Donnerstag, 29. Mai 2025

Ohne Reichweitenbegrenzung: Der Tag des Herrenmenschen

Im Nahen Osten entstand der Brauch, am 40. Tag nach dem Ostersonntag Himmelfahrt zu feiern. Jesus gesellte sich damals zu Gott dem Herren. Deshalb heißt der Tag auch der "Herrentag" oder "Männertag".
 
Unbeobachtet von Freund und Feind verschwand er aus seinem bescheidenen Palast wie weiland Christian Wulff aus seinem Schloss. Der über das Volk der Gläubigen hinaus geliebte Papst Franziskus verabschiedete sich an einem Ostersonntag und im Gegensatz zu Jesus von Nazareth, dem  Nordafrikaner, kehrte der Südamerikaner bis heute nicht mehr wieder. Die Auferstehung, eine Geschichte, die sich allein Augenzeugenberichten verdankt, blieb einmalig. 
 

Abschied von Franziskus 

 
Wie auch die Himmelfahrt, göttlichem Ratsschluss folgend von nun an auf Ewigkeit immer am 39 Tage nach dem Abschied von Franziskus zu feiern. Nur der Autor des Lukasevangeliums (24,50–53 EU) und die Apostelgeschichte (1,1–11 EU) berichten davon, wie der auferstandene Christus vor den Augen seiner Jünger entschwand und gen Himmel fuhr wie eine SpaceX-Rakete.  
 
Doch Glaube ist mächtiger als jeder Beweis des Gegenteils: Seit irgendwann wird Ostern als Einheit von kirchlicher Pracht, Fernsehgottesdiensten und heidnischem Eiersuchen gefeiert. Und Himmelfahrt, 40 Tage danach, als Bierbrauch, der über den Genuss zum Leiden und am Brückentag zur Auferstehung führt.
 
In Deutschland, der am schlimmsten betroffenen Region weltweit, markiert das Fest den Moment im Jahr, in dem nach einem langen Dürrefrühjahr und einem rekordheißen Mai die Hoffnung wächst, es könne zu einem Zollkompromiss mit Amerika kommen, die Ukraine könne sich mit Streckenbeschuss gegen Moskau wehren, die deutsche Wirtschaft unversehens wiederauferstehen und Palästina ein eigener Staat werden, wenn der Judenstaat endlich auf die Mahnungen aus Europa hört, sich nicht zu verrennen im Kampf gegen seine Feinde.
 

Einkehr und Besinnung 


Es ist wahr. Auch zwei Jahrtausende nach der Ermordung des Juden durch italienische Soldaten im Auslandseinsatz ist es deutschen Dichtern, Politikern und Medienschaffenden nicht gelungen, den Nahen Osten zu befrieden. Keine andere als die grüne Außenministerin Annalena Baerbock warb so intensiv und oft um ein Einlenken Israels, um Einkehr und Besinnung, um damit Fluchtursachen zu bekämpfen. Denn Fakt ist: Kein Staat weltweit leidet mehr als Deutschland unter Israel, schlimmen Bildern und der eigenen Verstrickung in die Schuld eines rechtsextremen Regimes, von dem sich auch der neue Bundeskanzler inzwischen ratlos abgewandt hat. 
 
30 Prozent des Internetverkehrs werden durch Hass, mehr als 50 Prozent aller deutschsprachigen Medieninhalte sind dem Klima, Israel, Zöllen und rechter Gewalt gewidmet. Hier klingt nach, was der inzwischen weitgehend vergessene deutsche Papst Benedikt XVI Jüngern und Nichtjüngern der katholischen Kirche einst im Petersdom in die Stammbücher schrieb: "Glaube ist die wahre Aufklärung", wer glaubt, der muss nicht mehr wissen, er kann unbedenklich, formfrei und ohne Einhaltung von Fristen weiterhin der Nutzung aller seiner auf Facebook oder Instagram zum Training der Meta-KI widersprechen.
 

Warten auf Wadephul 

 
Das gibt ein gutes Gefühl, ganz als wenn im Nahen Osten jemand auf Johann Wadepuhl gewartet hätte, der als Anwalt aus Schleswig-Holstein viel darüber erzählen kann, wie eine zwei Staaten-Lösung friedlich umgesetzt werden muss. Lauenburgs und Holstein wurden durch preußische Truppen besetzt. Dänemark glaubte an Hilfe aus Russland und Großbritannien, um seinen Herrschaftsanspruch durchzusetzen. Doch die Welt schwieg. Mit der Erstürmung der Düppeler Schanzen obsiegten die, die sich der dänischen Fremdherrschaft nicht hatten beugen wollen. 
 
Ein Vorbild für Palästina, auf das viel zu selten hingewiesen wird, doch wer wahrhaft glaubt, muss auch das nicht wissen. Wer wahrhaft glaubt, muss über Tatsachen überhaupt nicht aufgeklärt werden. Denn wer aufgeklärt ist, kann nicht mehr ernsthaft und richtig glauben.  Als Rio Reiser sein "Alles Lüge!" in die Welt sang, eine Behauptung, die selbst gelogen ist, spielte er auf diesen Umstand an: Sobald ein Schwindel seine ersten paar Lebensjahre überstanden hat, wird er zur Wahrheit. So gilt es heute etwa als unumstritten, dass Jesus' Auferstehung ein profunder Fakt ist, weil sich das Geschehen nachweislich am Ostersonntag abgespielt hat. Allerdings gab es den Osterglauben bereits vor den ersten Gerüchten über das leere Grab.
 

Die Vorhaut fuhr mit 

 
Jesus war allerdings nachweislich Jude und ob seine Vorhaut mit ihm auferstanden und später die Himmelfahrt gemeinsam mit ihm angetreten hat, ist über Jahrhunderte sehr umstritten gewesen. Erst das Konzil von Nicäa im Jahr 325 beschloss, dass die ihm am achten Tag entnommene Fleischprobe sich aufgrund göttlichen Willens inzwischen selbsttätig zur Rechten Gottes eingefunden habe. 
 
Dort liegt die Vorhaut bis heute wie zum Beweis dafür, dass es die pragmatischen Entscheidungen sind, die die Zeit überdauern. Hätten die Weisen vor 1700 Jahren - das ist länger als die Sowjetunion existierte und sogar länger als es die EU tut - anders entschieden, wüsste heute niemand, wo sich dieser kleine, aber so immanent wichtige Teil des Mannes befindet, der sich wie eine Brücke zwischen Juden- und Christentum spannt.

Wer glaubt, muss nicht wissen, denn er weiß ja, was er glaubt. Das Leben ist stärker als der Tod, das Gute ist stärker als das Böse, die Liebe ist stärker als der Hass, die Wahrheit stärker als die Lüge, der Euro stärker als die Spekulanten und die westliche Gemeinschaft stärker als der russische Aggressor. Wer glaubt, braucht weder Wahrheit noch Wissenschaft.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

<<< Sobald ein Schwindel seine ersten paar Lebensjahre überstanden hat, wird er zur Wahrheit. >>>
Da wüsste ich ein gewisses Beispiel, aber lassen wir besser.

Übrigens hat die Alleinseligmachende insgesamt dreizehn authentische Präputia des HErrn verehrt.

Anonym hat gesagt…

Wadephuls Geschwätz wird genau so schnell kleiner im Rückspiegel werden wie Baerbock. Was soll das überhaupt für ein Name sein, sind wir hier im Ohnsorgtheater oder was.