Dienstag, 3. November 2020

Geschäftsmodell Trump: Was soll nur werden ohne ihn?

Es mischt sich Trauer in den Abschied: Mit Trump endet für tausende deutscher Journalisten ein Berufsleben voller Spannung, voller Spaß und voll risikolos erfundener Geschichten.

Für die deutschen Medien war Donald Trump ein Gottesgeschenk, ohne ihn wären in der vergangenen vier Jahren einsam gewesen, eine Ära ohne zündende Geschichten, ohne Skandale, Verbrechen, Betrug, gesellschaftliche Spaltung, den Niedergang Amerikas und die neue Selbständigkeit eines Europa, das sich endlich frei macht von der Bevormundung aus Washington. 

Von der Stunde an, in der Trump sein Büro im Weißen Haus bezog, entstand in Deutschland eine neue Spielart des Journalismus, der das Werk seiner Feder ganz und gar dem US-Präsidenten verschrieben hat. Dieses "Trumping" bezeichnet eine Art der Berichterstattung, die jedweden Anlass nutzt, eine zuvor feststehende Botschaft an Frau und Mann zu bringen. Das ähnelt der Praxis von Sonntagspredigten, orientiert sich aber zugleich auch an der kommunistischen Klassenkampfschule: Was immer der Kapitalist tut, macht und treibt, es muss dem klassenbewussten Journalisten Anlass sein, darzustellen, dass die letzte Phase des faulenden und nurmehr parasitäten Kapitalismus angebrochen ist. 

Vier Jahre Trump-Dämmerung

Genauso brach die Trump-Dämmerung in den zurückliegenden 1.436 Tagen genau 1.437 Mal aus. Der "Spiegel" lebte monatelang ausschließlich von einer Trump-Diät. Zwischen seiner Wahl im November 2016 und den Weihnachtstagen 2018 zierte Trump sagenhafte 31 Spiegel-Titelbilder. Ein Weltrekord, mit dem er Helmut Kohl und Angela Merkel, aber auch Adolf Hitler, die anderen drei ambitionierten Covermodelle, deutlich distanzierte. Seitdem hat er ihn ausgebaut: Im gesamten Jahr 2020 kam der "irre" (FR) und "wahnsinnige" (Spiegel) "Hassprediger" (Steinmeier) und "Kriegstreiber" (taz) immer noch auf stolze sieben Titelseiten. Er liegt damit gleichauf mit der anderen großen Menschheitsbedrohung, dem Corona-Virus.

Da bricht ein ganzes Geschäftsmodell zusammen.

Die Frankfurter Rundschau pflegte, wenigstens, so lange die schwindenden Kräfte reichten, einen Trump-Rücktrittsblog mit den allerschlimmsten Verfehlungen. Und die ZDF-Wochenshow, eine Art "Sendung mit der Maus" für das volvo-linke Klimabürgertum, startet traditionell jede einzelne Ausgabe mit zehn monothematischen Trump-Minuten. 

Imitatoren auf Kreuzzug

Im schreibenden Berufsstand ist eine neue Art von hochemfindlichen Spezialisten entstanden. Journalistenimitatoren wie Brinkbäumer, Doemens, Jakob Augstein, Georg Restle, Stefan Kornelius, Damir Fras und andere entdeckten den US-Präsidenten als Lebensthema, Endgegner und Mission. Hat er was gesagt? Über Schweden vielleicht? Empört Euch, ihr Narren! Sie produzierten Tag für Tag anlassangepasst denselben Text, der die Deutschen Mores lehrte darüber, was für ein Glück sie mit ihrer liebenswerten und klugen Kanzlerin haben. Das Publikum, vor lauter Kampfeseifer mit keiner Silbe informiert über Trumps Erfolge etwa in der Wirtschaftsauseinandersetzung mit China, bei der Befriedung des Nahen Ostens und der Einhegung des mordkoreanischen König Kim, dankte es mit Gefolgsamkeit. 

Noch nie war ein US-Präsident in Deutschland unbeliebter als Trump, noch nie urteilten Deutsche so herablassend über Amerikaner insgesamt. Und noch nie war der sorgsam gezüchtete Anti-Amerikanismus so hoffähig wie heute. Zeitweise bestanden 37,4 Prozent des Inhaltes deutscher Nachrichtenmagazine und Nachrichtensendungen aus Beiträgen, die sich entsetzt, empört und erschüttert mit den unsäglichen Untaten des US-Präsidenten beschäftigten und sein spalterisches Treiben engagiert anprangerten.

Auch bei den Abschiebungen versagte Trump komplett.

