stammt.  

Traumpaar für den Energieausstieg

Vorsicht! Nun nicht gleich überziehen! Warnt das Münchner Nachrichtenmagazin Focus vor zu viel Euphorie angesichts einer Situation, die das neue Traumpaar im Weißen Haus nicht nur dem solidarisch hinter der Demokratischen Partei stehenden Europa gegenüber verpflichtet. Sondern auch dem einen oder anderen amerikanischen Wähler, der vielleicht doch gern so great bleiben möchte wie er sich seit Trump fühlt.

Dass Biden bereits vor seiner Amtseinführung als Heilsbringer der weltweiten Klimabewegung gepriesen wird, liegt auch an der Politik des noch amtierenden Präsidenten Trumps", gibt Deutschlands süddeutsch-konservative Antwort auf die "Biden-Post" aus Hamburg zu bedenken. Trump habe den Klimawandel "bekanntermaßen für einen Schwindel“, gehalten, sei aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten und statt wie Deutschland den schnellstmöglichen "Energieausstieg" (DGB) anzustreben, "befreite er die amerikanische Energiewirtschaft von lästigen Umweltauflagen und etablierte die USA insbesondere durch klimaschädliche Fördermethoden wie dem sogenannten Fracking als weltweit größten Erdöl-Produzenten" (Focus).

Nun aber Klimaschutz vor Jobs

Das klingt nun beinahe wie die zweite "Katastrophe des 20. Jahrhunderts", wo doch die bundesweiten Abnehmer der Schnellgerichtskommentare aus den Schreibmaschinengewehren des spd-nahen Reichsnachrichtendienstes mit der großen Corona-Pandemie ausdrücklich gerade erst die erste Katastrophe des 20. Jahrhunderts" verdaut hatten. Doch der "Focus" weiß es ganz genau: "In der Entscheidung zwischen Nachhaltigkeit und Arbeitsplätzen war Trumps Haltung stets eindeutig: Jobs vor Klimaschutz - oder anders ausgedrückt: America first." Skrupellos, so zumindest steht es da, machte der Klima-Leugner die Ölindustrie groß. Und vor allem das Fracking hatte es ihm angetan, denn das ist bekanntlich noch viel umweltschädlicher als die normale Öl-Sauerei.

Tragisch fast, dass das alles gar nicht stimmt, wo es doch so hervorragend zusammenpasst. Aber leider war es nicht Donald Trump, der die Vereinigten Staaten zum Öl-Selbstversorger machte. Sondern das Duo Obama/Biden, mit dessen erster Amtszeit der sagenhafte Aufstieg der USA zur Ölfördernation Nummer 1 begann. Obama und Biden stellten Bohrgenehmigungen schneller aus, sie waren unkomplizierter zu erlangen und während er und sein Vize Reden darüber hielten, dass Amerika sich unbedingt aus der Abhängigkeit vom schwarzen Gold befreien müsse, steigerte die einheimische Ölindustrie die Fördermenge von fünf Millionen Barrel im Jahr 2008 auf fast neun Millionen im letzten Obama-Biden-Amtsjahr 2016. 

Obama, der Ölprinz

Seitdem kamen weitere drei Millionen Barrel am Tag hinzu, doch bei den Vorlaufzeiten der Planungen in der Ölindustrie, die in der Regel von der Erkundung und Erschließung bis zur Produktion bei bei mehreren Jahren liegen, verdankt sich auch dieser Zuwachs nicht den Anstrengungen des gegenwärtigen, sondern denen des künftigen Präsidenten.

Der ist ein regelrechter fracking boy, der die Erfolge beim Aufbohren der amerikanischen Ölindustrie auch schon im Ausland zur Nachahmung empfohlen hat. Noch unter George W. Bush wurden in USA gerade mal 26.000 Fracking-Bohrlöcher betrieben. Kurz bevor Trump 2016 ins Amt kam, waren es dann bereits 300.000, mehr als die Gesamtzahl aller Bohrungen auf US-Boden im Jahr 2000. Damals waren etwa 102.000 Barrel Öl pro Tag gefrackt, weniger als zwei Prozent der gesamten US-Ölförderung. Als Obama und Biden abtraten, lieferten Frackinganlagen mehr als 4,3 Millionen Barrel am Tag, alles in allem etwa 50 Prozent der gesamten Ölproduktion der Vereinigten Staaten entspricht.

