Dienstag, 8. Februar 2022

Die Wolke: Auf einmal wird alles schwarz

Im Nachhinein hat das ZDF den Einsatz von Grafikkosmetik als Irrtum bezeichnet: Die schwarze Wolke sei nur eingefügt worden, um "die Schrift lesbarer" zu machen. Deshalb steht sie natürlich rechts oben neben der Schrift.

Wer mit Bildern, Zahlen oder Grafiken lügen will, hat einige grundsätzliche Regeln zu beachten, um seine Botschaft glaubwürdig zu vermitteln. Wichtig ist es, am Gefühlsvorrat der Betrachter anzudocken: Niemals darf Menschen etwas gezeigt, werden, das sie nicht kennen, weil sie dann gezwungen sind, zu zweifeln. Gebräuchlich ist deshalb die Variante, Nachrichten zu verglaubhaften, in dem unbekannte Sachverhalte bildmalerisch in einen direkten Zusammenhang mit Tatbeständen gebracht werden, die Zuschauer oder Leser ohnehin für zutreffend halten.  

Das erzeugt beim oberflächlichen Mediennutzer das gute Gefühl, sich in seinen Erwartungen bestätigt sehen zu dürfen: So etwa wurde Deutschland Impfweltmeister, die Corona-Krise war durchweg gut im Griff und durch grafikkosmetische Maßnahmen gelang es dem in diesem Metier marktführenden ZDF sogar, mehrere deutsche Corona-Wunder zu bewirken.

Grafik als Gefahrenmelder

Erfolge, die beim Zweiten Deutschen Fernsehen Mut gemacht haben, weiterhin auf der sogenannten Gefühlswissenebene zu arbeiten und Menschen dort abzuholen, wo sie emotional zu Hause sind. Seit die Schriftstellerin Gudrun Pausewang vor 35 Jahren ihr Kinderbuch "Die Wolke" veröffentlichte, spielt das fiktive Strahlenopferschicksal der 14-jährigen Janna-Berta darin eine zentrale Rolle. Pausewang, die sich weniger als Geschichtenerzählerin als als politische Propagandistin verstand, malt hier in einprägsame dunklen Farben die Folgen eines Reaktorunfalls in Deutschland aus. Ihr Super-GAU prägte eine ganze Generation, er schuf die Ängste, die Deutschland heute auf dem nationalen Sonderweg des Atomausstieges leiten und dafür sorgen, dass das größte Land der EU sich einem Mehrheitskonsens der Partnerstaaten zur Taxonomie trotzig verweigern will.

Atom, das ist Panik, das ist Tod, das sind Verderben, Verstrahlung, Katastrophenalarm. Wenn also das ZDF eine Meldung illustrieren muss, nach der die EU-Kommission Kernkraft und Erdgas als "nachhaltig" einzustufen gedenkt, dann lässt sich das schwerlich mit einem simplen Foto des Kernkraftwerkes Grohnde (oben links) bebildern. Da fehlt etwas, da mangelt es an Bedrohungspotential, am Gefühl einer nahen Lautsprecherdurchsage zur Evakuierung und an radioaktiven Regenwolken

Nicht mehr auf Wahrheiten festgelegt

Doch dank der Möglichkeiten der modernen Technik sind Redaktionen wie das ZDF heute nicht mehr auf Wahrheiten festgelegt, die von der Realität vorgegeben werden. Für seinen Facebook-Auftritt hat Das Zweite die Illustration zur empörenden Taxonomie-Entscheidung der EU deshalb von Grafikkosmetikern nachbearbeiten lassen: Über die im Original geradezu harmlos wirkenden Todeskühltürme mit den Wasserdampfwolken wurden schwarze Wolken gelegt, die unübersehbar Schlimmes androhen, sollte es soweit kommen, dass 22 Partnerländer sich gegen die von Deutschland, Österreich, Luxemburg, Dänemark und Portugal mehrheitlich präferierte grundsätzliche Ablehnung der Kernenergie wenden.



8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wenn um's Überleben der gesamten Menschheit im Jahre 2100ff geht, ist alles erlaubt!
BILD tanzt undemokratisch weiter aus der aus Reihe!
https://twitter.com/bild/status/1489983244477112320
'Hat das ZDF ... ein Bild manipuliert?'

ppq hat gesagt…

dabei weiß doch jeder, dass der giftige atomstaub, der da oben rauskommt, immer schwarz ist!

Die Anmerkung hat gesagt…

SozialismusFrei @SozialismusF

Replying to @BILD

Ihr solltet besser berichten wenn das ZDF nicht manipuliert. Spart Arbeit.
--
Ethernian (DE) @EthernianD

So einen Beitrag muss man erst finden. Das mach viel Arbeit!

Volker hat gesagt…

Es hat ja nicht nur das ZDF getroffen. Auch andere ÖRs wurden in letzter Zeit Opfer von diesem Photo-Shop.

Im September hat es den MDR getroffen, als dieser Photo-Shop das BILD-Logo wegretuschiert hatte.
Es war nicht das erste Mal. Ein Jahr davor war der MDR schon mal Opfer einer Photo-Shop-Attacke. Damals hatte diese unfassbare Macht beim Bild einer Demo den Inhalt eines Transparents ausgelöscht.

Aber nicht mehr lange. Der MDR hat schon reagiert und die Bürger ertüchtigt damit umzugehen. Dort wurde jetzt ein Seminar für Schulen in Thüringen gestartet.
Titel: “Fake-News“ erkennen.

ppq hat gesagt…

dort haben unsere volkskorrespondenten ihr fake-diplom gemacht!

Anonym hat gesagt…

Gemach, Gemach, liebe Freunde der ungefärbten Wahrheit.

Das alles geschieht doch nur, um den neuen sensiblen Buntesbürger nicht zu verunsichern, denn weiße Wolken am blauen Himmel entsprechen leider so gar nicht dem Katastrophenszenario des Klimawandels. Da wirkt etwas dezent aufgetragener pechschwarzer Rauch dann schon viel eindrucksvoller und lässt den Michel sofort seine Heizung drosseln, um den Planeten zu retten.

Die fürsorgliche Führung will das schwarmintelligente Volk also wie seinerzeit 2015 sehr schonend auf das drohend kommende düstere Morgen einstimmen, um Panikhamsterkäufe von Klopapier zu vermeiden.

Ein Volk auf den Spuren Pippi Langstrumpfs: Ich mache mir die Welt, widewide, wie sie mir gefällt. Kindergeschichten für infantile Erwachsene. Klappt prima.

Sauer hat gesagt…

@ ppq hat gesagt...dabei weiß doch jeder, dass der giftige atomstaub, der da oben rauskommt, immer schwarz ist!

Von wegen! Kennen Sie das Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein? Dann wissen Sie auch, wie es der Wolf angestellt hat, um seine Stimme sanft und zart klingen zu lassen. Ganz genauso machen es die AKW-Betreiber, um das ahnungslose Publikum zu täuschen. Der bei der Verbrennung der Brennelemente entstehende radioaktive schwarze Rauch wird im AKW durch ein Kalkbad geleitet, dabei weiß eingefärbt und erst dann über die Kühltürme, die eigentlich Schornsteine sind, an die Umgebung abgegeben. Die Berieselung mit radioaktivem Rauch hinterläßt natürlich Spuren in der Bevölkerung, und es ist deshalb kein Wunder, daß die Deutschen im Vergleich mit den Eskimos z. B. einen verstrahlten Eindruck machen.

Anonym hat gesagt…

So ein Quatsch, im Vorspann der Simpsons sieht man deutlich, dass Atomzeug neongrün leuchtet.