Mittwoch, 16. März 2022

Tankrabatt und Freiheitsgas: Die Worthülsenfabrik in der Zeitenwende

Beim Benzinpreis ist vielerorts noch viel Luft nach oben - die Preistafeln haben Platz bis 999,9 Euro pro Liter, das hat jetzt ein Alarmtest der Bundesbenzinagentur ergeben.

Er könne nicht kommen, nicht heute, nicht morgen, nicht beim besten Willen. Leider, lässt Rainald Schawidow bestellen, zu viel zu tun in diesen Tagen der Zeitenwende, in denen das Ende zum Anfang wird und der gedachte Anfang endet, ohne dass es im ersten Moment zu bemerken ist. Der Energieausstieg, jahrzehntelang ein Traumziel jedes verantwortlich wirkenwollenden Politikerinnes, er kommt auf einmal über Nacht und er kommt mit Macht, kein Fragesteller mehr wie es der Klimawandel war, sondern ein fordernder Erpresser: Entweder ohne oder.

Sprachliche Gestaltung 

Schawidows Bundesworthülsenfabrik (BWHF), als Nachfolgebetrieb des VEB Geschwätz aus der DDR und dessen Vorgänger Reichsamt für Worte und Benennungen (RWB - Forschungsbehörde AO) verantwortlich für die sprachliche Gestaltung der zentralen Politikvermittlung, steht in vorderster Front in der Krise, im Abwehrkampf gegen russische Bots und chinesische Unterstellungen, im Dienst der politischen Parteien und damit auch einer kritischen Öffentlichkeit. 

Auch Falk Ebenhagen, Hauptabteilungsleiter Hauptsatzverwaltung (HHV) in der BWHF, wurde vom neuen Anforderungsprofil an die BWHF förmlich überrollt. Bis vor zwei Jahren einer von siebzehn ganz normalen Ressortchefs in der Versorgungsbehörde für Begriffe und Bezeichnungen, wurde Ebenhagen dank einer medizinischen Vorausbildung als Rettungssanitäter in der Corona-Zeit zum Stellvertreter und persönlichen Assistentin*in von BWHF-Chef Schawidow. "Wir schätzen uns ", beschreibt er selbst, "ich achte ihn, allein schon für seine längst legendären Beiträge zur deutschen Krisensprache."

Obergrenze und Ökoflation

Euro-Rettungsschirm", "Energiewende" und "Wachstumspakt", "Mietpreisbremse", "Stromautobahnen", "Ökoflation", "Obergrenze mit atmendem Deckel" und zuletzt "Basisschutz", es sind Begriffe, vor denen Falk Ebenhagen den Hut zieht. "Ich höre sie, lese sie und bin einfach nur sehr stolz darauf, was wir als Behörde zu leisten vermögen", sagt er. Wie viele Krisen die BWHF durch gezielten Worthülsenbeschuss beigelegt hat, wie viele Karrieren gerettet und wie viele Währungen stabilisiert wurden, könne wohl niemand genau sagen. "Aber wir alle wissen ganz sicher, dass unsere Welt anders aussähe, hätte sich Helmut Kohl gegen eine Bestandsgarantie für die BWHF entschieden."

Die Arbeit hört auch nimmer auf. Obwohl mit dem Europäischen Amt für einheitliche Ansagen (AEA) bereits im vergangenen Jahr eine EU-Zentralstelle mit "starkem Mandat" (von der Leyen) gegründet worden war, um  einem globalen Bedeutungsverlust des weltgrößten Wirtschaftsraumes durch Mehrfachbenennungen entgegenzuwirken, ist die nationale BWHF mit Sitz in Berlin weiterhin von zentraler Bedeutung für die Ausgestaltung der "Zeitenwende" - ein Begriff, bei dem Falk Ebenhagen schmunzelt, weil er, wie er sagt, "unmittelbar vor der großen Kanzlerrede von Olaf Scholz von einem unserer Boten direkt in den Bundestag geliefert wurde".

