Sonntag, 7. Februar 2021

Trumps Erbe: Wohin mit dem Müll?

Abschied eines großen Unterhaltungskünstlers: Trump ist weg, aber was wird aus seinen Fans?

Das Ende kam dann unerwartet schnell und es war unheimlich still. Kein Belagerungszustand am Weißen Haus, kein Präsident, der mit der Flinte im Anschlag seine Ausquartierung verhindern will wie es das frühere Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" im letzten Titelbild der heute schon historischen Trump-Serie imaginieren lassen hatte. Nach vier Jahren im Amt räumte der "Hassprediger" (Steinmeier) und "Irre" (FR) das Feld wie ein ganz normaler abgewählter Politiker. Einmal noch winken und ab ins Exil in Florida.  

PPQ-Kollegin Svenja Prantl, nicht verwandt oder verschwägert, aber in ihren vielgelesenen Kolumnen auf PPQ immer auch eine Freundin klarer Positionen, warnt nun vor einem Vergeben, Vergessen und Verharmlosen des momentan etwas aus dem Fokus gerutschten Millionenheer der Donaldisten. Wer deren nicht Herr werde, sondern sie publizistisch ausblende, wer sie wegschweige, statt weiterhin die so dringend notwendigen alarmierenden Reportagen aus dem rust belt zu bringen, versündige sich an der  Welt, die wir von unseren Kindern nur geliehen haben, schreibt sie.


Svenja Prantl.
S
eit der Flucht des großen Demiurgen aus dem Weißen Haus klafft eine bemerkenswerte Lücke in der Berichterstattung der deutschen Medien, für die plötzlich überhaupt nicht mehr von Bedeutung zu sein scheint, was in den USA geschieht, was an Dekreten unterzeichnet und was an spaltenden Beschlüssen verabschiedet wird. Es ist, als habe es Trump nie gegeben und als sei mit seinem Abschied der Frieden zwischen allen Völkern auf der Welt wieder eingekehrt. Keine Schlagzeilen zum Corona-Desaster. Keine Meldungen über Korruption. Keine raketenhaft steigende Verschuldung. Keine Wirtschaftsprobleme.

Von einem Tag auf den anderen haben sich die Vereinigten Staaten aus einem Sorgenkind der Europäer in ein Reich nachhaltiger Prosperität verwandelt. Sie machen wieder beim Klima mit. Sie haben die Grenzen nicht geöffnet, sondern noch ein bisschen mehr geschlossen, aber das hat Europa auch. Biden hat Europa auch noch nicht wegen der Nato angezählt. Und mit China keinen Waffengang begonnen. Die beste aller Welten ist angebrochen, glaubt man deutschen Großredaktionen. Keine Konflikte mehr. Einigkeit an allen Fronten.

Wenn nur die 70 Millionen nicht wären, von denen nun niemand mehr weiß, wohin mit ihnen. Selbstverständlich wird Joe Biden "das Land heilen" (DPA), aber die, die sich nicht heilen lassen wollen - was soll mit denen geschehen? Außer, dass sie keine Erwähnung mehr finden? Wohin mit den gefährlichen Typen aus rust belt? Wohin mit den bewaffneten Horden, die den traurigen Putsch mit den Büffelhörnern angezettelt hatten?

In der neuen Normalität nennen des deutschen Blicks auf Amerika ist für sie alle jedenfalls kein Platz.  Donald Trump war das Gesicht dieser unerklärlichen Cro-Magnons, auch wenn der "Milliardär" (Spiegel) nach einer aktuellen Stil-Kritik der Süddeutschen Zeitung versuchte, sich mit einem "Typ Frau" (SZ) zu umgeben, der so blond, so schlank und so physiognomisch einheitlich war, dass ein gemeinsamer Aufmarsch eine "wie geklont wirkende Cheerleader-Truppe" (SZ) gezeigt hätte, mit  "attraktiven Gesichtern, als hätte man sie sich zurechtgeschnitzt."

Hinter dem schönen Schein der "optisch zutiefst eintönigen Präsidentschaft" versteckten sich die Monster, aus denen nicht nur Trumps Twittergefolgschaft, sondern auch seine Wählerschaft bestand. Rückwärtsgewandte Ewiggestrige, durchdrungen vom Glauben an fake news und Verschwörungstheorien, die - das ist keine Verschwörungstheorie - seit einem entsprechenden Verdikt der Bundesworthülsenfabrik korrekt als "Verschwörungserzählungen" zu bezeichnen sind. Menschen aus der "Unterschicht" (DPA), denen mit dem 45. Präsidenten die Stimme verloren gegangen ist, die forderte, Frauen sollten sich gefälligst wie Frauen kleiden, ungeborenes Leben solle nicht abgetrieben und die Grenze zu Mexiko mit einer Mauer gesichert werden. 

Die Frage ist auch im zweiten Biden-Monat offen. Noch hat der neue Präsident den drop outs des american dream kein konkretes Integrationsangebot gemacht, noch gibt es auch keine Pläne für Umerziehungslager oder Überlegungen, ausgewiesene Trump-Fans genau wie ihr Idol von künftigen Wahlen auszuschließen. Dass Twitter, Youtube und Facebook die Hetzkanäle der Feinde der offenen Gesellschaft weitgehend stillgelegt haben, ist hilfreich, aber kein Patentrezept. So lange sich die Trump-Anhänger ungestört in ihren Verschwörungserzählungen suhlen dürfen und sich dabei immer weiter radikalisieren, bleibt der Trumpismus eine latente Gefahr für das Wohl der Welt.


2 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Svenja ja überzeugt vor allem und erstmal mit ihrer Haltung, meistens Körperhaltung, auch wenn sie nicht verwandt oder verschwägert ist.

Der von solchen Typen angerichtete Gesellschaftsmüll als Prinzip katholische Kirche. Hoffnung wird es richten. Nur für ganz viel Druckgeld bei Springer.
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Wer hofft, hat schon verloren. Man frage den HFC-Kenner.

Hase, Du bleibst hier ... hat gesagt…

Ein gutes Staatsoberhaupt, ohne taktisches, moralistisches Denken, nur seinem Volk und Wählern und dem Verstand verpflichtet. Weltgemeinschaft ist ein Lügenkartenhaus. Ich mochte Donald - auch wenn ich nie auf seinen Plätzen spielen werde.