Mittwoch, 23. Juni 2021

Gegen Schwarz, Rot und Gold: Kulturkampf unterm Regenbogen

Thomas Müntzers bunter Haufen marschierte unter dem Regenbogen in die Schlacht ein historisches Vorbild.

Wenn die deutsche Herren-Nationalmannschaft im Fußball heute gegen das rückständige, sportlich limitierte und im Dienst des letzten Despoten der EU auftretende ungarische Team antritt, dann ist das nicht nur ein einfach ein weiteres Spiel, ein weiteres Kapitel Sport unter der Ägide der UEFA, die sich ihr Tun und Treiben von Diktatoren finanzieren lässt. Nein, diesmal ist die fußballnationalistische Auseinandersetzung eine grundsätzliche, die tiefer und weiter zielt als ins Achtelfinale. Ist Deutschland, ist die Welt schon bereit für Inklusion, Diversität, Buntheit und LGBTOI?  

Weg mit dem alten Lappen

Grundwissen Regenbogen.
Ludmilla Jakobs, die als Studentin in München lebt, war entsetzt, als die Uefa die Regenbogen-Beleuchtung der Münchner Allianz-Arena ablehnte. Hier, wo der FC Bayern München spielt, der enge Geschäftsbeziehungen mit dem LGBTOIYXDR-feindlichen Regime in Katar pflegt, hätte ein Zeichen oder auch ein Signal gesetzt werden können, dass es beim Sport nicht nur um Tore und Punkte, sondern immer auch um Politik geht, findet die 22-Jährige. Zwar habe die "Tagesschau" das derzeit größte Weltproblem in einem dreiminütigen Beitrag als Spitzenmeldung beleuchtet, so dass sie im ersten Moment angenommen habe, dass im Bundestag eine mitternächtliche Abstimmung über höhere Diäten, neue Überwachungsgesetze oder gar die Auflösung des Landes anstünde.. "Doch zugleich wurde eine Petition, mit der mehr als 137.000 Menschen forderten, die Allianz-Arena in Regenbogenfarben leuchten zu lassen, um Ungarn ein Zeichen zu senden, abgelehnt." 

Jacobs, die auch unterzeichnet hatte, war enttäuscht, verbittert und ein kleines bisschen auch traurig. Wo bleibt denn die nationale Souveränität, fragte sich die Studentin der Agrarwissenschaften, wenn ein großes und bedeutendes Land wie Deutschland, viermal Weltmeister und Besitzer der höchsten Strompreis weltweit, sich von einem Sportverband Beleuchtungsvorschriften machen lässt? "Ich habe es nicht eingesehen", beschreibt Ludmilla Jacobs, "und meine Freund*INnen auch nicht." Gemeinsam tüftelten die jungen Leute über Nacht also ihre eigene Petition aus, "entschiedener, deutlicher, kompromissloser", wie Jacobs beschreibt. 

Engagement mit einem Klick

Auf Change.org, einer Engagement-Plattform, auf der zu jeder Zeit im Jahr zirka 67.000 Bittbriefe an Angehörige der Oberschicht abknien, ist Jacobs Petition "Schwarz-Rot-Gold von gestern - Regenbogen für Deutschland - Zeichen setzen gegen Diversitätsfeinde überall" heute morgen gestartet. Der Titel verrät es schon: Jacobs und ihre Unterstützer zielen über den Tag hinaus, sie fordern eine Grundgesetzänderung, die das - historisch ohnehin belastete - Schwarz-Rot-Gold der deutschen Nationalfarben durch den Regenbogen ersetzen will, den schon Thomas Müntzers elende Bauernhaufen bei ihren verzweifelten Aufstand gegen Großkapital, kapitalistische Verwertungslogik und steigende Preise mit sich führten.