Ausgerechnet der nahende Sieg über den Demiurgen bedroht nun allerdings das lukrative Geschäft mit dem Hass auf Trump und alles, wofür er steht. Zwar hat der "Spiegel" seine allwöchentlichen Attacken auf den Präsidenten schon vor Monaten eingeschränkt und selbst die Frankfurter Rundschau, die sich auch wegen geldmangelbedingt fehlender Alternativen zeitweise eigentlich hätte in "Trump-Rundschau" umbenennen müssen, setzte zuletzt nicht mehr ausschließlich auf radikale Abrechnungen mit den Verfehlungen des "Hasspredigers" (Steinmeier), wie sie sich aus Hessen gesehen darstellen. 

Vor Jahren der großen Dürre

Doch glückt das große Unterfangen, Trump die Wiederwahl zu verwehren, wird eine große Dürre folgen. Einige Monate vielleicht wird man noch schwadronieren können vom amerkanischen Bürgerkrieg, vom Untergang der republikanischen Partei, von Prozessen gegen Trump und von all den Umweltwohltaten, mit denen der greise Joe Biden den atlantischen Graben zuschütten wird. Danach aber ist Schluss, will man nicht von ARD und ZDF bis SZ, Taz, Spiegel und FAZ unwägbare Risiken eingehen und aktuelle Reportagen aus dem krisengebeutelten Deutschland im Vorfeld der Bundestagswahl im nächsten Jahr senden. 

Trumps Abgang trifft die Branche in einem Moment, der ohnehin bedrohlich ist. Das Vertrauen der Leser ist weg, die Brieftaschen sind zu. Auch die Strategie, im Internet mit dicken Eiern, Blut und einem bunten Zirkus aus Prominentendarstellern Quote zu machen, ist gescheitert.  Außer Trump ist da nicht viel und es kommt auch absehbar nichts nach. Das nationale Personal für politische Gefechte ist ermattet, die führenden Freunde in den europäischen Nachbarstaaten kennt niemand, die EU-Chefetage gilt allgemein als vollkommen irrelevant und uninteressant. 

Hoffnungen auf Joe Biden, den kommenden Mann im Weißen Haus, macht sich in der Trump-Branche auch kaum jemand. Der fragile Politrentner wirkte schon im Wahlkampf wie ein Greis, dem man medial über die Straße helfen muss, damit er nicht sofort unter die Räder kommt. Als gemeinschaftsspendendes Hassobjekt kommt der 77-Jährige nicht infrage. Andere Politiker aber gibt es in den Vereinigten Staaten nicht, zumindest nicht nach Maßgabe der Berichterstattung der vergangenen vier Jahre, in denen Donald Trump alle Rollen gleichzeitig spielt - den Irren, den Schrecklichen, den Bedrohlichen und den Betrügerischen. 

Ohne schnelle Wachablösung drohen Arbeitslosigkeit, Depressionen und Notberichte über Putins Verbrechen, Bolsonaros Ungeheuerlichkeit und Orbans Frechheiten gegenüber der Wertegemeinschaft. Womöglich träte der schlimmste Fall ein und Staaten wie Japan, Australien, Kanada oder Mexiko müssten in der Auslandsberichterstattung wieder berücksichtigt werden.

Dank Trump konnte die Auslandsberichterstattung deutscher Medien in den vergangenen Jahren komplett auf die USA zugeschnitten werden.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Europa wurde mit einem weiteren Terroranschlag "bereichert".

Diesmal gab es ein Massaker in Wien.

Und ausgerechnet bei jenen, die beim Migrantenimport wie von Sinnen "weiter so!" grölen, ertönen jetzt wieder die üblichen Betroffenheitsarien und Kondolenzlitaneien.

Es ist nur noch widerlich, wie eine Bande Politiker und ihre Hofberichterstatter samt Gefälligkeitsmedien Wahrheiten vertuscht oder verdreht. Noch schlimmer jedoch ist die erbärmliche Dummheit derjenigen, die diesen Rattenfängern glauben, sie seien Heilsbringer.

... und gegen menschliche Dummheit kämpfen bekanntlich sogar Götter vergebens.

Was soll nur werden mit solchen scheinmündigen Bürgern?

Anonym hat gesagt…

Kurzfazit nach vier Jahren: Aus der Lautstärke des Geheuls kann man leicht ableiten, dass ihnen Trump richtig wehgetan hat. Es klang vier Jahre lang, als hätte ihnen jemand einen glühenden Eisendildo hochkant reingerammt, zum Vergnügen des abgeklärteren Publikums.
Applaus, zum Abschied singen alle den Schneewalzer.

Die Anmerkung hat gesagt…

Wenn das ein Geschäftsmodell war bzw. ist, müßten die alle ihr Endleben wegen Insolvenzverschleppung im schweren Fall auf Zellentrakt IV rechts in verschärfter Festungshaft absolvieren.

Die Anmerkung hat gesagt…

Kein Geschäftsmodell ohne Ausnahmen. Uns Fefe berichtet über eine heldenhafte.

"Aber das ZDF hat Marietta Slomka, die alleine mehr Unabhängigkeit demonstriert hat als der Rest von ARD und ZDF zusammen."

https://blog.fefe.de/?ts=a15f7670