Montag, 4. April 2016

Medienkrise: Mit Putin in Panama

Es gibt nur eine Wahrheit und die ist aus allen Blickwinkeln identisch. Bei den stabreimend "Panama-Papers" genannten Industrieenthüllungen über das Vorhandensein von Briefkastenfirmen in Mittelamerika, die zudem noch Eigentümer haben, hat sich die deutsche Medienunion binnen Minuten auf eine gemeinsame Botschaft geeinigt: Vor allem Wladimir Putin, der russische Diktator, ist an allem schuld.

Von "Spiegel" über "Bild" bis zur letzten obskuren Schwarzwaldpostille illustrieren die freien Medienhäuser den Skandal um Prominente, die in Panama Firmen gründen ließen, von denen man nicht weiß, ob sie Steuern hinterzogen haben, unabhängig voneinander mit einem Foto des Mörders von Aleppo, Killers von der Krim und gewissenlosen Pegida-Gründers.

Soweit bekannt, gehört Putin nun zwar zu den wenigen Promis weltweit, von denen sicher ist, dass sie kein Konto in Panama haben. Doch Putin hat - leider - immer noch Freunde und Bekannte, die es anders halten. Dafür ist der Kremlchef verantwortlich, so wie Franz Beckenbauer persönlich für Messis panamanesische Steuersünden haften würde, gäbe es noch ein öffentliches Interesse an Beckenbauer.

Da das seit der extrem supersauberen Vergabe der WM 2006 an Deutschland nicht mehr vorhanden ist, hatten die Initiatoren der Panama-Papers-Enthüllung im Vorfeld der Bekanntmachung einen Veröffentlichungsbeauftragten durch die Großraumbüros der Republik geschickt. Der Herr, im Nebenberuf Angestellter der US-Botschaft in Berlin, teilte gegen das Versprechen, sie erst am Sonntagabend nach Beginn der Tagesschau zu öffnen, sogenannte PP-Umschläge aus, die neben einem vorgefertigten Text, der kostenlos und ungeprüft übernommen werden durfte, auch ein Foto von Wladimir Putin enthielt.

Weil die Redaktionen wegen der grassierenden Medienkrise wie immer am Wochenende nur dünn besetzt waren, wurde nahezu überall eine unveränderte Variante der Handreichung von SZ, NDR und WDR verbreitet.

Briefkastenskandal: Als ein Toter unschuldig hingerichtet wurde
Welthauptstadt der Briefkastenfirmen: Ein Besuch im US-Bundesstaat Delaware
Steuernsparen mit einem SPD-Briefkasten im Ausland: Wiedie Landesregierung in Sachsen-Anhalt die Scharia für sich entdeckte - die nie erklärte Stichting-Affäre




9 Kommentare:

derherold hat gesagt…

Das Faszinierende ist, die Unterabteilung K (wdr. sz, ndr) der Pressestelle der U.S. embassy in Berlin stock und steif und immer wieder als "Rechercheverbund" darzustellen.

Muster des Rechercheverbundes:
a) eigentlich ist Deutschland verstrickt/korrupt/schuld und wenn nicht, dann Putin oder der gelbe Chinamann
b) das wissen wir aus geheimen Geheiminformationen einer US-amerikanischen Quelle.


P.S. K steht für Kollaborateur

derherold hat gesagt…

Meine Lieblingsstellen in den panama papers (icij) sind:

"They are connected to the St. Petersburg-based Bank Rossiya, which the U.S. government has identified as Putin’s personal cashbox."

“He takes what he wants,” said Dawisha. “When you are the president of Russia you don’t need a written contract. You are the law.” (sagt die Wiwiwissenschaftlerin von der Miami Univ)

https://panamapapers.icij.org/20160403-putin-russia-offshore-network.html

ppq hat gesagt…

muss so gewesen sein. er wars, weil ers war. wir wissen, es, weil es so ist. alternativlos

Carl Gustaf hat gesagt…

"Enthüllungsjournalismus aus dem Resteregal" müßte die korrekte Schlagzeile lauten. Bereits zum Jahresende 2014 berichtete VICE im großen Stil (http://www.vice.com/de/read/evil-llc-0000919-v10n12), vor Jahresfrist tauchten erste ernst zu nehmende Berichte über das Datenleck im schweizer Tagesspiegel auf (http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/standard/Der-Offshorepilot/story/17029354).

