Montag, 24. Mai 2021

Sieger der Schmerzen: Deutschland in den Corona-Charts

Deutschland in den Top Ten: Hinter Bevölkerungsriesen wie Indien, USA und Brasilien ist die Super-Seuchenbekämpfungsnation jetzt auf Platz 9 der am schlimmsten betroffenen Gebiete vorgerückt.

Die USA verschwanden gleich mit Joe Bidens Amtsantritt wie von Zauberhand aus der deutschen Corona-Berichterstattung. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich Spanien und Italien schon längst aus den deutschen Medien verabschiedet, Großbritannien, das Land der "britischen Mutante" (Lauterbach), wurde kam noch erwähnt, je weniger, desto schneller die Briten impften. Zeitweise übernahm Brasilien dann die Rolle des Hauptkatastrophengebietes, es folgte dann ein kurzes Aufflackern in Indien, das mit einer besonders perfiden Mutation eine Woche lang alle Talkshows und die Agenda der deutschen Innenpolitik prägte. Die Botschaft war stets klar: schaut dorthin. So schrecklich steht es anderswo. Freuhet euch des Hausarrests. Wir schaffen das.

Zurück in der Spitzengruppe

Den 500.000 Corona-Toten feierte Deutschland in aller Stille mit den USA mit, den 500.000 Corona-Toten der EU zu feiern, war zuvor versehentlich vergessen worden. Auch Indien verabschiedete sich schneller wieder als Karl Lauterbach sein Wochenpensum an Talkshow-Warnungen einmal die Runde rumtragen konnte. Was nach dem Ende der indischen Straßenverbrennungen - vier Leichen wurden im Ganges gefunden, ehe die Bundeswehr für die 1,3 Milliarden Betroffenen ein Flugzeug mit Sauerstoffanlagen schicken konnte - nicht mehr vorkam, waren allerdings absolute Zahlen, eines der Erfolgsgeheimnisse der gelungenen Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung in der ersten, zweiten und dritten Welle.

Stets war darauf geachtet worden, Statistiken nur in Ausschnitten zu präsentieren. Mochten auch Staaten wie Belgien und Tschechien im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße die meisten Toten zählen, es waren die Riesenstaaten, die für einen deutsche Medien faszinierenden Nachschub an grauenvollen Zahlen sorgten. Mochten die Niederlande und Frankreich auch viel höhere Infektionsraten haben - die Katastrophenberichterstattung vertraute auf die Überzeugungskraft der hohen Zahlen. Deutschland kam dabei immer gut weg, die gute Vorbereitung. Die kluge Krisenpolitik. Britische, italienische oder spanische Verhältnisse blieben den Deutschen erspart.

Im Land des Siegerlächelns

Wenn auch nur eine gewisse Zeit. Gerade eben, während Karl Lauterbach vom Studio Lanz eilig hinüber zu Maischberger oder Will wechselte, die Aufzeichnungen sind hier unzuverlässig wie die des RKI überhaupt, geschah von den deutschen Großredaktionen völlig unbemerkt das Unerhörte: Die Zahl der Corona-Toten in Deutschland übertraf die der in Spanien an und mit Corona Verstorbenen. Nach den amtlichen Zahlen (oben) haben sich im Land des Siegerlächelns über die Seuche inzwischen sowohl mehr Menschen mit Corona angesteckt als im vom Sozialisten Pedro Sánchez so desaströs durch die Krise gesteuerten Königreich und es sind auch einige Tausend mehr der Pandemie zum Opfer gefallen.

Ein Umstand, der sich auch absoluten Zahlen verdankt. Doch die Rechnung mehr Einwohner = mehr Infizierte = mehr Tote war in den zurückliegenden 14 Monate nie eine, die deutsche Medien in der Berichterstattung irritiert hätte. So lange es passte, ging es bei den Schreckenszahlen immer um Höhe, nie um Verhältnismäßigkeit. Betroffenheit wurde nach der Anzahl der Stellen in der Opferstatistik gemessen wie die Inzidenz daheim nach 100.000ern, selbst in Dörfern mit nur 20 Einwohnern. Ein Modell, das bisher immer garantierte, dass immer neue hot spots ausgerufen und beklagt werden konnten , wenn verdeutlicht werden sollte, wie wir es eben gerade nicht haben wollen. 

Als wir es dann so hatten, ging das fast ein wenig vollkommen unter: Auch Tage nach dem Tag, an dem Deutschlands Infektions- und Opferzahlen die des lange als allerschwerstens betroffenen Spanien überholten, hat nicht eine einzige Zeitung, kein Nachrichtenmagazin, kein Fenrsehsender und kein Onlineportal darüber berichtet, dass Deutschland nun einen Platz unter den Top Ten der am heftigsten von Corona betroffenen Nationen erobert hat.


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Aus "Der falsche Nero" von (((Feuchtwanger))): "Wer auf die Dummheit des Pöbels spekuliert, hat einen sicheren Augenblickserfolg im Sack."

Jodel hat gesagt…

Ich weiß nicht, wie die Todesfallzahlen in anderen Ländern erhoben werden. Es stellt sich daher überhaupt die Frage einer Vergleichbarkeit. Bei uns wurden die Todesfälle aber auf jeden Fall dank des kleinen Drehs "MIT und an Corona verstorben" künstlich aufgebläht. Von flächendeckenden Autopsien gar nicht zu sprechen. In der Statistik gibt es zusätzlich nach einer leichten Übersterblichkeit im letzten Jahr in diesem eine leichte Untersterblichkeit.

Kurz gesagt, in Deutschland findet kein großes Drama statt, außer der Abschaffung unserer Grundrechte und einer leicht- bis mittelschweren Grippeepidemie. Alle wissen, das die Zahlen getürkt sind, darum macht auch keiner ein großes Aufheben deswegen. Die werden nur herausgekramt, wenn man sie denn braucht.

Die Entscheidungen wie es mit Corona, Lockdown und Grundrechten weitergeht trifft die Politik inzwischen nach eigenem Gutdünken. Die jeweils passenden Zahlen und Rechtfertigungen dazu werden immer gefunden werden. Da sind wir flexibel.

Anonym hat gesagt…

Das Einzige, das hier leidet ist dein aufgeblasenes Ego.
Sonst könntest du es sehen.. Doch hieße möglicherweise "erwachsen werden".