Als "nationalistisches Symbol einer vergangenen Zeit" kritisiert Ludmilla Jacobs die derzeitige Nationalfahne. Immer wieder zeige sich, wie  viel Missbrauchspotenzial die anfangs der Abgrenzung vom französischen EU-Partner dienende Farbkombination habe, die von fragwürdigen nationalistischen Burschenschaftlern popularisiert wurde. Sowohl Schwarz als auch Rot und Geld oder Gold seien ausschließende Farben, die Menschen ausgrenzen und einen exklusiven Charakter behaupten. Angela Merkel habe das längst begriffen, sie lehne die Farbkombination schon lange ab, sagt Jacobs. Die Regenbogenfahne dagegen, vom US-Friedensaktivisten Aldo Capitini entworfen und zum ersten Mal bei einem Friedensmarsch am 24. September 1961 verwendet, stehe in zahlreichen bunten Kulturen weltweit für Aufbruch, Veränderung und Frieden, sie gilt als Zeichen der Toleranz und Akzeptanz, der Vielfalt von Lebensformen, der Hoffnung und der Sehnsucht.

Regenbogen als Nationalfarben

Warum also nicht Nägel mit Köpfen machen? Und die Regenbogenfahne zur Nationalflagge? Ludmilla Jacobs schränkt zwar ein, dass es aus ihrer persönlichen Sicht gar keine Nationalflaggen geben müsse. Als Mitglied im Landesvorstand des gemischtgeschlechtlichen Weltfußballverbandes Mifa, der sich für gemeinsame Spiele von Männern und Frauen aller Geschlechter einsetzt, stehe sie für eine Abkehr vom Nationalismus und ein Ende der Gedchlechter-Apartheid im Sport. "Aber jetzt geht es uns erst einmal darum, von der Politik zu hören, wie wichtig ihr die Regenbogensymbolik wirklich ist."

Unter anderem hatten Bayern Ministerpäsident Markus Söder sich für mehr Regenbogen stark gemacht und die Uefa kritisiert. "Jetzt kann Herr Söder handeln", findet Jacobs. Als einer der ersten wichtigen Köpfe bekannte sich Grünen-Chfe Robert Habeck im "Zeit"-Interview zur aktuellen Solidaritätsdebatte zur Fußball-EM, die alle Diskussionen um das lahmende Impftempo, den Intensivbettenbetrug und den folgenlos verpufften G7-Gipfel abgelöst hat. "Das ist falsch, feige geradezu", kritisierte er die Uefa. Am Ende dürfe es nun "nicht nur bei Stadionbeleuchtung" bleiben dürfe. 

Ein Fahnenwechsel muss her, für das ganze Land, die gesamte Nation. Gleich von Anfang an wird die Petitionskampagne auch von MyPride getragen, einem Internetportal, das Menschen hilft, stolz auf sich selbst zu sein. MyPride hat seine Datenbank für ein Mailing zur Verfügung gestellt, in dem Prominente  appellieren, die Petition zu unterschreiben. Die Petitionsstarterin Ludmilla Jacobs kommentiert: "Die Bundedsregierung, aber auch viele Oppositionspolitiker reden viel über Diversity und Respekt. Ich fordere Taten: Weg mit dem deutsch-nationalen Lappen, her mit der Regenbogenfflagge für Deutschland – der ganzen Welt ein Zeichen senden!” 

Der Welt ein Zeichen senden

Angesichts dieser Forderung werde sich erstmals zeigen, ob Deutschland moralisch wirklich schon weit genug sei, als leuchtendes Vorbild gegen Diskriminierung aufzutreten. Gerade im Pride-Monat Juni könne die digitale Demonstration für die Sichtbarkeit und zur Unterstützung von LGBTIAQ+-Menschen weit über den Sport ein wichtiges gemeinsames Zeichen gegen Ungleichheiten, Hass und Diskriminierung setzen, wenn alle mitmachen."Wir können nicht so tun, als habe sich die Welt seit dem Hambacher Fest 1832 nicht weiterentwickelt", warnt Ludmilla Jacobs, "wir müssen etwas tun und handeln, um zu zeigen, dass wir dazugelernt haben."


18 Kommentare:

Lola hat gesagt…

Diese Schwuchtelverehrung geht mir so was von auf den Sack ..

Anonym hat gesagt…

Knapp bei 300000, Soros hat alle Fußtruppen mobilisiert. Er hat ja auch noch eine Rechnung mit Orban offen (OSF-Verbot 2018).

