Montag, 15. November 2021

Selbst ist der Frau: Todesurteil für den Herren

Zeiten der Unruhe sind Zeiten der gesellschaftlichen Bewegung, Zeiten des Wandels und der Aushöhlung des gesellschaftlichen Konsens. Im Großen sind es zornige Teenager, die die Bemühungen zehntausender Experten, Politiker und Diplomaten mit Flüchen belegen und damit ein Beispiel dafür geben, dass die Verachtung demokratischer und diplomatischer Prozess gesellschaftsfähig geworden ist. Auf der oberen politischen Ebene wird zugleich daran gearbeitet, die geistigen Grundlagen des Gemeinwesens zu schleifen, indem eine eigene Politsprache zur Anwendung kommt: Aus Wählerinnen und Wählern werden "Wählende", die ihren Willen an der Urne abgeben, sich aber auch hernach nicht in Gewählthabende verwandeln, sondern, so will es die neue Hochsprache des Bionadeadels, immer weiter wählend sein muss.  

Im Tiefregal der Drolligkeit

Dass mit diesem gerechtigkeitsfördenden Kunstgriff ins Tiefregal der Drolligkeit Wählende, die nicht gewählt haben, sprachlich ausgegrenzt werden, bleibt ein ungesühntes Vergehen, denn so tief dringen die Propheteninnen der neuen Sprachkultur  nicht ein in die Bedeutungsebenen von Begriffen. In ihrer Welt geschehen Wunder: Ein Radfahrer, der bei einem Unfall stirbt, verwandelt sich in einen toten Radfahrenden. Es ist die Rede von Vereinen, die es nicht gibt wie jenen magischen „Steuerzahler*innenbund", der in keinem Vereinsregister eingetragen ist. Ein Spatz dagegen, das hatte die frühere Grünen-Chefin Kathrin Göring-Eckhardt bereits im vergangenen Jahr verdeutlicht, entpuppt sich als Transgenderwesen: Er wird im Sprachgebrauch der Pioniere einer möglichst umfassenden Betäubung der Großhirnrinde zur "Spatzin". Nicht zu verwechseln mit "Spätzin", warum auch immer.

Göring-Eckhardt, als Tochter eines Tanzlehrer-Ehepaares aufgewachsen, ohne Berufsabschuss, aber als Spitzenkandidatin der Grünen bei der Bundestagswahl 2013 gescheitert, gilt als eine der Vorrednerinnen des großen Sprachaufbruchs in die Besinnungslosigkeit. Selbst in der angespannten Corona-Lage bleibt Göring-Eckhardt noch Zeit, ihrem Gyrus temporalis medius noch neue Wege der wortsemantischen Verarbeitung beizubringen. In einem maßstabsetzenden Interview mit den "Tagesthemen" führte das zur Neudefinition eines althergebrachten Sprichwortes. Göring-Eckhardt kündigte Gespräche über "alle erdenklichen Maßnahmen" bis hin zu einer "drastischen Impfkampagne" an. Weil man sonst "diesem Ganzen nicht Herr und Frau werden" könne.

Todesurteil für Traditionsspruch

Für den Ausdruck "Herr der Lage" sein oder "einer Sache Herr werden", ist es das Todesurteil. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts, als  Napoleon einmal "schon längst nicht mehr Herr der Lage in Italien" war, ist der Herr der Lage, einer Sache oder einer Situation eine stehende Redewendung gewesen. "Herr" bezog sich hier stets auf den um Kontrolle Ringenden: Das konnte ein Mann sein, aber auch eine Regierung, der Vorstand eines Fußballvereines, die Chefin einer Chemiefirma oder die Klassenlehrerin der 4b. "Frau der Lage" war allenfalls ein infantiles Sprachspiel, ist doch "Frau" das Gegenstück zu Mann, nicht aber zu "Herr". Der ist verwandt mit "Herrscher", "beherrschen" und "herrlich", ursprünglich ein Adelstitel, dessen Entsprechung "Dame" lautet.