Hörbare Krisenauswirkungen

Im Augenblick sind es natürlich die ersten spürbaren Kriegsauswirkungen, die die BWHF zu verpacken hat. Sanktionspaket, Sanktionsverschärfungspaket, Oligarchenembargo, Sondervermögen und der Satz von der "Lieferung nicht-letaler Waffen", all das nennt Ebenhagen fast schon abfällig "Vorkriegsware". Viel schwieriger als die Umschreibung virtueller Symbolhandlungen sei es für Worthülsendreher, Buchstabenschmiede und die oft unterschätzten Bedeutungspoeten der BWHF, Begriffe zu kreieren, die im Alltag ganz normaler Bürgerinnen und Bürger ankommen, auch wenn sie nicht verstanden werden. "Herr Schawidow sagt immer", verrät Ebenhagen eines der Schaffensgeheimnisse des BWHF-Chefs, "dass eine gute Worthülse gefühlt werden können muss, ohne dass der Fühler studiert haben braucht."

In der Zeitenwende ist das umso wichtiger, auch aufgrund der Tatsache, dass sich frühere Lockvokabeln wie das "Energiegeld", das die BWHF den Grünen als Wahlkampfmunition geliefert hatte, durch häufigen Gebrauch ohne Nutzung bereits ähnliche Spuren der Abnutzung zeigt wie die sprachlichen Platzpatronen "Heißzeit", "Klimanotstand" und "CO2-Steuer". "Damit können wir heute keinen Spitzenpolitiker mehr versorgen", ist sich Ebenhagen der hohen Verantwortung der BWHF bewusst. "Energiegeld" etwa sei als Propagandamunition eine sehr gute Idee gewesen, tauge nach einem frühen Tod im Nachwahlherbst allerdings nun nur noch als Placebo.  "Kein Mensch wird noch einen Augenblick darauf verwenden, daran zu glauben, dass ihm der Staat Geld überweist, weil er daheim heizt und zur Arbeit pendelt."

Die Erfindung der Freiheitsenergie

Mit der Erfindung der "Freiheitsenergie" (®©) ging die BWHF den Weg in Surreale trotzdem konkret weiter, den die Bundesworthülsenfabrik (BWHF) mit der Umbenennung des staatlichen Reichenzuschusses für den Kauf von Elektrofahrzeugen in "Innovationsprämie" eingeschlagen hatte. Motto: Wer seinen Diesel nicht mehr betanken könne, weil ihm 50 Euro fehlen, müsse eben schnell einen Tesla kaufen, um den russischen Ölfalle zu entgehen. Und wo es für die neue Gasrechnung nicht reiche, sei es Zeit für eine umfassende Dämmung des Hauses, den Einbau einer Wärmepumpe und einen warmen Pullover. Falk Ebenhagen lacht: "Eine ganz logische Fortsetzung ist nun der Tankrabatt, den wir Herrn Lindner zur Verfügung gestellt haben."

Jede und jeder kennt das Verfahren, mit dem der Handel seinen Kunden seit Jahrhunderten günstige Einkaufsgelegenheiten suggeriert. Eine psychologische Dauerschleife, wie Ebenhagen auf Erkenntnisse seiner Mitarbeiter im PsychOps-Referat der BWHF verweist. "Käufer geben lieber viel Geld für Waren aus, denen sie wegen hoher Preise einen höheren Wert zubilligen, wenn ihnen versprochen  wird, dass sie etwas zurückbekommen." Wer billig kaufe, kaufe doppelt, auch wenn er mehr für sein Geld bekomme, lieber also lasse sich der Kunde Schilder mit Mondpreisen zeigen, auf die er sich dann zufrieden einen Rabatt gewähren lasse. "Und genau da haben wir mit unserem Tankrabatt angesetzt."

Tankrabatt aus dem Sprachgeschütz

Die sprachliche Gestaltung sei bestechend, die Umsetzung orientiere sich direkt an einem Konzept für eine smarte Benzinpreisbremse, die das Klimawatch-Institut (CLW) aus dem sächsischen Grimma in der ersten Welle der Benzinpreiswut im Herbst vorgelegt hatte. "Die Forscher schlugen damals vor,  die Zuschläge für die neue CO₂-Steuer direkt an der Tankstellenkasse zu erstatten", erinnert Falk Ebenhagen. Durch die Rabattierung direkt an der Tanksäule entstehe der Eindruck, der Staat habe etwas zu verschenken. 