Die Anmerkung hat gesagt…

Endlich tut mal jemand was. Es wird eine Zeichen gesetzt. Jetzt geht's lohoooos. Jetzt geht's lohoooos.
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https://www.gmx.net/magazine/sport/fussball/em/loews-plan-ungarn-mueller-risiko-regenbogen-werten-35929016

Gleichzeitig machte Löw klar, dass es für ihn "bei aller Wichtigkeit von Symbolen" noch wichtiger sei, dass die durch die Regenbogenflagge dargestellten Werte für Vielfalt, freie sexuelle Orientierung und Menschenwürde "auch gelebt werden". Dies sei in der Nationalmannschaft der Fall, betonte Löw.

Die DFB-Elf werde immer Zeichen setzen.
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Oha, in der Nationalmannschaft wird sexuelle Vielfalt gelebt. Daß ich das noch erfahren durfte.

Oder ist es möglich, daß Löws Kommunikationstalent dem des deutschen Kanzlers entspricht.

Die Anmerkung hat gesagt…

Sie haben gesiegt. Orban kommt nicht.

Pierre Littbarski zu den Werten des Regenbogen und der in der Nationalmannschaft gelebten vervielfältigten Sexualpraxis.
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https://www.welt.de/sport/video231716059/Fussball-EM-So-schaetzt-Pierre-Littbarski-die-Chancen-der-Deutschen-ein.html

„Gab Spieler, die haben sich nur guten Morgen und gute Nacht gesagt“

Anonym hat gesagt…

ist Löw schwul ?

ist ja nix dabei

Die Anmerkung hat gesagt…

Auch Homosexualität im Fußball, in der Branche oft ein Tabu-Thema, spricht er an. Laut Löw ist die Offenheit in der Gesellschaft vorhanden, im Fußballmetier leider weniger: "Obwohl sich schon wahnsinnig viel getan hat, fehlt sie aber vielleicht noch ein bisschen im Stadion." Auf die Frage, ob er sich trotzdem bekennen würde, wenn er selbst homosexuell wäre, sagt er aber ganz klar: "Dann würde ich dazu auch stehen."

https://www.abendzeitung-muenchen.de/promis/privatleben-jogi-loew-spricht-ueber-einsamkeit-und-homosexualitaet-art-732291
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Diese bißchen, was noch fehlt, ist Neuer als Schutzheiliger schwuler Profis.

Die sind sowas von bekloppt und von "Zeichen" berauscht. Für das richtige Leben nach'm Platz, in der Mannschaftsdusche und danach, haben die keine Ader.

ppq hat gesagt…

mir fällt auf, dass corona jetzt ganz weg ist. wird denn überhaupt noch geimpft?

Anonym hat gesagt…

Neuer hebt die Seife auf .

ok - der war jetzt nicht neu .

Die Anmerkung hat gesagt…

>> mir fällt auf, dass corona jetzt ganz weg ist.

Ich las soeben, daß Indien eine Delta-Plus-Variante als besonders kreuzspinne und kreuzschnabelgefährlich eingestuft hat. Ein paar wenige dieser Viren haben sie bereits nach England geschickt. Ich nehme mal an, um Merkels und Södolfs Wunsch nach Finale in München vor 8.000 Zuschauern und 2.000 VIPs zu erfüllen.

Das mit dem Plus und Minus bei den griechischen Mutationen hatte die WHO aber nicht angesagt. Womöglich haben die deutschen Modellberechner modellberechnet, daß das griechichische Alphabet für Corona gar nicht ausreicht. Hätten sie mal lieber gleich auf chinesische Schriftzeichen abgestellt. Das wäre konsequent gewesen.

Jodel hat gesagt…

Laut Impfdashboard laufen die Impfungen immer noch mit Volldampf weiter. Zumindest was unsere Regierung unter Volldampf versteht. Langsam wird es auch wieder dringend Zeit den Rest der Welt ins Auge zu fassen. Das kam ja bei dem total unerwarteten klitzekleinen Engpass an Impfstoffen in Deutscheland völlig zu kurz. Wenn bei uns jetzt 50 % ein Piekserchen erhalten haben, können wir uns endlich auch erneut unserem Lieblingshobby, der Weltrettung, widmen.

