Dienstag, 16. August 2022

Seid verschwunden, Millionen: Wie der Klimaminister Menschen spart

80 Millionen sollen mitmachen, die anderen 3,2 Millionen nicht: Das Bundesklimawirtschaftsministerium grenzt Millionen Mitbürgerinnen und Mitbürger aus.

Ausradiert. Vergessen. Aus den Listen getilgt,  aus der Wahrnehmung verschwunden und in eine Unsichtbarkeit verbannt, aus der es kein Entkommen gibt. 3,2 Millionen Menschen, Kinder, Frauen, junge und alte Männer, Bürgerinnen und Bürger aller Hautfarbe, Glaubensbekenntnisse und Parteizugehörigkeiten, hat Bundesklimawirtschaftsminister Robert Habeck mit einem Federstrich ausgegrenzt, als er die neue große Werbekampagne der Bundesregierung zum Energiesparen startete. Nachbar, Freunde, Brüder, Mütter, Junge und Alte jeglichen Geschlechts. Einfach weg, nicht mitgemeint.

Die fehlenden Millionen

Mutmaßlich 83,2 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner hat das Land, eine Zahl, die nicht ganz genau stimmen muss und kann, weil der sogenannte "Bevölkerungsstand" (Statistisches Bundesamt) niemals steht, sondern ständig in Bewegung ist. Die zuständige Bundesbehörde vermutet derzeit mit 83,7 Millionen Menschen noch einige mehr im Land als etwa die amtliche "Tagesschau", die seit Jahren "weder Zuwachs noch Rückgang" sieht. Dass die Bevölkerungszahl nicht schrumpfe, liege "vor allem an der Zuwanderung - insbesondere aus Rumänien, Syrien und Afghanistan", berichtete die vielbeachtete Nachrichtensendung unter Berufung auf die Amtsstatistiker, die sich wenig später berichtigten, offiziell aber auch noch eine dritte Meinung zur Zahl den möglicherweise in Deutschland lebenden Menschen vertreten.

Nur: So viele Zahlen es auch sind, eine, die 80 Millionen schon länger und auch kürzer hier Lebende nennt, ist nicht dabei. Das Bundeswirtschaftsministerium hat sich dennoch entschieden, seine große Energiespar-Kampagne unter das Motto "80 Millionen gemeinsam für den Energiewechsel" zu stellen. "Jeder soll helfen, Deutschland unabhängiger von russischen Importen und fossilen Energieträgern zu machen", heißt es da. Jeder. Außer die 3,2 oder gar 3,7 Millionen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die die Habecks Energiewechsel-Kampagne nicht anspricht, sondern totschweigt.

Ein ganzes Kernkraftwerk

Warum aber tut sie das? Sollen diese Menschen nicht helfen, dass "wir unabhängig werden von fossiler Energie - für unsere Freiheit und unsere Sicherheit"? Oder sind sie vielmehr die, die nicht müssen? Weil sie aus bestimmten, öffentlich nicht genannten Gründen privilegiert sind? Oder weil sie einfach nicht gebraucht werden beim Sparen und dem zügigen Ausbau der erneuerbaren Energien, da es auch so reichen wird? Wer sind diese Leute, deren Menge größer ist als die der deutschen Arbeitslosen und auch als die der vom Anstieg des Meeresspiegel bedrohten Menschen weltweit

Diese 3,2 Millionen Verschwiegenen stehen für einen Energieverbrauch von rund 5.000 Gigawattstunden. Das ist mehr, als ein deutsches Kernkraftwerk im Jahr liefert. Beinahe 1.000 Windkraftanlagen müssen weiterlaufen, um diese drei Millionen Mitmenschen zu versorgen, die vom Bundesklimawirtschaftsminister ausgeschlossen worden sind von der gesamtgesellschaftlichen Sparanstrengung.

Ausgerechnet ein Grüner

Dass ausgerechnet ein Politiker von Bündnis90/Die Grünen, einer Partei, die sich nach Kräften bemüht gibt, stets immer alle mitzumeinen und sei es selbst um den Preis, eine Sprache zu sprechen, die niemanden mehr erreicht, bei einem wichtigen Thema wie dem nach einem Beschluss der Bundesworthülsenfabrik (BWHF) in Berlin jetzt als "Energiewechsel" bezeichneten Energieausstieg Millionen ausgrenzt und sie daran hindert, klimaneutral zu werden, ist eine faustdicke Enttäuschung. 