Nach Ansicht unserer Experten wirkt das psychologisch etwa dreifach stärker als eine einfache Steuersenkung, die sofort wieder vergessen wird." Im Vergleich zum Kurs der EU-Partnerländer sehe er Deutschland auf diesem nationalen Sonderweg gut aufgestellt. Im Bemühen, in der Debatte zu punkten, werfe nun jeder wild und unabgestimmt Ideen in die Öffentlichkeit, die meisten selbstausgedacht und von der BWHF weder designt noch geprüft. Falk Ebenhagen sieht ein Zwischenziel in der angestrebten Entlastungsdiskussionsorgie bereits erreicht. Draußen im Lande hätten Bürgerinnen und Bürger den Eindruck vermittelt bekommen, ihre Problemchen seien ganz oben bekannt und die Verantwortlichen machten sich Gedanken darüber. "Aus unserer Sicht haben wir damit also etwas angestoßen, das wirkmächtig genug ist, um eine Umsetzung zu erübrigen."


5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Biden-Regierung liefert die Vorlage für Freiheitsenergie: Statt beim finsteren Putin zu kaufen bestellt man Öl beim fortschrittlichen Venezolaner und den Saudis, die im Jemen-Konflikt zwar involviert sind, aber dort keine offizielle 'Operation' laufen haben.

Die Anmerkung hat gesagt…

Die Rettungsschirmbranche hat volle Auftragsbücher.

- EZB arbeitet mit Hochdruck an Rettungsschirm für Ukraine-Flüchtlinge
- Heinrich forderte einen "Rettungsschirm für die Menschen", die überdurchschnittlich unter Preissteigerungen zu leiden haben.
- Zudem müssten für die Flottenbetreiber von Lkw, die mit verflüssigtem Erdgas (LNG) fahren, ein Rettungsschirm gespannt werden

Dann gibt es ja noch die Care-Pakete des kleinen Mannes.

- Außerdem geht es um Darlehen aus dem ersten europäischen Rettungspaket

Anonym hat gesagt…

Vermutlich wird man in Berlin demnächst den kunterbunten Solidartätssoli für alle notleidenden Erdbewohner verabschieden, damit sich niemand bei der globalen Teilhabe diskriminiert fühlen muss. Die zu setzenden Zeichen sollten nämlich im Einklang mit dem Gutmenschentum wachsen.

Eine just bis zu uns geflüchtete 18jährige Ukrainerin wurde hier übrigens sofort von Schicksalsgenossen tröstend in die Arme genommen und fachkräftig bunt integriert. Leider weiß man im Propagandaministerium noch nicht, welches Trauma höher zu werten und somit politisch korrekt zu verhätscheln ist: Das des weiblichen Opfers oder das des männlichen Täters. Eine echte Zwickmühle farbenprächtiger deutscher Gewaltschönmalerei.

Aber uns kümmern ja primär die zu 70% vom Staat kassierten Spritpreise. Selbstverständlich ist nach der 'Abwahl' Trumps daran jetzt allein Putin schuld.

Manchmal wünschte ich ein paar Atombomben auf dieses verlogene oder verblödete Scheinheilsnest BRD mit seinen hirntoten Schildbürger-Nacktaffen.

Anonym hat gesagt…

Beide sollen auch die ukrainische Staatsbürgerschaft besitzen. Die Polizei hat Ermittlungen wegen des „Verdachts der Vergewaltigung“ eingeleitet. Dabei soll u.a. auch geklärt werden, wie die beiden mutmaßlichen Täter an den ukrainischen Pass gekommen sind.

Der ukrainische Pass wird im Unterschied zum deutschen, den sie bald erhalten werden, richtig Geld gekostet haben.

Anonym hat gesagt…

Anja Kohl ( wdr Wirtschaftsexpertin ) hat glänzende Augen - endlich Krieg - der bewaffnete Arm des Genderismus scharrt mit den Hufen , endlich darf man völlig ungeniert die wirtschaftliche Vernichtung der weißen Mitteleuropäer fordern