Nachdem die Unterlagen seitdem strafrechtlich (z.B. FIFA) und politisch (z.Bsp. Minsk 2 ?) verwertet worden sind, dürfer jetzt ein paar Journalisten den Rest verwerfen.

Dass eine Person wie Georg Mascolo um keine noch so große Peinlichkeit verlegen ist, zeigt die Tatsache, wie er mit Chuzpe den von VICE seinerzeit getätigten Vergleich von Offshore-Firmen mit einem Fluchtwagen des Bankräubers als eigene geistige Leistung ausgegeben hat (http://www.focus.de/kultur/kino_tv/focus-fernsehclub/anne-will-gaeste-diskutieren-das-gigantische-datenleck-panama-papers_id_5404494.html).

derherold hat gesagt…

Assads Name soll auch in den panamapapers auftauchen !

Das heißt, hier ist eine rote Linie überschritten worden. Jetzt müssen endlich bei Aktionen Schläge ausgeführt werden !

ppq hat gesagt…

ausmerzen, nun aber endgültig. es sollen sich ja auch schon alawiten von ihm losgesagt haben.

Gernot hat gesagt…

Das Irre ist, dass es sich zumindest zum großen Teil um völlig legale Aktionen/Firmengründungen handelt. Nur die hohe Moral der Wahrheitsmedien duldet dergleichen nicht. Sie verlangt auch, freiwillig mehr Steuern zu zahlen, als gesetzlich erforderlich. Machen die Redakteure wohl alle.
Im Deutschlandfunk wurde das Legalitätsargument gestern Nacht auch erwähnt - wenige Worte später waren Putins Freunde und ein südamerikanischer Präsident, "der versprochen hatte, gegen die Korruption vorzugehen", in Geschäfte mit Briefkastenfirmen
v e r w i c k e l t.
Sie haben nicht etwa Geschäfte gemacht, sondern waren verwickelt.

Zuvor: Ein amerikanischer Präsidentschaftsbewerber der Demokraten sei (Zit.): "selbsternannter Sozialist". Klar, wo doch die marxistische Behörde zur Sozialistenernennung gar nicht gefragt wurde. Bei der Behörde muss es sich um unsere Wahrheitsmedien handeln.
Wer, zur Hölle, soll denn jemanden "zum Sozialisten ernennen"?
Aber mit diesem idiotischen Adjektiv werden ja auch ständig Naturschützer, religiöse Abweichler, Bürgerrechtler usw. diffamiert, wenn sie der Medienwahrheit widersprechen - wenn nicht, sind sie dagegen "Aktivisten", medienernannte ganz offenbar.

Ich bin bestimmt nicht "für Wirtschaftskriminalität", aber hier scheint´s nur (mal wieder (wie oftmals bei Kampfhunden, Kinderpornos, Schulhofdealern, Rechtsextremisten, "Hasspostings" und Terror) darum zu gehen, eine Stimmung der Befürwortung von immer mehr Überwachung zu erzeugen.

Letztes Beispiel: Der "NPD-Politiker", der als von Syrern "gerettet" verhöhnt wurde, arbeitete u n e r k a n n t bei einer Stadtverwaltung, als Krankenhauspförtner oder so - wahrscheinlich mit einer Tarnkappe von Zwergen am Rhein in der Nähe von Worms.
Ich blieb übrigens während jahrelanger Arbeit unerkannter Briefmarkensammler

Ich habe dieses Informationsgrundsätzen (Trennung von Info und Kommentar) widersprechende Propagandaneusprech so satt! Ich mag gar nicht mehr hinhören.
Denken die wirklich, die Leute wären so blöde, das nicht zu bemerken?

Mich hungert und dürstet. Ich schleiche jetzt los, mich in Geschäfte mit Aldi verwickeln.

Anonym hat gesagt…

Zum Thema Medienkrise: Es gibt einen wunderschönen Kommentar auf stern.de zum Thema Flüchtlingsheim in Blankenese und warum die Bewohner dort gut sind und keine rechtsradikalen Rabauken. Du kannst sicher einen hübschen Artikel draus machen.

'Nina Lizell' hat gesagt…

Der Mann mit dem Panamahut,
Panamahut
Panamahut
Ja der kennt die ..*.. sehr gut
und weiß sie zu verwöhnen.

* ausgewählten Steuerhinterzieher,
unangreifbaren Politiker