Gerade angesichts der doppelten Dringlichkeit für kalte, kurze Duschen, den Einbau von Wärmepumpen und die Vermeidung von Heizlüftern durch die sich verschärfende Klimakrise und den russische n Angriffskrieg auf die Ukraine käme es auf jeden an. Selbst das Bundesklimaministerium betont "das geht aber nur zusammen"  - verweist dann aber umgehend wieder auf die "gut 80 Millionen Bürgerinnen und Bürger in Deutschland", die mit einem "breiten Bündnis von Verbänden" (BMWK)  überzeugt werden sollen vom "Abschied von fossilen Energien, um unabhängiger zu werden und die Klimaziele zu erreichen" (Habeck).

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Energiewechsel.de? War mir neu, da hätte man ein paar Werbemilliönchen mehr versenken müssen. Mit der Energie, die ich deswegen verschwendet habe, kann nun ein Machthaber irgendwo Demokraten unterdrücken.
Energiewechsel? Auf welche Energie wechselt man eigentlich, wenn man den Duschkopf zustopft oder die Bude in Styropor packt?

Klaus K. hat gesagt…

Jedes Gramm Buntmetall, jedes Milliwatt elektrischer Energie zum Aufbau des Sozialismus!

Anonym hat gesagt…

Ich muss nicht stinken, hab Ölheizung!
Danke Halbek, oder wie der heisst

Carl Gustaf hat gesagt…

Ist doch ganz klar! Die 80 Mio. bezieht sich auf die lieben Deutschen. Deswegen auch "Liebe 80 Millionen". Der Rest sind dann die nicht so lieben oder gar die bösen Millionen. Für die lässt sich das Klimakteriumministerium was eigenes und ganz besonderes einfallen.

Carl Gustaf hat gesagt…

Apropos: Ich habe dem BMWK einen weiteren Einspartip für die Kategorie "Haushaltsgeräte" zukommen lassen: Auf den Thermomix verzichten und stattdessen Elter1 oder Elter2 kochen lassen.

Anonym hat gesagt…
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Der lachende Mann hat gesagt…
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Anonym hat gesagt…
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Jodel hat gesagt…

Die 3 Komma irgendwas Mitbürger könnten doch die Grünenwähler sein. Die stehen doch schon auf der richtigen Seite. Denen muss man nichts zumuten. Den Gürtel enger schnallen betrifft schließlich nur den nichtwoken Pöbel. Wer schon einen Elektro-SUV fährt, eine Wärmepumpe am Passivhaus schnurren hat, seine Stromkosten mit einer gesponserten Photovoltaikanlage bezahlbar hält und sich auf ein bis zwei Fernreisen im Jahr beschränkt, dem kann man beim besten Willen nichts mehr zusätzlich aufbürden.

Anderseits könnten es auch die verstockten Crypto-Nazis der AfD sein. Diese Halunken, die ständig das beste aller möglichen Deutschländer delegitimieren wollen. Die muss man nicht bitten mitzumachen. Dazu hatten diese Spalter alle Zeit der Welt. Die gereichte Hand des gerechten Staates wurde schon bei der etwas wirkungsvollen Superimpfung und den supersinnvollen Coronamaßnahmen ausgeschlagen. Nein, hier muss hart durchgegriffen werden und mit knallharten Verboten gearbeitet werden. Kein Zuckerbrot, nur noch Peitsche.

Die kommenden Maßnahmen unserer Regierung im Winterohnegas werden zeigen, welcher Haufen gemeint war. Lassen wir uns überraschen.

Anonym hat gesagt…

Nach dem ersten gelöschten Kommentar noch zwei weitere solche läßt hoffen.
Mit Brecht: Und hatten ihn also verstanden ...

ppq hat gesagt…

er soll sich ein abbas-t-shirt anziehen

Anonym hat gesagt…

Bedauerlich, weil ziemlich unter Deinem gewohnten Niveau.

ppq hat gesagt…

mir war so