Dienstag, 5. April 2016

Panama Papers und NSU-Leaks: Von Helden und Verbrechern

So grundverschieden kann das Gleiche sein. Als der Blogger Fatalist begann, die irrwitzig schiefgegangene Aufklärung der Mordserie der zwei tödlichen Drei von der NSU ganz sachlich aufzuarbeiten, indem er die bis dahin geheimgehaltenen Akten der Ermittlungsbehörden öffentlich machte, war das weder "Leak" noch "Sieg der Transparenz". Sondern, so zumindest behaupteten Bundesminister, ein Verbrechen.

Was geheim war, sollte geheim bleiben, schon allein um den Staatsschutz zu schützen, der lange vor der großen Flüchtlingskrise einen Vorgeschmack davon gegeben hatte, was Staatsversagen bedeutet.

Untersuchungsausschüsse tagten, und sie berieten manchmal weniger über Verfassungsschutz und Polizei, rätselhafte Schießphänomene und märchenhafte Ereignisabläufe. Sondern über Fatalist, sein NSU-Leaks-Blog und die Möglichkeiten, den in Asien sitzenden Enthüller in die Finger zu bekommen, um ihn zum Schweigen zu bringen. Angst ging um in den Regierungsgebäuden, Angst, dass das, was Geheimdienste auftragsgemäß geheim gehalten hatten, doch irgendwie herauskommen könnte. Zum Schaden aller.

So wie der von den US-Behörden verfolgte Edward Snowden in deutschland kein Asyl bekommen konnte, weil seine Verfolger gute Freunde sind, kann Fatalist keine Heldenhymnen gesungen bekommen, weil seine Enthüllung nicht dem Staatswohl dient.

Anders ist das bei den Panama Leaks, die mit dem Bild des Staatsfeindes Putin auf dem Startbildschirm vom ersten Moment an klarmachten, was sie wollten: Politik machen und es Politikern einfacher machen.

Nun tönt es wieder, keine 24 Stunden nach den ersten Nachrichten über Terabytes und Millionen Blatt geheimes Geld. "Härter vorgehen" wollen alle, "Transparenz" fordern Männer, die es einst selbst vom Kofferträger zur Meisterschaft im Spendenvergesser brachten.

Weltweite Lösungen sind wiedereinmal gefragt, weil dann schon klar ist, dass ein Misslingen einem nicht selbst auf die Füße fällt.

Die Anmerkung zur Fantasie-NSU





3 Kommentare:

Kurt hat gesagt…

Wie sagten schon die alten Römer? quod licet iovi – non licet bovi

David hat gesagt…

Wenn der Staat als Hehler auftritt, vorsätzlich und öffentlichkeitswirksam, nämlich bei den Steuer-CDs, dann ist das natürlich ebenso völlig ok.

Die Anmerkung hat gesagt…

Bei den NSU Papers ist es wie bei den Panama Papers.

Der NSU hat Kiesewetter ermordet, nur kommt der NSU erst nach dem 4.11.2011, nämlich in der Abverfügung der Akten zum ersten Mal vor. Auch in abgewandelter Form und mit großzügig ausgestatteter Phantasie findet man in den Akten zu Heilbronn keinen NSU, keine Glatzen, Nazis, Nazibanden, Rechtsradikale, Radikale usw.

Es hieß kurz und bündig.

Die Ermittlungen wurden nach dem 4.11.2011 eingestellt, weil es der NSU war.

Der Putin war's schreiben alle deutschen Medien brav auf. Der unsere Steuergelder illegal gen Panama entsorgt. Nur kommt der Putin in den Akten gar nicht vor.

Da weiß ich, was ich von der Medienmeute zu halten habe.