Feinheiten, die ein außer Rand und Bändinnen geratenes Brodmann-Areal nicht am  Gesinnungssturm hindern können. Kathrin Göring-Eckhardt muss in dem Moment, in dem sie vom "Herr und Frau werden" spricht, selbst schmunzeln, denn sogar für die Verhältnisse einer Thüringer Gender-Talibanin ist dieser von einer anomischen Aphasie kündende Satz weit jenseits jeder Restvernunft. Doch die Frau aus Thüringen steht ihren Mann und den peinlichen Moment stabil durch. Das Lächeln schwindet wie weggewischt. Göring-Eckhardt weiß, was sie geleistet hat: Eine weitere Wurzelbohrung bis auf den Grund dessen, was an Resten noch zwischen Vernunft und Logorrhoe steht.


 

17 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sie hatte die Wahl: Dem Patriarchat einen Sieg schenken oder improvisieren.
Wenn man dann geistig nicht aus dem Vollen schöpfen kann, schmeißt der Wortfilter eben mal Mann und Frau und Herr und Herrin zu einem falschen Wortpaar zusammen.

P.S. Als Thüringer bin ich auf die drastische Impfkampagne gespannt. Aktuell sind aber keine neuen Baumaßnahmen auf dem Ettersberg (b. Weimar) zu beobachten.

Die Anmerkung hat gesagt…

Ihre höchste Qualifikation ist wohl Küchenhilfe, so ich das recht im Kopf habe.

Da hat sie nur Herren und Frauen kennengelernt, kann also heute nicht anders als diese Lebenserfahrung weiterzugeben.

Gerry hat gesagt…

Ist es nicht so, dass der Herkunft nach das Gegenstück zu Herr tatsächlich Frau ist? Da gab es eine Verschiebung bzgl Mann; das Gegenüber von Mann ist eben nicht Frau, sondern Weib.

Anonym hat gesagt…

Glückwunsch - der "mündige" "Bürger" hat sich in die Sklaverei katapultiert .

schon versenden die KriegsgewinnlerInnen aus der großen grauen Stadt vorbildlich gegenderte Mit-mach-Aufforderungsbriefe ( "engagiere dich in der Eltern-Schöler-AG" - "Mülltrennen für AnfängerInnen" ) usw usw .

Bernd wird sich Sabotageaktionen ausdenken .

Rübensirup in der Altpapiertonne . (zB)

oder auch ganz schlimme Sachen

Die Anmerkung hat gesagt…

Weiber sind eine Teilmenge der Frauen. Nach meinem Kenntnisstand.

Anonym hat gesagt…

Vorschlag : Steuerzahlerwalküre ( sofern es sich um ein Fräulein handelt ) - sonst eben Steuerzahlerin

Die Anmerkung hat gesagt…

Sag ich doch.
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Göring-Eckardt kündigt „Schutzwall“ gegen Pandemie an

Ein antipandemischer Schutzwall. Daß ich das noch erleben darf.

Frolleinwunder hat gesagt…

verehrte Herrschaften Autorende, Sie unterschätzen die FrauIn ganz gewaltig!
Denn was anderes als eine Abkehr von der Äonen währenden VerteufelInnenung des Mannes an sich kann denn diese Aussage sein?
Wie Sie ja völlig richtig herausarbeitenden, hat das "Herr werden" ja mit einer stehenden Redewendung zu tun, die ja aber nur deswegen solch eine sein kann, weil dem Herrn an sich eine unterdückerische, despotische und sonst irgendwie böse Seinsform andichtet, die im Übrigenauch gradewegs nach ... ach, egal.
Aber, wenn unser aller Katrin mit dieser so verschämt in Pennälerhumor verpackten und selbstverständlich jederzeit als "Satire" tarnbaren Wortwitzgranate diesen granitenen Glaubenssatz aller soziologischen Forschung und Quent'schen Theoreme des politischen Seins als schiere Idiotie entlarvt?
Sie ist eine echte Ketzerin, denn sie erkannte! Und sprach es aus!
Eine Heldin unserer Tage! Eine deutsche Grüne! Wenn das der Fischer erfährt...

Die Anmerkung hat gesagt…

Ich krieg mich gar nicht mehr ein.
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LIVE CORONA-PANDEMIE
Söder ruft „Woche der Wahrheit“ im Kampf gegen vierte Welle aus

Stand: 16:03 Uhr | Lesedauer: 22 Minuten

Von Carlotta Vorbrüggen, Wiebke Bolle, Martin Heller
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Der antipandemische Schutzwall und dann noch die Wahrheit, eine ganze Woche lang, das ist die Lösung schlechthin. Hätte ich auch selber drauf kommen können.

ppq hat gesagt…

das gab es doch letztes jahr schon mal, bei den medien, eine "wahrheitswoche". was haben wir gelacht

Anonym hat gesagt…

Weiber sind eine Teilmenge der Frauen. Nach meinem Kenntnisstand.

