Dienstag, 19. April 2016

Der Missionar aus München: Deutschland, einig Gottesstaat

Ein Mann braucht eine Aufgabe, andere Männer haben bereits eine gefunden. Heribert Prantl, das schärfte Seziermesser Süddeutschlands, hat sich an der NPD abgearbeitet, er die Flüchtlingskrise vor allen anderen gelöst und den von der damals noch existierenden FDP geplanten "Ausverkauf der Staatlichkeit" (Prantl) Deutschlands konnte er mit ein paar fetzigen Zeilen auch verhindern.

Deutschland braucht doch seine Staatlichkeit! Und außerdem braucht Deutschland seine Kirchen. Prantl, der die Welt aus einer religiös gefärbten Brille sieht, wusste deshalb gleich, was die Christenglocke geschlagen hat, als die AfD verlauten ließ, sie halte den Islam für nicht mit dem Grundgesetz kompatibel. Prantl versammelte sich spontan zum Schnellgericht, Fünf-Minuten-Terrine Haram: Wer solches sagt, der hat selbst jedes Recht verwirkt, sich noch auf die Grundrechte berufen zu dürfen.

Mehr noch: Wer die die Angst vor dem Islam schürt, rütteln an fundamentalen Grundrechten, denn seine Äußerungen sind ein Angriff auf die deutsche Leitkultur! Der Islam nämlich, so Prantl, ist "eine der drei abrahamitischen Weltreligionen". Die darf niemand kritisieren, schon gar nicht so pauschal, wie Prant die AfD kritisieren darf. Denn wer "den Islam in gehässiger Absicht eine politische Ideologie nennt, die mit dem Grundgesetz nicht vereinbar" sei, der "verunglimpft" auch die christliche Religion. Denn das Grundgesetz kennt nur die Gleichbehandlung aller Religionen, abgesehen von Scientology und dem Spaghettimonster. Wobei Kirchensteuer nur die christlichen Kirchen vom Staat eingezogen bekommen. Kleinigkeiten.

Wichtig ist, dass es sich bei Deutschland aus Prantl-Sicht um einen Gottesstaat handelt, in dem Religion keine Privatsache, sondern Staatsangelegenheit ist. Wer den Glauben angreift oder ihn ablehnt, greift uns alle an, vor allem aber provoziert er den Missionar aus München zu fantastischen Volten. Atheisten und Agnostiker schilt er für ihre "Angst vor dem Verlust der "christlichen Werte" als "Milieus, die von eben diesen Werten wenig wissen und wissen wollen".

Dann kommt eben sowas raus: keine Gebetszeiten, nicht fünfmal am Tag und nicht mal sonntags. Kein "interreligiöser Dialog" mit Gottesvergleich auf Verdammniskraft und Wunscherfüllungsmacht. Sondern fiese "Auseinandersetzungen mit glaubensbewussten Muslimen", die den trottligen "AfDlern ihre eigene Unkenntnis über die Grundlagen des Christentums" klarmachen.

Nein, wirklich, hier muss die Meinungsfreiheit enden. Wer glaubt, dass der Glaube an einen alten Herren im Himmel, an ein Paradies voller Jungfrauen, an Jesus am Kreuz, den brennenden Dornbusch, Jesus getrennt vom restlichen Leib zum Himmel aufgefahrene Vorhaut und das geteilte Rote Meer unterschiedlos (Artikel 4 Grundgesetz) Blödsinn ist, dem steht Meinungsfreiheit gerade noch so zu. Wer aber Unterschiede macht und den einen Glauben noch dämlicher findet als den anderen - abgesehen von Scientology und der Spaghettikirche, das ist Konsens - der hat verdient, dass ihm Heribert Prantl heimleutet.

Der ist ein Verfassungsfeind, ruft der. Der spaltet die Gesellschaft.

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4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Optisch hat sich der Prantl ja auch schon lange eingenordet. Mit einer Kopfwindel geht der ohne weiteres als Mullah durch.

Gernot hat gesagt…

Gerade las ich, dass Teile des BKA-Gesetzes vom BVerfG als verfassungswidrig beurteilt wurden.
Hunderte oder gar tausende verfassungswidrige Gesetze wollten die Etablierten mittlerweile verabschieden.
Wer ist denn nun verfassungsfeindlich?

Übrigens betrifft der Konsens gegen Spaghettimonster und Scientology auch die Heiden. Jede Kleinigkeit müssen sie gerichtlich erstreiten, falls überhaupt möglich. Mir wurde z.B. gerade meine Einladung zur privaten Beltane-Feier bei ebay-Kleinanzeigen begründungslos gelöscht.

Unsere Freiheiten gelten halt alle nur bis man sie ge- äh, Verzeihung, miss natürlich, -braucht.

wolpertinger hat gesagt…

Gernot,
Beltane,hat das was mit Irland,den Sagen (Maeve etc.)vor der Christianisierung zu tun?Der Gehörnte usw.?Bin mir jetzt nicht sicher,deshalb frag ich einfach mal blöd.Mir fällt gerade ein,ich könnte ja mal googeln.Aber vielleicht kennst du dich ja besser als die Amis mit irischer Mythologie aus.

Gernot hat gesagt…

Hallo Wolpertinger,

es ist ureuropäisch-megalithisch und wahrscheinlich auch levantinisch und klein- und mittelasiatisch, wo immer es Weiße gab. Die feierten den 2. Vollmond nach der Frühjahrstagundnacht-Gleiche, von Babel bis zum Nordkap sozusagen.
Wenn Sie bei Google nachsehen, finden Sie wahrscheinlich nur die "neokeltische" Nacht zum 1. Mai, weil die nicht wissen, wann Vollmond ist.
Aber aus den keltischen Regionen Britanniens ist es am aktuellsten überliefert.