Leider erhält das weiterhin stattfindende Mahnen der Experten und der Kanzlerin derzeit nicht die mediale Bedeutung, die dem Thema eigentlich zusteht. Derzeit muss man wohl ein wenig Dampf aus dem Kessel lassen, damit der nicht explodiert und Otto Normalverbraucher doch noch ausrastet.

Wenn ich raten müsste, würde ich tippen das uns mit dem Ende des Herbstes und der dann einsetzenden kälteren Witterung auch Corona, mit welcher Mutante auch immer, wieder ins Haus und damit in die Schlagzeilen steht. Welcher Politiker würde so ein Instrument denn freiwillig aus der Hand geben, jetzt wo man davon gekostet hat?
Corona-Lockdown klingt hierzulande einfach eleganter und provoziert deutlich weniger Widerstand als ein Klima-Lockdown.

Die Anmerkung hat gesagt…

Das mußte mal gesagt werden.

"Niemand hindert den so wandelbaren bayerischen Ministerpräsidenten Söder daran, Orban im Regenbogenkostüm zu begrüßen. Niemand hindert die Bundeskanzlerin daran, das Wachbataillon beim nächsten Staatsbesuch kunterbunt antreten zu lassen. Stattdessen muss die UEFA als Sündenbock herhalten, die sich dafür tatsächlich eignet." (FAZ)

https://www.heise.de/tp/features/Wie-erfolgreich-ist-autokratischer-Fussball-6116192.html

Die Anmerkung hat gesagt…

zu schön

Politik für die eigene Erleuchtung

Wer hindert Markus Söder daran, im Regenbogen-Kostüm nach Ungarn zu reisen? Den Protest gegen Orbán dem Sport aufzubürden, beweist nur den Gratis-Mut von Provinzpolitikern.

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kein-regenbogen-stadion-den-protest-nicht-dem-sport-aufbuerden-17402463.html

Anonym hat gesagt…

Wäre der Vergleich mit dem Dritten Punischen Krieg allzuweit hergeholt? Die Karthager waren ausreichend weichgekocht. Das hinderte das römische Imperialistenpack nicht, ihnen eine Zumutung um die andere, immer noch größer als die vorangegangene, aufzupelzen.
Als das alles nichts half, um einen Pseudogrund für einen gerechten Krieg zu bekommen, kam die Order, den Hafen dichtzumachen und die Stadt selbst so 20-40 km in das Landesinnere zu verlegen - das Ende ist bekannt.
Mit Otto Reutter: Ick wunder mir über jarnischt mehr.

Carl Gustaf hat gesagt…

Als Höchststrafe muss die "Manschaft" nunmehr in London bei den "schwulen Engländern" (O-Zitat aus Die Ritter von der Kokosnuss) zum Achtelfinale antreten. Bevor es die Engländer jetzt mit den Deutschen allzu bunt treiben können, werden Helge Braun und Karl Lauterbach die Mannschaft wegen der ansteckenden Delta-Variante aus dem Turnier nehmen.

ppq hat gesagt…

ich sage nichts mehr

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/geschichte-des-regenbogens-das-neue-schwarz-rot-gold-17403910.html

Anonym hat gesagt…

Es wird langsam Zeit, zu Allah zu konvertieren. Als unzivilisierter archaischer Ar$ch mit der 'License to Kill' (Gladys Knight, 1989) hat man einfach den besseren Stand.

Lola hat gesagt…

Die Osteuropäer, allen voran die Ungarn, haben auch nach 80 Jahren noch nicht gelernt, den berlinern Führer*:Innen zu folgen.

Die Anmerkung hat gesagt…

Jugendliche haben an einer Schule in Freudenberg in Nordrhein-Westfalen einer Mitschülerin eine Regenbogenfahne gestohlen und angezündet. Eine jubelnde Menge beklatschte und filmte den Brand. Die Kleinstadt ist erschüttert.

https://www.welt.de/vermischtes/article232063809/Freudenberg-Gesamtschueler-stehlen-Regenbogenfahne-und-zuenden-sie-an.html
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Wie jetzt. Die ganze Stadt? Alle 17.729 Einwohner vom Baby bis zum senilen Greis?