Biden und Big Oil

Leitmedium zu sein, heißt aber eben auch, Fakten ausblenden können, wenn sie der eigenen Argumentation störend im Wege stehen. Wie die deutschen Medien insgesamt hat der "Focus" die Rollen im Böse-Buben-Spiel ums Weiße Haus, den Weltfrieden und den Sieg über die Corona-Pandemie nun eben mal anders besetzt. Nicht Joe Biden, in dessen Zeit als Vizepräsident der fantastische Aufstieg des Fracking fiel, ist für das Comeback von big oil verantwortlich, sondern Trump, dem ja auch die Entstehung der AfD, der islamistische Terror, die Pandemie, die kommende Klimakatastrophe und Russland, China sowie die anhaltenden Probleme in Afrika und Südamerika zugeschrieben werden.

Das zwinge "nun seinem Nachfolger in einen altbekannten Spagat: Biden muss die auf fossile Brennstoffe abgerichtete US-Wirtschaft ins Zeitalter der Klima-Neutralität führen und darf dafür kurzfristig nicht zu viele Arbeitsplätze opfern", empfiehlt der "Focus" eine gründliche Wäsche, bei der niemand nass werden sollte. In Deutschland werden den Haushalten in diesen Tagen gerade die neuen Preislisten für Erdgas zugestellt, dank der ab 1. Januar geltenden CO2-Steuer mit geradezu atemberaubenden Aufschlägen von zwölf bis 15 Prozent.

Für dieses Thema war im Magazin allerdings noch kein Platz.


4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Beim Thema Klimaschutz kann man sehr deutlich den Pinschergrößenwahn erkennen, der im besten aller Schlands aktuell die gefährlichste Pandemie ist.

Da meinen 90% der Wahlberechtigten eines 80Mio-Völkchens doch glatt, sie würden die 7Mrd-Welt an ihrem Wesen genesen lassen, wenn sie in ihrem bunten Schrebergärtchen Kohle und Atomkraft verteufeln und zu mittelalterlichen Windmühlen zurück kehren.

Aber immer noch versetzt der naive Glaube Berge. So wachsen die schicken neuen E-Mobile alle umweltfreundlich wie Äpfel auf Bäumen und werden nicht etwa ressourcenintensiv produziert. Da wird mal wieder schöngemalt, was der Selbstbetrugspinsel hergibt und alle sind happy, weil so weltrettend supigut.

Seltsam, wie kinderleicht 9 von 10 angeblich mündigen Bürgern sich zu Tagträumertrotteln umstylen lassen. Fantasialand über alles, über alles in der Welt.

Es muss nicht stimmen, nur gut klingen.

Dann rennen fast alle den Rattenfängern nach.

Die Anmerkung hat gesagt…

>> Alle Hoffnungen ruhen nun auf den Biden, Joe und Kamala. Den Weltfrieden müssen sie zurück bringen

Ich dächte, das ist Deutschlands Domäne, Weltrettung, Weltfrieden, Klimarettung und und so. Wozu haben wir denn die Bundeswehr, die derzeit mangels Klima ersatzweise an der Coronafront kämpft?

Anonym hat gesagt…

Am besten wäre doch erstmal ein Nobelpreis für die Biden, weil sie den Trumpnazi besiegt haben.

Auch gefällt mir der Ton bei Focus nicht. Wochenlang Euphorie um creepy sleepy Joe und seine First Lady Kamala und jetzt klingt es, als würde das Paradies nicht wie versprochen ausbrechen? Hallo??

ppq hat gesagt…

ja, das besorgt mich auch