Montag, 23. April 2018

Andrea Nahles: Die Abwicklerin

Wenn Martin Schulz im vergangenen Jahr die letzte Patrone der deutschen Sozialdemokratie im Kampf ums Kanzleramt war, dann ist seine Nachfolgerin Andrea Nahles was? Der letzte Flitzebogenpfeil? Das letzte Wurfmesser? Ein Kieselstein, der in die politische Arena kullert? Die SPD selbst zweifelt an ihrer neuen Frontfrau, die es trotz handverlesener Delegiertenbesetzung auf dem Sonderwahlparteitag in Wiesbaden nur auf zwei Drittel der Stimmen brachte.

Nur? Was die Leitmedien, der wankenden und schwankenden Sozialdemokratie üblicherweise durchaus wohlgewogen, nun ein "mäßiges Ergebnis" nennt, wie es die "Zeit" tut, die die 47-Jährige vor Wochen noch nach einer drei Jahre alten PPQ-Geschichte zur "Trümmerfrau" der deutschen Sozialdemokratie ernannt hatte, ist ein beachtliches Ergebnis. Immerhin hat Nahles in ihrer Partei damit fast viermal mehr Rückhalt als diese Partei in der Bevölkerung genießt. Und während dieser Partei ein umso härterer Aufschlag in der Wirklichkeit droht, je länger die Parteispitze, die Nahles binnen eines halben Jahres mit ihren Getreuen besetzt hat, die Wahrnehmung dieser Wirklichkeit ignoriert, kann Nahles nun darangehen, in der Parteibürokratie durchzuregieren.

Als Gegenregierung zu den eigenen Ministern will die Fraktionsvorsitzende die Fraktion aufbauen, einerseits zwar an den Fleischtöpfen des Staates, andererseits aber ganz in der Oppossition gegen Merkel, die Nahles eines Tages zu beerben gedenkt. Mit welchem Wahlergebnis der Hoffnungslauf zu diesem Ziel startet, dürfte der Literaturwissenschaftlerin, die schon vor zehn Jahren mit der Erfindung des Nahlismus und der "gerechten Gesellschaft" zu den theoretischen Vordenkern aufgeschlossen hatte, ziemlich egal gewesen sein.

"Mäßiges Ergebnis"? "Maues Ergebnis?" "Zweitschlechtestes Ergebnis aller Zeiten"? "Neustart mit Sand im Getriebe"? Hauptsache, der nächste Schritt, der nach dem überraschend gescheiterten Putsch gegen die Basis schon beinahe gescheitert schien, ist gegangen und die Widerständler in der Partei sind besiegt. Die Machos "haben Sendepause" (SZ). Und die SPD ist zwar "in der Sackgasse", aber am Lenkrad sitzt jemand, dem weder um die SPD noch gar um Land und Gesellschaft geht. Sondern um sich selbst.

Wie ihr Vorgänger Martin Schulz, der im Zwiespalt zwischen dem, was müsste, und dem, was er gern hätte wollen mögen, wie ein Gummiball von Thema zu Thema sprang und hoffte, irgendetwas - Europa, Gerechtigkeit, Menschen, Arbeit - werde schon irgendwann verfangen, versucht es Nahles mit Substantiven, Überschriften und Versprechungen. "Solidarität" hat sie gerufen, ja, "gebrüllt" (Berliner Zeitung), "digital" hat sie gesagt und dass sie die großen Internetkonzerne "zähmen" wolle. Sie hat die Fäuste geballt, eine "Debatte" versprochen und die SPD zum "starken Arm der Bürger" erklärt. Zwischen "Erneuerung", "Friedenspolitik", die natürlich irgendwie mit allen "gemeinsam" sein muss, Kritik am "Kapitalismus" und irgendwas mit "sozialem Engagement" knallen es die üblichen Worthülsen, allesamt Platzpatronen.

Wo Merkel "wir schaffen das" sagt, verspricht Angela Nahles "wir packen das". Originell wie ein "Spiegel"-Titelbild mit Trump, Merkel und Macron. Andrea Nahles, die für die SPD so viel Erneuerung verkörpert wie Egon Krenz das 1989 für die SED tat, führt sich als Abwicklerin der ältesten deutschen Partei stilecht ein.





3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Glück gehabt, die erfaßte Kriminalität ist um 25 % zurückgegangen. Wenn noch weniger Anzeigen aufgenommen werden oder weitere Straftaten keine Straftaten sind, dann leben wir bald völlig sicher.

wolfgang fubel hat gesagt…


Diese Dame ist schon kurz nach der Geburt falsch gewickelt worden
Deßhalb ist Sie ständig dabei, Sich selber abzuwickeln!

Anonym hat gesagt…

Chapeau!-
Diese Sozen “, die seit nunmehro 70 Jahren in ihren paranoiden Parallel-Universen herum delirieren, Sozio-Öko-Femi-Muku-Paradiese daher halluzinieren, gegen die Realität mit einer widerlichen Melange aus Hohn, Verachtung Hass und Gewalt reagieren, verhalten sich doch exactemangly selbstkonsistent und konsequent in ihrem „Spiegel-Universum“. –
Ergo ist es doch nur klaro, eine derart brechreizende Figur zur Star-Lokomotive dieses Zuges in den Untergang zu installieren, sind doch dort alle Werte-Kanons in(per)-vertiertet, also eine fiese, strunzdumme, hohle, verlogene, infame Nuss das unschlagbare Optimum