Sonntag, 16. Mai 2021

Jederzeit umfallbereit: Wohlfühlmarsch ins Traumland

Jederzeit umfallbereit: Das V in Union steht für Vertrauen und Verlässlichkeit.


Das C in CDU steht traditionell für "Corona", denn die Union ist die Vereinigung der Pandemiegegner, deren Hoffnungen für die Bundestagswahl im Herbst nicht auf einem Kandidaten oder einem Programm ruhen, sondern auf dem Umstand, dass die "Durchimpfung" (DPA) Deutschlands bis dahin so große Fortschritte gemacht haben wird, dass all die schlechte Laune, das Gemecker über "Impfdesaster" (Welt) und "Staatsversagen" (Spiegel) vergessen und vergeben sein werden. Vor die Wahl gestellt, ein Kreuz bei den Grünen zu machen, von denen man nicht weiß, aber ahnt, was sie anzurichten in der Lage wären, oder doch wieder bei der CDU, bei der es zumindest viel langsamer abwärts gehen wird, könnte manche auf die Idee kommen, dass Armin Laschet dafür genau der Richtige wäre.

Laschets letzte Hoffnung

Wendig, stets in der Lage, Gewissheiten unerwartet über Bord zu werfen und in der großen Tradition nicht nur von Helmut Kohl, sondern auch der Bündnisse mit der SPD jederzeit umfallbereit, rüstet sich die letzte alte Volkspartei in diesen Tagen für den Endkampf gegen die erste neue, geboren aus euphorischen Medienhymnen und Umfragen, die deren Lesewert für viele Bürgerinnen und Bürger prompt bestätigen. Kommt es wie verabredet, wird man das nächste Stück Weges zusammen gehen, die Grünen nach vorn drängend  aus dem zweiten Glied, die Union züchtig ein Bremsen simulieren, wo es um Kernfragen wie die geht, ob der Braunkohleausstieg auf 2035 vorgezogen werden kann oder auf 2033 und ob Klimaneutralität nicht erst 2050, sondern schon 2045 oder 2041 oder 2038 erreicht sein soll.

So viele Jahre  noch und doch so wenig Platz, Termine  zu verschieben. Je früher heute schon festgelegt wird, wie viel früher morgen und übermorgen klimagerecht, nachhaltig, mobilfrei und regional gelebt werden soll, desto weniger Verfügungsmasse für die Beschleunigung der endgültigen deutschen Klimarettung bleibt für später übrig. Gesetzt den Fall, die kommende schwarz-grüne Bundesregierung würde den Ausstieg aus allem auf das Ende ihrer Amtszeit festlegen, wäre für kommende Bundesregierungen und -Parlamente gar nichts mehr zu tun übrig - die Bundestagswahl 2025 würde zur Farce, eine potemkinsche Abstimmung am Ende aller Tage.

Hoffnung Armin Laschet

Deshalb muss es schrittweise vorangehen, ein Ziel nach dem anderen, jedes verpassen, anschließend streng nachschärfen, fest entschlossen, auch diesmal aber wirklich wieder den Eindruck zu erwecken, als habe man einen Plan, wo man doch nur ein Ziel hat. Dann beim Strompreis entlasten, damit er der teuerste der Welt bleibt. CO2-Preis 'rauf, die Armen nicht vergessen und den Reichen geben, wo sie bereit sind, ihre gewohnte Mobilität einem auf Staatskosten neuangeschafften Elektroauto zu opfern. Armin Laschet gilt als Moderator, Annalena Baerbock weiß, dass der erste Anlauf meist nur in die zweite Reihe führt, dort aber kann man sich einrichten für die Zeit, in der es gar nichts mehr zu regieren gibt, weil alle Entscheidungen schon getroffen worden sind.

Die kommenden sechs Fünfjahrpläne heute schon stehen, gezimmert in nicht ganz zwei Wochen und wie alle Seuchenschnellgesetze durch den Bundestag gerutscht, ehe noch irgendwer öffentlich Kenntnis nehmen konnte, was das eigentlich und wie genau. "Deutschland ist gut vorbereitet" (CDU/CSU, 2020), wie immer, zumindest solange das Morgen noch nicht im Heute angekommen ist. Das Land, das immer überzeugt war, seine Grenzen nicht sichern zu können, das keinen pünktlichen Bahnverkehr sicherstellen, keinen Flughafen bauen, keine Internetversorgung garantieren und sich weder auf ein gemeinsames Bio-Siegel einigen noch darüber einig werden kann, welche Art geheimnisvoller Energie es denn sein wird, die künftig grünen Stahl kocht und grünes Wasserstoff-Benzin, zurrt die Leinen fest für einen Wohlfühlmarsch in ein Traumland, das es ganz allein bewohnt.

 


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