Ja, Frau Hansen. Ich vers-tehe die Problematik. Will sagen, was gemeint ist.
Aber "Herr" und "Frau" bedeutete in alten Zeiten tatsächlich noch hohe Tiere, auf Neudeutsch fat cats. Weder wir noch unsere Gemahlinnen oder Buhlinnen wären so etwas gewesen.
Wie antwortete Gretchen: "Bin weder Fräulein (= kein hohes Tier, noch undefloriert), weder schön ..." -

Anonym hat gesagt…

>Aber "Herr" und "Frau" bedeutete in alten Zeiten tatsächlich noch hohe Tiere,

Alles fein unter uns Bildungsmenschen. Frau Göbbels äh Göring wird aber ihre Lebtage nicht zu solcherlei Erwägungen vordringen.

Anonym hat gesagt…

Traum-Weihnachten für Grünen-Wähler
Hadmut
15.11.2021 17:03
Angeblich hätten die Meteorologen (Laut Leser einzig richtige Schreibweise: Metro-Urologen) einen richtig kalten Winter vorhergesagt: Bis -30 Grad: Meteorologen kündigen kältesten Winter aller Zeiten an ... ... ...

Ich will ja gar nicht ausschließen, dass solche Kälte eine Folge des Klimawandels, Zusammenbruch des Golfstroms und so weiter sein könnte. Physikalisch ist das sicher kein Widerspruch.
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So isser, der Hadmut. Hat seine Stärken, aber eben auch seine Schwächen.
Also meine Erhabenheit - und es ist nicht oft, daß ich einer Sache völlig sicher wäre - schließe völlig aus, daß es sich um einen menschengemachten Klimawandel handelt.
(Karl Kraus: Es handelt sich in diesem Krieg um ... - Oh ja, es h a n d e l t sich in diesem Krieg!)

Die Anmerkung hat gesagt…

War das mit der Urologin nicht gestern auf BILD, die, die die Pusche auf der Bühne nicht halten konnte?

So isser auch der Hadmut.
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Klima ist nicht mein Ding, Anstronomie auch nicht.

https://www.danisch.de/blog/2021/11/09/wirds-nun-waermer-oder-kaelter/
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Schade, so ein paar Horoskope aus seiner Feder fände ich nicht schlecht.

Anonym hat gesagt…

Schade, so ein paar Horoskope aus seiner Feder fände ich nicht schlecht.

Als ich noch in der Grundausbildung war, ging erst der Mars ins Haus des Wassermanns, und dann mußte die ganze Kompanie durch die Pfützen robben ...

Skämt åsido, Scherz beiseite, dieses (wohl unbewußte) sich Dummstellen nervt etwas. Vergröbert - um 3x3 zu rechnen, fragt man am besten einen Mathematikdozenten, ich fühle mich nicht kompetent genug. Findet sich leider auch zunehmend unter uns Ostgoten: Also irgendwas MUSS doch dran sein! Nö, muss nicht, und ist es auch nicht.

Anonym hat gesagt…

Wissenschaftlicher empirischer Beweis (Peer Reviewed), dass der Golfstrom nicht zusammenbricht:
Wäre dem so, würde es uns in jeder Nachrichtensendung ein:in Expert:in ins Gesicht brüllen.

Anonym hat gesagt…

Daß das hiesige Klima sich binnen dreier Jahre (Das Fimbulwetter, danach der Ragnarökur) nicht nur zu einer neuen "kleinen Eiszeit", sondern sogar zu einer weiteren "Kaltzeit" "wandeln" könnte, ist so unwahrscheinlich nicht.
Aber ABSOLUT NICHT wegen des anthropogenen CO2, als da sind Wärmekraftmaschinen.

Laßt den Winter uns warten/und in Wonnen leben/plaudern und trinken/trefflichen Met.
(Lied von der Hunnenschlacht)


(Geht so weiter: Dann will der Hunnen Heer ich rüsten/bis zum zweijährigen Roß/und zwölfjährigen Krieger ...)